Da verschiedene Quellen unsere Historie verschieden und oft auch völlig falsch (Britania 1899) interpretieren hier mal meine Version unserer Historie bei der weder der oft falsch genannte Abzweig von Nordwest -der Britania und dem "99er" noch der ebenso falsch genannte von Spielvereinigung 1899 Leipzig Lindenau vorkommen weil diese Vereine erst durch Fusionen in unsere Stammlinie traten und diese vorher ihre eigene Historie hatten. Eigentlich geht unserer Geschcihte deshalb mit Gründung der TURA 1932 los. Auch sehe ich die Zeit vom SC Lokomotive nur bedingt als UNSERE Historie an, wenn auch ein Großteil der Spieler der 51er Meistermannschaft darin aufgingen. Doch die Grün -Weißen Farben hielt zu dieser Zeit in Leutzsch eine ganz andere Mannschaft hoch : BSG Chemie Leipzig West! Tja auch viele Dejavus kamen mir so beim lesen so mancher Episode unserer Historie. Ein Reicher Mann der eine Mannschaft zusammenkauft um Meister zu werden -das hat auch was von Rasenball heutzutage. Oder eben jene Zeit von Chemie Leipzig West als nur ein kleines Häuflein von ein paar Hundert Enthusiasten die Tradition der einst ruhmreichen BSG Chemie in den unteren Ligen fortsetzten -erinnert an die Kreisklassejahre 2008-2011. Ich sehe auch bei vielen unserer jugendlichen Fans ein wenig Nachholebedarf bei der Wahrnung unserer Geschichte die eben nicht erst mit der Wiederauferstehung wie Phönix aus der Asche und der zweiten Meisterschaft 1964 begann !
Die Quelle für das alles ist natürlich hauptsächlich Jens Fuges Meisterwerk die "Leutzscher Legende" aber auch andere Dokumente und Seiten . Jetzt aber los:
ACHTUNG wer kann helfen? Suche noch dringend evtl. Logos folgender Mannschaften: Viktoria 06 Leutzsch, TV Jahn Leutzsch, SV Sturm 1910, SG Leutzsch, ZSG Industrie Leipzig, BSG Chemie Leipzig West+ BSG Chemie Südwest.
TURA 1932 - Das Wunder von Leutzsch
Leipzigs Erste Betriebssportgemeinschaft erobert Deutschland
TURAs Geschichte ist ebenso abenteuerlich wie ungewöhnlich. Sie begann im Jahre 1932 , als der lokale Automatenfabrikant Karl Schwarz eine Idee hatte: "Ich gründe einen Fußballverein und mache ihn zum deutschen Meister", sagts und rief den "SV TURA Leipzig von 1932" ins Leben.
Andere in seinen Verhältnissen fanden Vergnügen daran, mit Ihrer Yacht im Mittelmehr zu kreuzen oder sich mehrere Monate im Jahr auf Ihren Besitztum in Berchtesgaden aufzuhalten-nicht so der begeisterte Fußballspieler Karl Schwarz. Er steckte eine Menge Geld in diesen neuen Verein, der praktisch eine frühe Form der Werksmannschaft war .Die Spieler waren Halbprofis, auch wenn das damals niemand zugeben durfte. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Engländer und ausgewiesenen Fußballfreund Jack Emonts, versammelte er zahlreiche gute Fußballer, die er mit einer getürkten Arbeitsstelle in seiner Fabrik köderte: "Ihr helft einen halben Tag beim Zusammenbauen von Registerkassen, die andere Tageshälfte habt ihr frei zum trainieren", versprach Schwarz, und zahlte den Fußballern das volle Gehalt eines Technikers aus.
Mit den Gebrüdern Schmidt aus Bielefeld und Torwart Croy hatte man namhafte Spieler verpflichten können.
Gespielt wurde zunächst auf einen Platz am Cottaweg hinter der Gasabfüllstation , dann aber die Platzanlage im Leutzscher Auewald unweit des Bahnhofs übernommen, wo bis zum Verbot 1933 noch TuS Leutzsch von Rotsport ansässig war. Den Platz hatte 1915 ein Arbeitersportverein errichtet.
