Die Historie der BSG Chemie Leipzig und ihrer Vorgänger

  • Da verschiedene Quellen unsere Historie verschieden und oft auch völlig falsch (Britania 1899) interpretieren hier mal meine Version unserer Historie bei der weder der oft falsch genannte Abzweig von Nordwest -der Britania und dem "99er" noch der ebenso falsch genannte von Spielvereinigung 1899 Leipzig Lindenau vorkommen weil diese Vereine erst durch Fusionen in unsere Stammlinie traten und diese vorher ihre eigene Historie hatten. Eigentlich geht unserer Geschcihte deshalb mit Gründung der TURA 1932 los. Auch sehe ich die Zeit vom SC Lokomotive nur bedingt als UNSERE Historie an, wenn auch ein Großteil der Spieler der 51er Meistermannschaft darin aufgingen. Doch die Grün -Weißen Farben hielt zu dieser Zeit in Leutzsch eine ganz andere Mannschaft hoch : BSG Chemie Leipzig West! Tja auch viele Dejavus kamen mir so beim lesen so mancher Episode unserer Historie. Ein Reicher Mann der eine Mannschaft zusammenkauft um Meister zu werden -das hat auch was von Rasenball heutzutage. Oder eben jene Zeit von Chemie Leipzig West als nur ein kleines Häuflein von ein paar Hundert Enthusiasten die Tradition der einst ruhmreichen BSG Chemie in den unteren Ligen fortsetzten -erinnert an die Kreisklassejahre 2008-2011. Ich sehe auch bei vielen unserer jugendlichen Fans ein wenig Nachholebedarf bei der Wahrnung unserer Geschichte die eben nicht erst mit der Wiederauferstehung wie Phönix aus der Asche und der zweiten Meisterschaft 1964 begann !
    Die Quelle für das alles ist natürlich hauptsächlich Jens Fuges Meisterwerk die "Leutzscher Legende" aber auch andere Dokumente und Seiten . Jetzt aber los:



    ACHTUNG wer kann helfen? Suche noch dringend evtl. Logos folgender Mannschaften: Viktoria 06 Leutzsch, TV Jahn Leutzsch, SV Sturm 1910, SG Leutzsch, ZSG Industrie Leipzig, BSG Chemie Leipzig West+ BSG Chemie Südwest.



    TURA 1932 - Das Wunder von Leutzsch
    Leipzigs Erste Betriebssportgemeinschaft erobert Deutschland



    TURAs Geschichte ist ebenso abenteuerlich wie ungewöhnlich. Sie begann im Jahre 1932 , als der lokale Automatenfabrikant Karl Schwarz eine Idee hatte: "Ich gründe einen Fußballverein und mache ihn zum deutschen Meister", sagts und rief den "SV TURA Leipzig von 1932" ins Leben.
    Andere in seinen Verhältnissen fanden Vergnügen daran, mit Ihrer Yacht im Mittelmehr zu kreuzen oder sich mehrere Monate im Jahr auf Ihren Besitztum in Berchtesgaden aufzuhalten-nicht so der begeisterte Fußballspieler Karl Schwarz. Er steckte eine Menge Geld in diesen neuen Verein, der praktisch eine frühe Form der Werksmannschaft war .Die Spieler waren Halbprofis, auch wenn das damals niemand zugeben durfte. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Engländer und ausgewiesenen Fußballfreund Jack Emonts, versammelte er zahlreiche gute Fußballer, die er mit einer getürkten Arbeitsstelle in seiner Fabrik köderte: "Ihr helft einen halben Tag beim Zusammenbauen von Registerkassen, die andere Tageshälfte habt ihr frei zum trainieren", versprach Schwarz, und zahlte den Fußballern das volle Gehalt eines Technikers aus.
    Mit den Gebrüdern Schmidt aus Bielefeld und Torwart Croy hatte man namhafte Spieler verpflichten können.
    Gespielt wurde zunächst auf einen Platz am Cottaweg hinter der Gasabfüllstation , dann aber die Platzanlage im Leutzscher Auewald unweit des Bahnhofs übernommen, wo bis zum Verbot 1933 noch TuS Leutzsch von Rotsport ansässig war. Den Platz hatte 1915 ein Arbeitersportverein errichtet.
    Die Mannschaft war noch nicht zwei Jahre beieinander, da gelang Jack Edmonts der Erste große Wurf: Er holte den Deutschen Meister SCHALKE 04 nach Leipzig. Und die Mannschaft zog mit, gewann vor 30 000 Zuschauern (!!!)mit 2:1.
    Dieses Spiel war der Auftakt zu einem Siegeszug, wie er bis dahin in der Geschichte des deutschen Fußballs einzigartig war. Es wurde nicht nur jeder Gegner bezwungen, es strömten auch die Zuschauermassen hinaus nach Leutzsch um die Tura zu sehen.
    In den traditionellen Arbeitervierteln wie Lindenau, Plagwitz und Leutzsch lebten die potentiellen Anhänger dieser Mannschaft. Dort war die Antipathie gegen Hitler, der kurz zuvor die Macht übernommen hatte, trotz seiner Arbeitsbeschaffungskampagnen groß.
    Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam es auch auf dem Gebiet des Fußballs zu einer Neuorganisation. Der Deutsche Fußball wurde 1933 in 16 Gaue eingeteilt. Tura schaffte 1935 den Aufstieg in die Gauliga Sachsen .
    Wenn die TURA spielte, kochte in Leipzig-Leutzsch die Volksseele. Fünfstellige Zuschauerzahlen selbst bei gewöhnlichen Zweitligaspielen waren die Regel, und es dauerte nicht lange, da sprach ganz Deutschland von dem "Phänomen TURA".
    Um so mehr, als der Klub in die Gauliga aufstieg und den nach Schalke 04 reichsweit größten Zuschauerschnitt aufwies.
    Der Leutzscher Fußballplatz bot ein Forum für ungefährlichen Protest und auch deshalb waren die Zuschauerränge bei Spielen der Tura ständig mit über 10 000 zuschauern gefüllt. Es kam zu aufführerischen Reden, Rufen und Sprechchören. Auch Widerstandsgruppen, wie die von Georg Schwarz trafen sich auf den Zuschauerrängen der TURA-Spiele. Die Spannung in der Gesellschaft machte sich natürlich auch auf den Fußballplatz Luft. Während z.B. auf dem Ostragehege SA-Leute Dresdener und VFB-Anhänger auseinanderhielten, wurde bei TURA gegen Vfb Zwenkau in der Halbzeitpause aus Furcht vor einer Platzsperre von der Vereinsführung über Mikrofon durchgegeben ,die Ruhe zu bewahren.
    Der erste Spieltag der Saison 1936/37 brachte gleich das legendäre Skandalspiel des bürgerlichen VFB aus Probstheida gegen den Arbeiterverein TURA aus Leutzsch .
    Es sollte der Beginn einer großen Rivalität beider Vereine werden, deren Nachfolger sich noch Jahrzehnte lang bis in die heutige Zeit bei DEM Leipziger Derby gegenüberstanden.
    Der VFB Ordnungsdienst versagte bei den 12000 Zuschauern die sich auf den Zuschaurängen über die ganze Spielzeit prügelten völlig. Die Stimmung färbte aufs Spiel ab, es gab vier Rote Karten (3 für Tura) und Strafmaßnahmen für beide Vereine.Das Rückspiel gewann die Tura in Leutzsch mit 2:1.
    Den Nazis, die Rivalität und Konkurrenzverhalten unter den Sportvereinen als "undeutsches Verhalten" verurteilten, zu Spielen der Leipziger in anderen Städten sogar die SA als Hilfspolizei einsetzen mußten, versuchten der Oppositionsbewegung auf ihre Weise Herr zu werden. Die als "politisch unzuverläßlich" eingeschätzte TURA sollte mit der SPIELVEREINIGUNG fusioniert werden. Beide Vereinsleitungen ließen Ihre Mitglieder im Sommer 1936 über eine Fusion abstimmen. Während die SPIELVEREINIGUNGS-Mitglieder fast geschlossen dafür stimmten ,lehnten die Mitglieder der TURA geschlossen ab. Die Installation eines Großvereins im Westen Leipzigs war damit (vorerst) gescheitert!
    Auf dem Weg über die Sachsenmeisterschaft wollte der ehrgeizige Schwarz das Team von TURA in die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft führen. Als bereits alles für ein Gelingen dieses Vorhabens sprach, kam die Politik dazwischen: genauso wie das später Nachfolger Chemie Leipzig immer wieder passieren sollte:
    Im November 1938 mußte TURA auf höhere Anweisung mit dem Leipziger SV 1899 zum Turn-und Rasensportverein von 1899 fusionieren, um im Westen Leipzigs einen starken Großverein zu schaffen.