Die Mannschaft war noch nicht zwei Jahre beieinander, da gelang Jack Edmonts der Erste große Wurf: Er holte den Deutschen Meister SCHALKE 04 nach Leipzig. Und die Mannschaft zog mit, gewann vor 30 000 Zuschauern (!!!)mit 2:1.
Dieses Spiel war der Auftakt zu einem Siegeszug, wie er bis dahin in der Geschichte des deutschen Fußballs einzigartig war. Es wurde nicht nur jeder Gegner bezwungen, es strömten auch die Zuschauermassen hinaus nach Leutzsch um die Tura zu sehen.
In den traditionellen Arbeitervierteln wie Lindenau, Plagwitz und Leutzsch lebten die potentiellen Anhänger dieser Mannschaft. Dort war die Antipathie gegen Hitler, der kurz zuvor die Macht übernommen hatte, trotz seiner Arbeitsbeschaffungskampagnen groß.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam es auch auf dem Gebiet des Fußballs zu einer Neuorganisation. Der Deutsche Fußball wurde 1933 in 16 Gaue eingeteilt. Tura schaffte 1935 den Aufstieg in die Gauliga Sachsen .
Wenn die TURA spielte, kochte in Leipzig-Leutzsch die Volksseele. Fünfstellige Zuschauerzahlen selbst bei gewöhnlichen Zweitligaspielen waren die Regel, und es dauerte nicht lange, da sprach ganz Deutschland von dem "Phänomen TURA".
Um so mehr, als der Klub in die Gauliga aufstieg und den nach Schalke 04 reichsweit größten Zuschauerschnitt aufwies.
Der Leutzscher Fußballplatz bot ein Forum für ungefährlichen Protest und auch deshalb waren die Zuschauerränge bei Spielen der Tura ständig mit über 10 000 zuschauern gefüllt. Es kam zu aufführerischen Reden, Rufen und Sprechchören. Auch Widerstandsgruppen, wie die von Georg Schwarz trafen sich auf den Zuschauerrängen der TURA-Spiele. Die Spannung in der Gesellschaft machte sich natürlich auch auf den Fußballplatz Luft. Während z.B. auf dem Ostragehege SA-Leute Dresdener und VFB-Anhänger auseinanderhielten, wurde bei TURA gegen Vfb Zwenkau in der Halbzeitpause aus Furcht vor einer Platzsperre von der Vereinsführung über Mikrofon durchgegeben ,die Ruhe zu bewahren.
Der erste Spieltag der Saison 1936/37 brachte gleich das legendäre Skandalspiel des bürgerlichen VFB aus Probstheida gegen den Arbeiterverein TURA aus Leutzsch .
Es sollte der Beginn einer großen Rivalität beider Vereine werden, deren Nachfolger sich noch Jahrzehnte lang bis in die heutige Zeit bei DEM Leipziger Derby gegenüberstanden.
Der VFB Ordnungsdienst versagte bei den 12000 Zuschauern die sich auf den Zuschaurängen über die ganze Spielzeit prügelten völlig. Die Stimmung färbte aufs Spiel ab, es gab vier Rote Karten (3 für Tura) und Strafmaßnahmen für beide Vereine.Das Rückspiel gewann die Tura in Leutzsch mit 2:1.
Den Nazis, die Rivalität und Konkurrenzverhalten unter den Sportvereinen als "undeutsches Verhalten" verurteilten, zu Spielen der Leipziger in anderen Städten sogar die SA als Hilfspolizei einsetzen mußten, versuchten der Oppositionsbewegung auf ihre Weise Herr zu werden. Die als "politisch unzuverläßlich" eingeschätzte TURA sollte mit der SPIELVEREINIGUNG fusioniert werden. Beide Vereinsleitungen ließen Ihre Mitglieder im Sommer 1936 über eine Fusion abstimmen. Während die SPIELVEREINIGUNGS-Mitglieder fast geschlossen dafür stimmten ,lehnten die Mitglieder der TURA geschlossen ab. Die Installation eines Großvereins im Westen Leipzigs war damit (vorerst) gescheitert!