    TURA 1899 Leipzig



    Im November 1938 kam es zur Zwangsfusionierung zwischen TURA und SPORTVEREIN 1899 zum Turn- und Rasensportverein von 1899 Leipzig (TURA 1899 LEIPZIG).Nach sieben Jahren selbstlosen ,rastlosen Einsatz für seinen Verein mußte Schwarz der Bildung eines neuen, starken Großvereins im Westen zustimmen.Er mußte sich den politischen Wünschen seiner "Kameraden" fügen, wurde abgelöst und zog sich enttäuscht vom Fußball zurück.
    Die Farbe der Spielkleidung war ganz blau, nur die Erste Mannschaft trug weinrote Kleidung und das alte TURA Emblem. Gespielt wurde auf der alten Anlage in Leutzsch (erste Mannschaft), in Lindenau auf dem alten "99er" und auf der Schafswiese, die vorwiegend die Jugend benutzte.
    Sportlich konnte sich das Team zwar beim Zusammenschluß stärken, doch trotz der "99er" wurde die Mannschaft nicht wesentlich verstärkt. In der Sachsen-Liga hielt man ganz gut mit, kämpfte gegen Vereine wie den Dresdener SC mit Helmut Schön, gegen BC Hartha, den Polizei-Sportverein Chemnitz, die SG Planitz, Vfb Leipzig, Wacker und Fortuna Leipzig sowie die SPIELVEREINIGUNG 1899 Leipzig. Besonders die vielen Ortsderbys in Leipzig waren unvergessene Höhepunkte in der Fußballgeschichte der Stadt. Es kamen zu den Spielen der Tura gegen Leipziger Teams egal ob "auswärts" oder auf eigenen Platz immer Zuschauer zwischen 8000 (bei Fortuna) und 18000 (bei Spielvereinigung und zu Hause gegen Vfb)!Jedes Wochenende großer Fußball in Leipzig-dazu kamen noch solch bekannte Vereine wie Eintracht, Vfl Olympia, TuS, Sportfreunde, Victoria und Helios.
    Die Fusion brachte zwar einen Großverein, aber keine Sportliche Steigerung. TURA versackte im Mittelfeld ,während an der Tabellenspitze Vfb Leipzig und Dresdener SC um den Sachsen-Gau-Meister spielten.Die Entscheidung sollte am letzten Spieltag TURA gegen DSC in Leutzsch fallen. Dresden gewann 3:0 und durfte damit statt des VFB Leipzig um die Deutsche Meisterschaft spielen.
    Mit den Ausbruch des Krieges gegen die Sowjetunion änderte sich der Spielmodus.
    Ab November 39 wurde eine Kriegsmeisterschaft ausgespielt. Trotz des Krieges begannen die Nazis den Sport an den Parteienapparat anzugliedern. Die Gebietsgliederung des Sports wurde an die der NSDAP angeglichen.
    Der GAU-V-Sachsen wurde zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen-V-Sachsen. Der Sportbezirk Leipzig erhielt den Namen "Leipziger Schlachtfeld". Durch Einberufungen wurden die Fußballmannschaften mit Gastspielern besetzt. In der Saison 1939/40 entrann die TURA dem Abstieg um Haaresbreite. Trotz des letzten Tabellenplatzes blieb man in der höchsten Spielklasse ,da ab der Saison 1940/41 in zwei Staffeln gespielt wurde. Bei den Meisterschaftsspielen der Leipziger Mannschaften 1940/41gegeneinander lag die TURA einen Punkt vor dem VFB an der Spitze.
    Doch dann 1941/42 unterlag die TURA im Endscheidungsspiel gegen den Abstieg dem Döbelner SC mit 5:1 und stieg ab. Trotz der sich abzeichnenden Niederlage der Nazis im Krieg setzten die Nazis die Umstrukturierung des Sports fort.1942 wurden die Sportbezirke aufgelöst und in Sportgaue umbenannt.
    Erstaunlicherweise wurde aber gerade TURA 1899 zur Mannschaft der Stunde. Trotz des fortschreitenden Krieges kamen die Leutzscher groß heraus, schafften in der Saison 1942/43 auf Anhieb wieder den Aufstieg und wurden ab Sommer Leipzigs Top-Verein. 1943/44 belegte TURA 1899 in der Gauliga Sachsen den sechsten Tabellenplatz und war somit der bestplatzierte Leipziger Verein, denn Fortuna Leipzig wurde nur Vorletzter und der VFB Leipzig stieg als Tabellenletzter das erste mal seit seinem bestehen ab. Meister der Gauliga Sachsen wurde der Dresdener SC ,der daraufhin sogar Deutscher Meister wurde. Mit Fortschreiten des Krieges schlossen sich Vereine wegen fehlender Spieler zu Kriegsspielvereinigungen zusammen. Die meisten Vereine waren in den Kriegswirren ihrer besten Spieler beraubt. Die TURA bildete mit der SPIELVEREINIGUNG eine KSG, erhielt aber von der Dresdener-Gauleitung keine Genehmigung dafür. Daraufhin zog die SPIELVEREINIGUNG ihre Mannschaft von den Spielen zurück und ermöglichte ihren Fußballern so, in anderen Vereinen zu spielen. Später wurde die KSG zwischen TURA und SPIELVEREINIGUNG doch genehmigt. Als die Kriegsfronten 1944 die Reichsgrenze überschritten, wurde der nationale Meisterschaftsspielbetrieb eingestellt. In Sachsen wurde 1944/45 die Gauklasse abgeschafft und eine "Sächsiche Kriegsklasse" geschaffen. Die KSG TURA-SPIELVEREINIGUNG spielte im "Sportkreis Leipziger Schlachtfeld" in der obersten Spielklasse. Einige Vereine mußten wegen des Krieges ihre Mannschaften zurückziehen, schließlich mußten die Serienspiele wegen des Vorrückens der allierten Truppen eingestellt werden. Wenige Wochen vor der Kapitulation stand der Saisonmeister mit den Vfb jedoch schon fest. KSG TURA-SPIELVEREINIGUNG belegte Platz 3.
    Die TURA spielte letztmalig beim sogenannten Westturnier am 1.April 1945 auf dem TuB Platz, wurde Dritter. Am 17.04 .1945 wurde Leipzig von den Amerikanern erobert. Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches und dem Ende des Krieges suchten auch die Sportler die Trümmer zusammen, die übrig geblieben waren. Viele der Ihren waren nicht zurückgekommen ,gefallen auf russischen Boden oder irgendwo in Europa. Oder hatten wie TURA-Gründer Karl Schwarz ,bei einem der vielen Anglo-Amerikanischen Bombenangriffe auf Leipzig ihr Leben verloren. Schließlich "verkauften" die Amerikaner Leipzig gegen Westberlin an die Russen. Während im Westen die Amerikaner, Briten und Franzosen Ende 1945 beschlossen, die alten Vereinsnamen wieder zuzulassen, rotteten die Russen die alten, traditionsreichen Vereine förmlich aus und stießen somit vielen Menschen vor dem Kopf. Die Besetzer beschloßen am 17.12.1945 die Auflösung aller Turn- und Sportvereine in Leipzig. TURA hörte auf zu bestehen -doch die Geschichte des Leutzscher Fußballs sollte in ungeahnten Ausmaßen wechselhaft weitergehen.

  • Nach dem Krieg: von der SG Leutzsch bis zur ZSG Industrie .


    Nach Ende des 2.Weltkrieges wurden zunächst in ganz Deutschland alle bürgerlichen Vereine verboten. In den 3 westlichen Zonen durften die Vereine jedoch bald wieder ihre alten Namen annehmen. Nur in der Sowjetischen Besatzungszone blieb das Verbot bestehen, die Vereine mußten sich zunächst als kommunale Sportgruppen organisieren. So wurde aus Tura im Januar 1946 die Sportgemeinschaft Leutzsch (SG Leutzsch im Sportpark Leutzsch).
    Das letzte Spiel bestritt die KSG Tura/SpVgg am 18.03.45 gegen den SC Wacker (6:1). Das erste Spiel nach dem Krieg bestritt die SG Leutzsch am 26.08.1945 gegen die SG Gohlis-Nord.
    Einen kompletten Übergang gab es natürlich nicht, da ja zahlreiche Tura-Spieler bei der Wehrmacht waren und 44/45 nicht für Tura spielen konnten. Viele Tura-Spieler kehrten, wenn überhaupt, erst nach und nach aus dem Krieg bzw. Gefangenschaft zurück.
    Trotzdem setzte sich die 45/46er SG Leutzsch fast komplett aus Spielern der alten Tura zusammen. Von den Spielern, die 1945/46 für die SG Leutzsch zum Einsatz kamen, spielten die Tura-Akteure Leonhardt, Sommer, Zander, Herrmann, Neustadt schon 44/45 für die KSG. Riedel, Gödicke, Bamberg, Wenzel, Rommel spielten bereits Ende der 30er für Tura.


    Zunächst durften nur regional begrenzt Sportwettkämpfe ausgetragen werden, und so traten die SG-Fußballspieler in der Bezirksstaffel Leipzig-Süd an, in der sie in der Spielserie 1946/47 den 3. und ein Jahr später den 2. Platz belegten. In der Saison 1948/49 bekam der Sportpark Leutzsch die Regatta-Tribüne vom Elsterflutbecken für ihr Stadion und die Leutzscher SG wurde Leipziger Bezirksmeister. In der anschließenden Sachsenmeisterschaft wurde die Mannschaft 3., konnte sich damit nicht für die 2.Ostzonenmeisterschaft wohl aber für die ab Sommer 1949 spielende höchste ostdeutsche Fußballklasse Oberliga qualifizieren.
    Nachdem die SG Leutzsch für die neue DDR-Oberliga qualifiziert hatte, suchte man Verstärkungen und strebte einen Zusammenschluß der Vereine aus dem Leipziger Westen an. So kam es am 21.März 1949 zu der (mehr oder weniger freiwilligen) Fusion von SG Leutzsch, SG Lindenau-Hafen, SG Lindenau-Aue und SG Böhlitz-Ehrenberg zur Zentralen Sportgemeinschaft Industrie Leipzig (ZSG Industrie Leipzig). Aus der ZSG Industrie Leipzig schied Lindenau-Aue gleich darauf am 1.April 1949 wieder aus und spielte unter dem Namen ZSG Industrie Leutzsch ( wurde später die BSG Stahl Nordwest und ist heute als SV Nord-West bekannt).
    Zu dieser Zeit, erhielt die Spielstätte in Leipzig Leutzsch ihre heutige Gestalt: Statt 10.000 fanden nun 25.000 Raum, beim von Tumulten begleiteten Sachsen-Endspiel Dresden - Meerane (3:1) sollen es sogar 27.000 gewesen sein
    Ein langes Leben war auch der ZSG Industrie nicht bescheiden ,denn nachdem der DDR-Sport auf der Basis von Betriebssportgemeinschaften (BSG) neu organisiert worden war, wurde die ZSG Industrie am 16. August 1950 in die BSG CHEMIE LEIPZIG umgewandelt. Als Trägerbetrieb fungierte der Leipziger Volkseigene Betrieb Lacke und Farben.



    BSG Chemie: von der Ersten Meisterschaft 1950/51 bis zur Angeordneten Auflösung 1954




    Am 16.August 1950 folgte die Umbenennung in BSG Chemie, die ihre Heimspiele im Leutzscher Georg-Schwarz-Sportpark bestritt.
    In der ersten Saison der DDR-Oberliga 1949/50 belegte die BSG Chemie am Ende den 8. Tabellenplatz. In der folgenden Saison 1950/51 spielte Chemie Leipzig seine erste starke Saison und lag am Ende der Saison punktgleich mit Turbine Erfurt an der Tabellenspitze. Zwar hatten die Erfurter das bessere Torverhältnis, jedoch spielte das damals noch keine Rolle. So musste ein Entscheidungsspiel über den Gewinn der DDR-Meisterschaft entscheiden. Massen von Leipzigern haben sich auf dem Weg gemacht um in Chemnitz das entscheidende Spiel zu sehen. Acht Sonderzüge sind auf dem Weg, lange LKW Kolonnen sind auf der Landstrasse unterwegs. Etwa 20 000 Chemie Anhänger sind im Ernst Thälmann Stadion dabei-insgesamt säumen 60 000 Zuschauer das ausverkaufte Oval des Stadions. Über 220 000 Kartenvorbestellungen lagen vor!
    Am Ende gewinnt Chemie mit 2:0 gegen Turbine Erfurt ! Es ist geschafft die BSG Chemie Leipzig ist erstmals Meister!
    Turbulent wurde es im Sportpark, als es beim Aufeinandertreffen von Chemie und Zwickau am 10. Dezember 1950 vor 25.000 zu Zuschauer-Ausschreitungen kam, die Wimpel der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft nicht angenommen wurden und Zwickau den Sportgruß verweigerte. Acht Spieler wurden gesperrt, Chemie durfte anderthalb Monate lang nicht mehr im Schwarz-Sportpark antreten.
    In der Spielzeit 1950/51 meldete der Schwarz-Sportpark mit 32.000 gegen Turbine Erfurt (0:1) eine neue Bestmarke und wieder eine Platzsperre, wieder nach einer Begegnung mit Zwickau (2:2). Die nächste Platzsperre war 51/52 fällig, als Chemie ohne Genehmigung ein Trainingslager in Kühlungsborn an der Ostsee veranstaltete. Dennoch wählte man den Verein 1952 aus, die DDR in Albanien zu repräsentieren -vermutlich eine Premiere. Doch schon 1952/53 setzte es wieder eine Heimspiel-Sperre. Die Atmosphäre war aufgeheizt, denn „Chemiker" waren einen Tag vor Heiligabend zum SV Vorwärts KVP (= Kasernierte Volkspolizei) „delegiert" worden, und die Umstände waren außergewöhnlich. Weil der Schwarz-Sportpark vereist war, wich man auf den Karl-Enders-Sportplatz aus. Chemie unterlag 0:1, obwohl zwei Akteure von Rotation Babelsberg des Feldes verwiesen wurden. Nach dem 0:1 gegen die schließlich nur noch mit neun Akteuren anwesende Rotation Babelsberg stürmten einige der 5.000 Fans den Platz und griffen die Babelsberger an, weshalb das nächste Chemie-Heimspiel (vor immerhin 18.000!) in Magdeburg ablief.
    Irgendwie war die Chemie, gefördert vom „Paten" VEB Lacke und Farben, die Pechmarie. Beim Heimspiel am 11. Oktober 1953 - diesmal in Probstheida -fiel der Bus aus, so dass beim Anpfiff gegen Stahl Thale nur sieben Akteure präsent waren. 25.000 erlebten nach 2:3-Rückstand eine Aufholjagd zum 6:3-Erfolg, aber die Punkte wurden ebenso abgesprochen wie die sechs (!) Treffer von Rudi Krause. Bei anderer Gelegenheit musste der Oberligist gegen Lauter ins Erich-Steinfurth-Stadion im Leipziger Vorort Paunsdorf ausweichen, wo 22.000 Stadionrekordbedeuteten.
    Im Jahre 1954 beschließen die Funktionäre erneut Veränderungen im DDR Fussball mit Auswirkungen auf Leipzig und Chemie. Schon lange halten Diskussionen über unzureichende Basis der BSG Chemie und anderer Vereine an. Jetzt werden Änderungen vorgenommen , die wieder einmal einschneidende Veränderungen bringen-vorallem für Chemie-denn der erfolgreiche Leipziger Traditionsverein wird auf Anweisung der Funktionäre aufgelöst! Die Funktionäre bestimmen die Konzentration der stärksten Kräfte mittels der Bildung von Sportclubs. Für Leipzig waren die vorgesehen: Wissenschaft, Rotation und Lokomotive- Chemie aber wurde in Halle/Leuna angesiedelt. Das war das Ende!
    Die Funktionäre tönten in der FUWO: “Für eine Oberligamannschaft und gar für einen Schwerpunkt hat Chemie Leipzig eine völlig unzureichende Industriebasis. Die SV Lokomotive indes hat da ganz andere Möglichkeiten in dieser Stadt. Warum sollte sich also die SV Chemie dagegen sträuben ihre Leipziger Spitzenmannschaft in die Hände der SV Lokomotive zu geben, die in Leipzig Ihren Sportclub besitzt?“
    Chemie Leipzig wurde vor die Wahl gestellt, entweder künftig beim Schwerpunktklub der zentralen Sportvereinigung Chemie in Halle zu spielen oder dem in Leipzig neu gegründeten Sportclub Lokomotive beizutreten. Man entschied sich schweren Herzens für letztere Variante und musste fortan als SC Lokomotive in der Oberliga im Stadion des Friedens in Gohlis spielen. Am 5.September 1954 ist es soweit: Der SC Lokomotive bestreitet sein Erstes Spiel – die BSG Chemie Leipzig ist offensichtlich tot...................