Auf dem Weg über die Sachsenmeisterschaft wollte der ehrgeizige Schwarz das Team von TURA in die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft führen. Als bereits alles für ein Gelingen dieses Vorhabens sprach, kam die Politik dazwischen: genauso wie das später Nachfolger Chemie Leipzig immer wieder passieren sollte:
Im November 1938 mußte TURA auf höhere Anweisung mit dem Leipziger SV 1899 zum Turn-und Rasensportverein von 1899 fusionieren, um im Westen Leipzigs einen starken Großverein zu schaffen.
TURA 1899 Leipzig
Im November 1938 kam es zur Zwangsfusionierung zwischen TURA und SPORTVEREIN 1899 zum Turn- und Rasensportverein von 1899 Leipzig (TURA 1899 LEIPZIG).Nach sieben Jahren selbstlosen ,rastlosen Einsatz für seinen Verein mußte Schwarz der Bildung eines neuen, starken Großvereins im Westen zustimmen.Er mußte sich den politischen Wünschen seiner "Kameraden" fügen, wurde abgelöst und zog sich enttäuscht vom Fußball zurück.
Die Farbe der Spielkleidung war ganz blau, nur die Erste Mannschaft trug weinrote Kleidung und das alte TURA Emblem. Gespielt wurde auf der alten Anlage in Leutzsch (erste Mannschaft), in Lindenau auf dem alten "99er" und auf der Schafswiese, die vorwiegend die Jugend benutzte.
Sportlich konnte sich das Team zwar beim Zusammenschluß stärken, doch trotz der "99er" wurde die Mannschaft nicht wesentlich verstärkt. In der Sachsen-Liga hielt man ganz gut mit, kämpfte gegen Vereine wie den Dresdener SC mit Helmut Schön, gegen BC Hartha, den Polizei-Sportverein Chemnitz, die SG Planitz, Vfb Leipzig, Wacker und Fortuna Leipzig sowie die SPIELVEREINIGUNG 1899 Leipzig. Besonders die vielen Ortsderbys in Leipzig waren unvergessene Höhepunkte in der Fußballgeschichte der Stadt. Es kamen zu den Spielen der Tura gegen Leipziger Teams egal ob "auswärts" oder auf eigenen Platz immer Zuschauer zwischen 8000 (bei Fortuna) und 18000 (bei Spielvereinigung und zu Hause gegen Vfb)!Jedes Wochenende großer Fußball in Leipzig-dazu kamen noch solch bekannte Vereine wie Eintracht, Vfl Olympia, TuS, Sportfreunde, Victoria und Helios.
Die Fusion brachte zwar einen Großverein, aber keine Sportliche Steigerung. TURA versackte im Mittelfeld ,während an der Tabellenspitze Vfb Leipzig und Dresdener SC um den Sachsen-Gau-Meister spielten.Die Entscheidung sollte am letzten Spieltag TURA gegen DSC in Leutzsch fallen. Dresden gewann 3:0 und durfte damit statt des VFB Leipzig um die Deutsche Meisterschaft spielen.
Mit den Ausbruch des Krieges gegen die Sowjetunion änderte sich der Spielmodus.
Ab November 39 wurde eine Kriegsmeisterschaft ausgespielt. Trotz des Krieges begannen die Nazis den Sport an den Parteienapparat anzugliedern. Die Gebietsgliederung des Sports wurde an die der NSDAP angeglichen.
Der GAU-V-Sachsen wurde zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen-V-Sachsen. Der Sportbezirk Leipzig erhielt den Namen "Leipziger Schlachtfeld". Durch Einberufungen wurden die Fußballmannschaften mit Gastspielern besetzt. In der Saison 1939/40 entrann die TURA dem Abstieg um Haaresbreite. Trotz des letzten Tabellenplatzes blieb man in der höchsten Spielklasse ,da ab der Saison 1940/41 in zwei Staffeln gespielt wurde. Bei den Meisterschaftsspielen der Leipziger Mannschaften 1940/41gegeneinander lag die TURA einen Punkt vor dem VFB an der Spitze.