    1954-1963 Chemie Leipzig West



    ......Ganz Leutzsch ist verwaist. Das Oberliga Geschehen spielt sich nun auf anderen Plätzen ab. Nicht einmal den alten Namen hat man dem Traditionsverein gelassen. Unter Chemie Leipzig West kicken nun ehemalige Reservespieler in der Bezirksklasse. Die eigene Identität wollte man sich nicht auch noch nehmen lassen. Und ohne Idealismus und Traditionsbewussten Mitstreitern hätte der kleine Verein , der Chemie nun plötzlich war nicht überlebt. Chemie war plötzlich ein Verein wie viele andere auch. Trainiert wurde zweimal die Woche abends um 18.00Uhr. Die Oberligaspieler waren weg zum SC Lok aber der gesamte Nachwuchs war in Leutzsch geblieben.
    Zum Ersten Punktspiel von Chemie Leipzig West in der Bezirksklasse kamen „aus alter Verbundenheit“ noch sensationelle 4000 Zuschauer- aber in der Zukunft musste man sich mit weniger Zufrieden geben .
    Zu den Punktspielen kamen um die 200 Zuschauer, die meist auf oder vor der Tribüne saßen, der Kassierer lief mit der Zigarrenkiste herum und sammelte ein was er bekommen konnte, und hinterher traf man sich im Casino. Eine grosse Familie in der jeder jeden kannte. Der Trägerbetrieb Lacke und Farben spendierte die Dresse ,ab und an mal ein paar Fussballschuhe.
    Turbulent ging es höchstens zu, wenn der SC Lok nach Leutzsch ausweichen musste weil das Stadion des Friedens unbespielbar war.
    1956 fusionierten die Leutzscher mit Chemie Südwest. Das hatte allenfalls einen finanziellen Hintergrund, denn sportlich standen die Südwestler noch zwei Stufen tiefer.
    Mit der Vereinigung verfügte der Verein der sich nun wieder BSG Chemie Leipzig nannte über einen zweiten starken Trägerbetrieb: VEB Elguwa Leipzig.
    1957 wurde die Bezirksklasse aufgelöst, Chemie Leipzig rutschte in die Kreisliga, die spätere Erste Kreisklasse.
    Einen herben Rückschlag erlitten die Bemühungen als ein Teil der Spieler zu Rotation 1950 abwanderte, wo der spätere NOK Präsident Schöbel herrschte und ehrgeizige Pläne verfolgte. Auf seine Initiative hin wurde das Gelände der späteren Sportschule Abtnaundorf gebaut das eine zeitlang Domizil von Rotation war.
    1961 wurde Chemie Staffelsieger (Kreismeister) stand eigentlich vor dem Aufstieg in die Bezirksliga. Doch genau in diesem Jahr wurde die Bezirksklasse wiedereingeführt, in der Chemie prompt wieder landete.
    Doch dann deutete sich das Ende des Mauerblümchendaseins an,: Chemie sollte wieder auferstehen!!!
    Durch die Sportgewaltigen der Stadt Leipzig wurde 1963 der SC Lok zusammen mit dem SC Rotation Leipzig aufgelöst und der neue Sportclub Leipzig mit Sitz in Probstheida gegründet. Da beide Sportklubs in der Fußball-Oberliga vertreten waren, gründete man die BSG Chemie wieder neu, um beide Oberligaplätze für Leipzig zu erhalten. Allerdings wurde der SC Leipzig zum Fußballschwerpunkt erklärt, mit der Folge, dass dieser zur Saison 1963/64 mit den vermeintlich besten Spielern aus den bisherigen Mannschaften antrat. Die BSG Chemie musste sich mit den nicht förderungswürdigen Spielern begnügen..
    Die Mannschaft die bis dahin die grün-weissen Fahnen hochgehalten hatte gliederte sich als III. Mannschaft der neuen BSG Chemie ein . Den Männern sei Dank, die in diesen neun Jahren den Verlockungen widerstanden –als Chemie weitermachten und nicht verzagten.

  • Die BSG Chemie Leipzig von 1963 bis 1990





    1963 kommt es erneut zu Umstrukturierungen im Leipziger Fußball. Aus dem SC Rotation Leipzig wird der SC Leipzig als Bezirks-Leistungszentrum gebildet. Der SC Lok Leipzig verliert seinen Club-Status und kehrt als BSG Chemie nach Leutzsch zurück. Die vermeintlich besten Spieler der beiden Oberligisten SC Lok und SC Rotation werden in den neuen Club nach Probstheida delegiert. In Leutzsch verbleiben die übrigen Spieler. Die Legende vom „Rest von Leipzig“ ist geboren.
    Innerhalb kürzester Zeit muss Trainerfuchs Alfred Kunze im Georg-Schwarz-Sportpark eine oberligataugliche Mannschaft formen. Zu den im Club aussortierten Spielern kommen die beiden Zeitzer Bauchspieß und Pacholski, die sich als Verstärkungen erweisen. Überdies erweist sich Chemie als Zuschauermagnet. Das Leipziger Publikum hat ihre 51er Meistermannschaft nicht vergessen. Und so wird der Leutzscher Georg-Schwarz-Sportpark zur schier uneinnehmbaren Festung. Mit dem Publikum im Rücken wollen die Spieler in den grün-weißen Trikots allen beweisen, dass sie besser sind als die Auserwählten in Probstheida. Die erste Gelegenheit ergibt sich am 6. Spieltag, als Chemie und der SCL zum ersten Derby vor 30.000 Zuschauern im Zentralstadion aufeinander treffen. Chemie gewinnt 3:0 und setzt sich in der Spitzengruppe fest. Auch das Rückspiel gegen den SC Leipzig gewinnen die Grün-Weißen, diesmal vor 40.000 Zuschauern. Pacholski und Bauchspieß drehen einen 0:1 Rückstand noch zum 2:1-Sieg. Jetzt fängt man langsam an, nach mehr zu streben. Der Georg-Schwarz-Sportpark erweist sich für die entscheidenden Spiele in der Rückrunde als zu klein.
    In der Saison 1963/64 kam es - wieder gegen Zwickau! -erneut zu Ausschreitungen im Schwarz-Sportpark . Die Volkspolizei nahm etliche Leute fest, zwei der Radaubrüder erhielten jeweils fünf Monate Gefängnis, zwei weitere je vier Monate Haft wegen Haus- und Landfriedensbruch. Die BSG Chemie distanzierte sich, handelte sich aber umgehend die nächste Platzsperre ein (und mit dem Zentralstadion den sechsten Heimspiel-Ort ihrer DDR-Oberliga-Geschichte!) – „bis zur Erfüllung der erforderlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Organisation und Gewährleistung eines ordnungsgemäßen Abgangs des Schiedsrichter-Kollektives und der Spieler nach dem Spiel", wie es offiziell hieß.
    Und so trägt Chemie die Spitzenspiele gegen Empor Rostock und Vorwärts Berlin im Zentralstadion aus. Am vorletzten Spieltag liegt Chemie sensationell auf Platz eins. Und dann kommt der legendäre 10. Mai 1964. 10.000 Leipziger Schlachtenbummler machen sich auf den Weg nach Erfurt. Ein Sieg fehlt noch, um nach 1951 die zweite Meisterschaft in die Messestadt zu holen. Aber auch Gastgeber Erfurt muss gewinnen, um nicht aus der Oberliga absteigen zu müssen. Für Spannung ist also gesorgt. Aber Chemie zeigt sofort, wer hier als Sieger vom Platz geht. Bereits nach 13 Minuten ist das Spiel entschieden. Nach einem Doppelschlag von Behla und Walter führt Chemie frühzeitig mit 2:0. Nach dem Abpfiff stürmen die Leipziger Fans den Rasen und tragen die Meistermannschaften auf Schultern in die Kabine. Chemie ist zum zweiten Mal Deutscher Meister.
    In der nächsten Saison ist Chemie kein Außenseiter mehr, sondern gehört nun selbst zu den Gejagten. Als der Schwarz-Sportpark nicht bespielbar war, wich man beim 0:0 gegen Aufbau Magdeburg wieder einmal ins Stadion des Friedens aus, und man kann sich vorstellen, was nun folgt: Chemie-Anhänger stürmten bei Spielende den Platz, attackierten Magdeburger und Schiri und blockierten die Gästekabine. Diesmal gab's drei Heimspiele Sperre, u.a. gastierte man in Meerane, die BSG Chemie war endgültig gesamtdeutscher Platzsperren-Rekordhalter. Einheimische wenden ein, der DDR-Presse sei Chemie Leipzig „ein Dorn im Auge gewesen", im Gegensatz „zum SED-Verein 1. FC Lok Leipzig", weshalb seitens der Medien versucht worden sei, den Anhang von Chemie „zu kriminalisieren". Trotzdem spielen die Leutzscher erneut eine glänzende Saison und werden am Ende Dritter.
    In der DDR-Meisterschaft 1965/66 läuft es dagegen leider nicht mehr so gut. Chemie fällt ins Mittelfeld zurück, wird nur Achter. Dafür sucht Chemie nun seine Chance im Pokal. Das wohl wichtigste Spiel auf dem Weg ins Finale findet im Viertelfinale in Aue statt. Ausgerechnet bei der heimstarken Wismut-Elf dreht Chemie das Spiel nach einem 0:2-Rückstand durch einen Bauchspieß-Hattrick noch zu einem 3:2-Sieg. Im Halbfinale lässt Chemie zu Hause gegen Motor Zwickau (2:0) nichts mehr anbrennen und erreicht zum dritten Mal (zweimal als SC Lok) das Finale. Zum Finale begleiten wieder zigtausende Chemie-Fans ihre Mannschaft nach Bautzen. Dort gewinnt Chemie durch ein Matoul-Tor mit 1:0 gegen Lok Stendal und holt zwei Jahre nach der Meisterschaft den nächsten bedeutenden nationalen Titel -es sollte der bisher letzte große Titel von Chemie gewesen .
    Nun sollte man bei derart fanatischen Anhängern annehmen, dass sie 1965/66 ihre Dynamik in den Ausbau des Georg-Schwarz-Sportparks eingebracht hätten, doch weit gefehlt: Während „ihr" Verein im Zentralstadion spielte, fanden sich nur wenige Freiwillige ein, um beim Umbau in Leutzsch zu helfen. Da BSG-Chemie-Trägerbetrieb Elguwa keine Mittel für den Stadionausbau besaß, brachte man anscheinend nicht ausgelastete Arbeitskräfte von BBG und Kirow Werk nach Leutzsch, die bei fortlaufendem Gehalt erst gratis werkelten, später mit einer DDR-Mark pro Stunde in Rechnung gestellt wurden. Irgendwie war dies nicht die Ideallösung, so dass die Soldaten der sowjetischen Garnison Schönau einsprangen, um den „Chemikern" ein angemessenes Ambiente zu besorgen, und letztlich zeigte sich noch Alt-Sponsor VEB Lacke und Farben spendabel.
    Dank Roter Armee und VEB entstand der Norddamm, mittels 10.000 Kubikmeter Erde beseitigte man die Schräglage (!) des Spielfelds, legte eine Drainage an, gestaltete Haupteingangs- und Kassenbereich neu, schuf einen großen Parkplatz und baute - wen wundert's! -einen Zaun ums Spielfeld.


    Der neu gestaltete Georg-Schwarz-Sportpark wurde mit dem Saisonauftakt 1966/67 gegen Meister Vorwärts Berlin vor 22.000 eingeweiht. Die Heimkehr war nur von kurzer Dauer, denn das Rasenspielfeld erwies sich als unzulänglich, weshalb man ab dem 6. Spieltag ins Zentralstadion zurückkehrte. Nun war Zeit, in Leutzsch noch einmal etwas zu tun: Der Norddamm erhielt weitere 16 Stehreihen (damit 9.000 Stehplätze!), 23 m hoch ist er als Blickfang im Stadion, vor der Tribüne richtete man Sitzplätze ein, die alte Tribüne war für den Abriss vorgesehen und es entstanden neue Kassengebäude. Es gab zu der Zeit sogar Pläne, ein gänzlich neues Stadion hinter der Anzeigetafel des alten zu bauen, die Dämme waren bereits aufgeschüttet (und sind heute noch zu sehen), doch scheiterte all dies an fehlenden Geldmitteln.
    Doch in dieser Saison 1967/68 gerät Chemie dann erstmals ernsthaft in Abstiegsgefahr. Vor allem in Leutzsch ist Chemie keine Macht mehr. Doch der Abstieg wird gerade so gebannt -Chemie ist noch einmal davongekommen.
    1968/69 geht es in Leutzsch sportlich wieder bergauf- Chemie hat nichts mehr mit dem Abstieg zu tun, wird 6., mit nur 4 Punkten hinter dem Dritten, dem 1.FC Magdeburg. Dafür steigt Ortsrivale 1.FC Lok Leipzig als Tabellenletzter in die DDR-Liga ab. . Die „FuWo" 1968: „Jeder Fußballanhänger sollte vorsichtig sein mit der Behauptung, er hätte Fußballbegeisterung erlebt, wenn er den Georg-Schwarz-Sportpark noch nicht kennt“
    In der Saison 1969/70 gelingt Chemie sogar ein sensationeller 4. Platz. Chemie hat wieder eine zukunftsfähige Mannschaft, die das Zeug hat, um den Titel mitzuspielen. Allerdings werden im Hintergrund von den Verbandsfunktionären erneut die Fäden gezogen. Die DDR hat sich mal wieder nicht für eine WM-Endrunde qualifiziert. Nun glauben die Fußball-Funktionäre, mit einer noch stärkeren Konzentration auf die Fußballklubs zum Nachteil der BSGen, ihre internationalen Ziele erreichen zu können. Durch die Neustrukturierung im DDR-Fußball müssen auch Pläne eines neuen Stadions für 60.000 Zuschauer in Leutzsch aufgegeben werden. Die für den Georg-Schwarz-Sportpark vorgesehene Flutlichtanlage wird in Jena gebaut und erst Jahrzehnte später im Jahre 2013 nach einem Hochwasser wegen fehlender Wartung abgerissen.