Doch dann 1941/42 unterlag die TURA im Endscheidungsspiel gegen den Abstieg dem Döbelner SC mit 5:1 und stieg ab. Trotz der sich abzeichnenden Niederlage der Nazis im Krieg setzten die Nazis die Umstrukturierung des Sports fort.1942 wurden die Sportbezirke aufgelöst und in Sportgaue umbenannt.
Erstaunlicherweise wurde aber gerade TURA 1899 zur Mannschaft der Stunde. Trotz des fortschreitenden Krieges kamen die Leutzscher groß heraus, schafften in der Saison 1942/43 auf Anhieb wieder den Aufstieg und wurden ab Sommer Leipzigs Top-Verein. 1943/44 belegte TURA 1899 in der Gauliga Sachsen den sechsten Tabellenplatz und war somit der bestplatzierte Leipziger Verein, denn Fortuna Leipzig wurde nur Vorletzter und der VFB Leipzig stieg als Tabellenletzter das erste mal seit seinem bestehen ab. Meister der Gauliga Sachsen wurde der Dresdener SC ,der daraufhin sogar Deutscher Meister wurde. Mit Fortschreiten des Krieges schlossen sich Vereine wegen fehlender Spieler zu Kriegsspielvereinigungen zusammen. Die meisten Vereine waren in den Kriegswirren ihrer besten Spieler beraubt. Die TURA bildete mit der SPIELVEREINIGUNG eine KSG, erhielt aber von der Dresdener-Gauleitung keine Genehmigung dafür. Daraufhin zog die SPIELVEREINIGUNG ihre Mannschaft von den Spielen zurück und ermöglichte ihren Fußballern so, in anderen Vereinen zu spielen. Später wurde die KSG zwischen TURA und SPIELVEREINIGUNG doch genehmigt. Als die Kriegsfronten 1944 die Reichsgrenze überschritten, wurde der nationale Meisterschaftsspielbetrieb eingestellt. In Sachsen wurde 1944/45 die Gauklasse abgeschafft und eine "Sächsiche Kriegsklasse" geschaffen. Die KSG TURA-SPIELVEREINIGUNG spielte im "Sportkreis Leipziger Schlachtfeld" in der obersten Spielklasse. Einige Vereine mußten wegen des Krieges ihre Mannschaften zurückziehen, schließlich mußten die Serienspiele wegen des Vorrückens der allierten Truppen eingestellt werden. Wenige Wochen vor der Kapitulation stand der Saisonmeister mit den Vfb jedoch schon fest. KSG TURA-SPIELVEREINIGUNG belegte Platz 3.
Die TURA spielte letztmalig beim sogenannten Westturnier am 1.April 1945 auf dem TuB Platz, wurde Dritter. Am 17.04 .1945 wurde Leipzig von den Amerikanern erobert. Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches und dem Ende des Krieges suchten auch die Sportler die Trümmer zusammen, die übrig geblieben waren. Viele der Ihren waren nicht zurückgekommen ,gefallen auf russischen Boden oder irgendwo in Europa. Oder hatten wie TURA-Gründer Karl Schwarz ,bei einem der vielen Anglo-Amerikanischen Bombenangriffe auf Leipzig ihr Leben verloren. Schließlich "verkauften" die Amerikaner Leipzig gegen Westberlin an die Russen. Während im Westen die Amerikaner, Briten und Franzosen Ende 1945 beschlossen, die alten Vereinsnamen wieder zuzulassen, rotteten die Russen die alten, traditionsreichen Vereine förmlich aus und stießen somit vielen Menschen vor dem Kopf. Die Besetzer beschloßen am 17.12.1945 die Auflösung aller Turn- und Sportvereine in Leipzig. TURA hörte auf zu bestehen -doch die Geschichte des Leutzscher Fußballs sollte in ungeahnten Ausmaßen wechselhaft weitergehen.