  • Anfang 1970 fasst der Deutsche Turn- und Sportbund, unterstützt vom Deutschen Fußball-Verband der DDR und vom Zentralkomitee der SED einen für die Betriebssportgemeinschaften, also auch für die BSG Chemie Leipzig, folgenschweren Beschluss, den 3. Fußballbeschluss. Darin wird u.a. die allseitige Konzentration auf die Fußballklubs beschlossen. Für die Betriebssportgemeinschaften bedeutet das: Senkung des Gehaltsniveaus der Spieler, Bezahlung nach beruflicher Qualifikation und Verbot zusätzlicher finanzieller Anreize, zunächst die Delegierung der besten Nachwuchsspieler in die Clubs. So werden finanzstarken BSGen die Möglichkeit genommen, gute Spieler in ihre Oberliga-Mannschaften zu holen bzw. Talente für die eigene Mannschaft auszubilden. Es bedeutet auch, dass alle Auswahlspieler in Fußballklubs zu spielen haben und dass Nicht-Auswahlspieler zur Armee eingezogen werden können. Dieser Beschluss, der ab 1970 schrittweise umgesetzt wird, traf Chemie Leipzig mit voller Wucht. In Leipzig sind damit die Weichen zu Gunsten des Leistungszentrums 1.FC Lokomotive Leipzig gestellt. Er fällt ausgerechnet in eine Zeit, in der Chemie Leipzig zu den Spitzenvereinen der DDR-Oberliga gehört und der 1.FC Lokomotive Leipzig in der DDR-Liga spielt. Chemie Leipzig, 1969/70 Oberliga-Vierter, ist auf dem besten Weg, eine Mannschaft aufzubauen, die wieder um die Meisterschaft spielen kann. Doch mit dem DTSB-Fußballbeschluss wird der Verein ins Mark getroffen.
    In Leutzsch weiß jeder, dass die Saison 1970/71 sehr schwer werden würde.Diesen Aderlass kann Chemie nicht verkraften. Trotz aufopferungsvollen Kampfes der verbliebenen Spieler steigt Chemie 1971 erstmals in die Liga ab. Nach dem letzten Spiel jedoch schwören sich die Spieler, alles zu unternehmen, um sofort wieder aufzusteigen.
    .In der Saison 1971/22 gelingt Chemie der sofortige Wiederaufstieg. Leistungsträger sind Dr.Bauchspieß als Libero und Torhüter Ralf Heine. 1971/72 war Schiedsrichter Siegfried Kirschen Ziel von Stein- und Flaschenwürfen. Es gab diesmal keine Platzsperre, wohl aber Haftstrafen von zwei bis sechs Wochen für sieben Jugendliche.
    In der Oberliga kann sich Chemie zwei Spieljahre lang halten. Höhepunkt ist der 2:0-Sieg im ersten Derby gegen Lok nach dem Wiederaufstieg vor 40.000 Zuschauern.
    Doch 1974 kommt es zum 2. Abstieg. Aber auch diesmal kehrt Chemie nach nur einer Saison sofort wieder zurück. Die Substanz ist jedoch aufgebraucht. Die im Nachwuchsbereich verblieben Spieler haben nur noch selten die nötige Qualität und finanziell kann man mit BSGen wie Wismut Aue, Sachsenring Zwickau oder Stahl Riesa mit ihren Trägerbetrieben nicht mehr mithalten. In der Oberliga-Saison 1975/76 steht schon frühzeitig der Abstieg fest. 1976/77 wird zwar wieder souverän der Staffelsieg in der Liga-Staffel C geholt. Aber erstmalig scheitert Chemie in der Aufstiegsrunde an Gera und dem neuen Bezirksrivalen, der BSG Chemie Böhlen. Chemie Böhlen hat still und leise eine Mannschaft aus ehemaligen Lok-Spielern und früheren Leutzschern zusammengestellt. Mit dem Kombinat Otto Grotewohl im Rücken können die Böhlener inzwischen Chemie auch finanziell übertrumpfen. Auch 1977/78 scheitert Chemie wieder in der Aufstiegsrunde. Diesmal muss Chemie Hansa Rostock und Stahl Riesa den Vortritt lassen. Allerdings werden die Liga-Jahre genutzt, eine neue Mannschaft aufzubauen. 1979 gelingt dann endlich wieder die Oberliga-Rückkehr. Doch erneut reicht es nur zu einer Oberliga-Saison.
    Die 80er Jahre beginnen mit drei Spieljahren in der DDR-Liga. Wurde Chemie bisher wenigstens noch Staffelsieger, so ändert sich das jetzt. Nach zahlreichen Abgängen von Leistungsträgern und dem erforderlichen Neuaufbau wird Chemie Leipzig in der Saison 1980/81 in der Staffel C nur Dritter..
    In der folgenden Saison reicht es für Chemie sogar nur noch zum vierten Platz. Doch auch jetzt bleibt das Publikum den Leutzschern treu. Am 13. Dezember 1981 - Bundeskanzler Schmidt besuchte zu dem Zeitpunkt die DDR - tönt es in Dessau aus dem Chemie-Block:
    “Helmut Schmidt,
    Nimm' uns mit,
    In die Bundesrepublik!"
    Dessau gewinnt 1:0, Gäste-Fans reißen den Zaun ein und versuchen das Spielfeld zu stürmen, was die Volkspolizei mit gezogenen Waffen und Hundeeinsatz verhinderte. Zu den Spitzenspielen gegen den Ex-Ortsrivalen Vorwärts, inzwischen in Dessau zu Hause, und gegen Chemie Böhlen strömen 9.000 und 14.000 Zuschauer nach Leutzsch.
    Inzwischen wird wieder ein Umbruch in der Mannschaft eingeleitet. Junge Spieler wie Leitzke, Illge, Reimer oder Stieglitz sind zu Leistungsträgern gereift. Und dies zahlt sich aus. Eine neue Spielergeneration trägt jetzt die grün-weißen Trikots.
    1982/83 wirde Chemie nach einem spanndenen Zweikampf mit Vorwärts Dessau wieder Staffelsieger. Die Euphorie ist riesig. Zum Spiel gegen Vorwärts Dessau kommen 19.000 Zuschauer nach Leutzsch. Und auch in der Aufstiegsrunde kann sich Chemie durchsetzen. Nach 3 Jahren Zweitklassigkeit ist Chemie im Sommer 1983 wieder in der Oberliga.
    Es kommt es zum spannendsten Abstiegskampf in der Geschichte der DDR-Oberliga. Am letzten Spieltag kann Chemie selbst mit einer knappen Niederlage zu Hause gegen den 1.FC Union Berlin den Klassenerhalt perfekt machen. Doch die Nerven spielen nicht mit. Vor 22.000 Zuschauern unterliegt Chemie in Leutzsch den Unionern mit 0:2. Erstmals in der Geschichte der DDR-Oberliga müssen nun zwei Entscheidungsspiele den Abstieg entscheiden.
    Zunächst trennen sich beide Kontrahenten vor 22.000 Zuschauern in Berlin 1:1, ehe Chemie das dramatische Rückspiel vor wieder 22.000 Fans nach 0:1- Rückstand mit 2:1 gewinnt. Der Jubel des Leutzscher Publikums ist riesig. Nun ist die Hoffnung groß, sich wieder in der Oberliga zu etablieren. Doch es soll nicht reichen. Am Ende der Saison 1984/85 muss Chemie als 13. wieder zurück in die Liga. Diese ist inzwischen reformiert worden und besteht nun aus zwei Staffeln. Da Mitabsteiger Stahl Riesa der Süd-Staffel zugeteilt wird, blieb für Chemie nur die Nordstaffel. Es folgen zwei Spieljahre mit unattraktiven Heimspielen und weiten Auswärtsfahrten. Der Zuschauerzuspruch sinkt rapide. Sportlich ist die neu formierte Chemie-Mannschaft zu unbeständig und so verpasst Chemie in der ersten Saison den Wiederaufstieg, wenn auch knapp mit zwei Punkten hinter Energie Cottbus. 1986/87 wird eine ganz schlechte Saison für Chemie. Lange Zeit kämpft Chemie sogar gegen den Abstieg in die Bezirksliga, am Ende werden die Leutzscher wenigstens noch Zehnter.
    1987 wechselt Chemie in die Süd-Staffel. Sportlich reicht es weiter nur zum oberen Mittelfeld. 1987/88 wird Chemie Sechster, weit abgeschlagen hinter Sachsenring Zwickau. Auch in der Folgesaison 1988/89 reicht es nur zum sechsten Platz. Erst ab 1989/90 hatte Chemie wieder eine Mannschaft, mit der man um den Oberliga-Aufstieg mitspielen kann. Aber auch Chemie Böhlen hat aufgerüstet. So wird allgemein ein spannender Zweikampf der beiden Chemie-Mannschaften erwartet. Am 5. Spieltag kommt es dann in Böhlen zum ersten Treffen der beiden großen Rivalen aus Leipzig und Böhlen. Über 6.000 Zuschauer, die Mehrheit davon Anhänger der Leutzscher, sehen ein heiß umkämpftes Unentschieden. Doch leider kann Chemie Leipzig in den nächsten Spielen nicht mehr an diese Leistung anknüpfen. Auch in den folgenden 4 Auswärtsspielen bleibt Chemie ohne Sieg und verliert so den Kontakt zur Tabellenspitze.
    Ab Herbst 1989 rückt der Fußball in der DDR in den Hintergrund. Auf gewaltigen Demonstrationen in Leipzig und anderen Großstädten fordern die DDR-Bürger politische Reformen und Reisefreiheit. Im November fällt die Grenze zur Bundesrepublik, so dass Millionen DDR-Bürger die neue Freiheit zu Reisen in den Westen nutzen. Auch im Sport gab es Veränderungen. Aufsehen erregt ein Vorschlag des Vorsitzenden des 1.FC Lok Leipzig, P.Gießner, „die Kräfte im Leipziger Fußball zu bündeln“ und den 1.FC Lok und die BSG Chemie zusammenzuschließen. Allerdings wird dieser Vorschlag vom Chemie-Präsidium und von den Anhängern der BSG Chemie abgelehnt.
    So beendet Chemie die 1.Halbserie auf einem enttäuschenden 6.Platz, weit abgeschlagen hinter dem souveränen Tabellenführer Chemie Böhlen. Hoffnung für die Rückrunde gibt es durch Bestrebungen, die DDR-Oberliga auf 16 Mannschaften aufzustocken. So hofft man, als Tabellenzweiter durch diese Hintertür noch aufzusteigen. Doch in der Rückrunde überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst beschließt der DFV, die DDR-Oberliga erst ab der übernächsten Saison auf 16 Vereine zu vergrößern. Dieser Beschluss ist jedoch schnell wieder Makulatur. Nach den ersten freien Wahlen in der DDR vereinbaren die Regierungen der DDR und der BRD die staatliche Wiedervereinigung im Oktober 1990. Da zieht der Fußball natürlich nach. Die Fußballverbände der BRD und der DDR beschließen, in der Saison 1990/91 die Qualifikation für eine gesamtdeutsche erste und zweite Bundesliga auszuspielen. Jedoch ist der Modus für diese Qualifikation lange offen und vor allem ist unklar, ob auch die DDR-Liga-Meister eine Chance erhalten, sich für die neue 2. Bundesliga zu qualifizieren.
    Sportlich kann sich Chemie Leipzig zwar in der zweiten Halbserie noch auf den zweiten Tabellenplatz verbessern. Auch werden die favorisierten Böhlener im heimischen Georg-Schwarz-Sportpark mit 2:1 bezwungen. Doch der errungene zweite Platz ist ohne Wert. Chemie Böhlen schafft mit 12 Punkten Vorsprung vor Chemie Leipzig den Oberliga-Aufstieg. Da die bisherigen Trägerbetriebe der BSG, VEB Elguwa Leipzig und VEB Lacke&Farben, ihr finanzielles Engagement zum Sommer 1990 einstellen, ist der Verein gezwungen, neue Geldgeber zu finden. Und so beschließen die Fußballer, sich von der BSG zu lösen. Am 31.05.1990 kommt es zur Umbenennung in FC Grün-Weiß Leipzig 1990 e.V. doch bestritt der Verein unter diesem Namen kein einziges Punktspiel.


  • 1990-2011 FC Sachsen Leipzig




    Mitten in die Saison 1989/90 fällt die friedliche Revolution. Mit dem Ende der DDR entfallen auch die s.g. Trägerbetriebe, die die DDR-Vereine finanzieren. Die beiden Chemie-Trägerbetriebe VEB Lacke & Farben und VEB ELGUWA können Chemie nicht mehr unterstützen. Der Verein muss sich nun für neue Geldgeber öffnen und benennt sich im Mai 1990 in FC Grün-Weiß 1990 Leipzig um. Inzwischen überschlagen sich bei der Neuorganisation des deutschen Fußballs die Ereignisse. Ist zunächst von einer langsamen Annäherung der beiden deutschen Fußballverbände die Rede, soll nun schon auf Drängen der ehemals privilegierten DDR-Fußballklubs die nächste Saison 1990/91 die Qualifikation für die erste und zweite Bundesliga bringen.Der alte Bezirksrivale und Oberliga-Aufsteiger Chemie Böhlen, der 1990 in der DDR-Liga Süd Chemie Leipzig auf den zweiten Platz verwiesen hatte, steht vor den gleichen Problemen. Der Geldgeber, das Chemie-Kombinat Otto Grotewohl in Böhlen, zieht sich zurück. So beschließen die Vorstände der beiden grün-weißen Vereine, sich zusammenzuschließen. Am 01.08.1990 fusionieren beide Vereine zum FC Sachsen Leipzig, der den Oberliga-Startplatz übernimmt.
    Die Saison 1990/91 wird überschattet von mehreren Skandalen. Sportlich spielt der FC Sachsen zunächst oben mit, liegt im Herbst sogar auf einem Bundesliga-Platz.
    In dieser Spielzeit 1990/91 gab es in Leutzsch den einzigen Spielabbruch der DDR-Oberliga-Geschichte: Der Referee Siegfried Kirschen (den FC Sachsen-Trainer William „Jimmy" Hartwig danach im „ZDF-Sportstudio" als „kleines Schweinchen" bezeichnete) verwehrt nach mehreren umstrittenen Entscheidungen den Leutzschern in der Schlussphase den Ausgleichstreffer. Es kam zu Tumultartigen Szenen als die sich betrogen fühlenden Zuschauer Dosen warfen und versuchten, den Zaun am Dammsitz zu überwinden. Kirchen brach daraufhin das Spiel ab-das Spiel ging am grünen Tisch mit 2:0 an Jena, der FC Sachsen fuhr zum nächsten Heimspiel gegen Brandenburg nach Nordhausen - die wievielte Platzsperre das wohl war?
    Die schwerwiegendsten Folgen hatten die Unruhen im Umfeld des Spiels FC Sachsen gegen FC Berlin (ehemals BFC Dynamo) am 3. November 1990. Ein Trupp von 400 Berliner Hooligans, denen lediglich 25 Polizisten gegenüberstanden, richtete schwere Zerstörungen um den Bahnhof Leutzsch an, setzte Polizeiautos in Brand und attackierte die Polizisten mit Steinen. Als die den Befehl erhielten, Schusswaffen einzusetzen, eröffneten sieben bis acht von ihnen das Feuer. Der 18-jährige Berliner Maik Polley starb auf den Schienen, fünf weitere Jugendliche blieben verletzt liegen. Am 29. April 1992 stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen zehn Polizisten ein.
    Die Vorfälle dieses 3. November 1990 gaben letztlich den Ausschlag, das in Leipzig geplante Länderspiel DDR - BRD abzusagen, womit die Länderspiel Bilanz des inzwischen verschwundenen Staates gegen Bundesdeutschland auf immer positiv bleiben wird.
    Zu diesen Ereignissen kommen wirtschaftliche Probleme. Während Ortsnachbar 1.FC Lok mit dem Verkauf von Heiko Scholz (kam 1987 zum Nulltarif von Chemie) für eine Mio. DM an Dynamo Dresden seine Saison finanziert, hatte es der FC Sachsen schwer, Sponsoren zu finden. Sportlich fällt der FC Sachsen ab, schafft aber wenigstens noch die Qualifikationsrunde zur zweiten Bundesliga. Dort scheitert der FC Sachsen ausgerechnet am 1.FC Lok. Die Saison 1990/91 endet in einem Desaster. Der FC Sachsen ist sportlich gescheitert und wirtschaftlich verschuldet.
    Ab 1991 spielt der FC Sachsen drittklassig in der NOFV-Oberliga Süd. In der ersten Saison 1991/92 wird Sachsen Fünfter, ein Jahr später 1992/93 sogar Staffelsieger und Sachsenpokalsieger. Allerdings ist die wirtschaftliche Situation so schlecht, dass dem FCS vom DFB die Lizenz verweigert wird.
    1993/94 qualifiziert sich der FC Sachsen für die neue Regionalliga und verteidigt gleichzeitig den Sachsenpokal.
    In der ersten Regionalliga-Saison 1994/95 trifft Sachsen auf viele alte Bekannte aus DDR-Oberligazeiten. Das Interesse der Zuschauer ist wieder da. Im DFB-Pokal scheidet Sachsen in Leutzsch zwar gegen den TSV 1860 München aus, wieder im Elfmeterschießen, aber in der Meisterschaft spielt Sachsen bis zum Schluss um den Aufstieg zur 2. Bundesliga mit. Am letzten Spieltag muss der FC Sachsen beim Tabellenführer Carl Zeiss Jena antreten. Nur ein Sieg reicht zum Aufstieg. Doch die Mannschaft präsentierte sich denkbar schlecht und unterlag mit 1:4 . Waren es die bereits abgefassten und unterschriebenen Verträge mit dem Gegner die König und Sänger so blaß aussehen ließen?
    Der verpasste Aufstieg ist ein großer Rückschlag. In den nächsten Jahren werden zwar noch Plätze in der oberen Tabellenhälfte erreicht, aber die Finanzprobleme werden immer größer. Der Versuch, mit aller Gewalt aufsteigen zu wollen, führt zu zahlreichen Trainerwechseln und zum Eingehen finanzieller Risiken. 1998/99 wird nur durch die Zusammenarbeit des FC Sachsen mit Dr. Kölmel und seinem Unternehmen Kinowelt die Insolvenz vermieden. Der FCS befindet sich lange in Abstiegsgefahr, auch die prestigeträchtigen ersten Ortsderbys seit 1991 können nicht gewonnen werden. Das erste Spiel in Leutzsch endet 3:3, im Rückspiel gibt es eine 0:5-Pleite. Für das Jahr 2000 steht wieder eine Spielklassenreform an. Deshalb wird die Mannschaft für die Saison 1999/2000 verstärkt, gilt es doch, sich für die neue zweigleisige Regionalliga zu qualifizieren. In dieser Saison gelingt den Leutzschern der erste Ortsderbysieg gegen den Probstheidaer Rivalen seit 1976. Auch das Saisonziel Platz 6 wird am letzten Spieltag erreicht. Damit qualifiziert sich der FC Sachsen erstmals für eine Liga, die über das Territorium der ehemaligen DDR hinausreicht. Außerdem spielt Sachsen durch den Abstieg des VfB Leipzig erstmals seit 1970 eine Klasse über dem VfB bzw. 1.FC Lok.
    In der Staffel Nord der Regionalliga trifft Sachsen auf deutsche Traditionsvereine aus den alten Bundesländern wie Fortuna Düsseldorf, Rot-Weiß Essen, Preußen Münster oder Eintracht Braunschweig. Allerdings kämpft Sachsen die ganze Saison über gegen den Abstieg. Erst am letzten Spieltag wird sportlich das rettende Ufer erreicht. Allerdings hatten sich auch die finanziellen Probleme des Vereins verschärft. Da auch die Kölmel-Firmen Sportwelt und Kinowelt aus eigenen finanziellen Problemen die vom DFB geforderten Bürgschaften nicht stellen kann, wird dem FC Sachsen zum zweiten Mal in seiner Vereingeschichte die Lizenz verweigert. Der Vorstand tritt zurück und es wird ein Insolvenzantrag gestellt.
    Mit neuem Trainer und einer neu zusammengestellten Mannschaft wird in der nun viertklassigen Oberliga gespielt. In der ersten Saison gelingt den Leutzschern ein beachtlicher 5.Platz. Und bereits eine Saison später spielt Sachsen wieder um den Aufstieg. Und tatsächlich gelingt die Rückkehr in die Regionalliga. Diesmal haben die Leutzscher gegenüber Carl Zeiss Jena die Nase in der Oberliga vorn. Auch die beiden Ortsderbys werden mit 1:0 und 3:0 gegen den VfB gewonnen. Durch die Liquidation in Folge der Insolvenz des VfB Leipzig sind jetzt scheinbar die Weichen für die Stellung des FC Sachsen als unumstrittene Nummer 1 im Leipziger Fußball gestellt.
    In den beiden Aufstiegsspielen setzt sich der FCS gegen den Meister der Nordstaffel durch, den FC Schönberg. Für die folgende Regionalliga-Saison ist Sachsen wiederum zu schwach. Die angespannte finanzielle Lage lässt keine Verstärkungen zu. In der Winterpause zieht der FC Sachsen in das für die Weltmeisterschaft 2006 völlig neu umgebaute Zentralstadion. Zudem werden noch einige Spieler nach Leipzig geholt. Leider reicht es am Ende wieder nicht für den Klassenerhalt. Erneut ist Sachsen sportlich gescheitert, wieder sind die Kassen leer. Trotzdem wird für die Saison 2004/05 der sofortige Wiederaufstieg angepeilt. Doch in der ersten Saison nach dem Abstieg reicht es nur zu Platz drei. Wenigstens der Sachsen-Pokal wird gewonnen. Auch in der Folgesaison reicht es nur zu Platz drei.
    Inzwischen beschließt der DFB die Einführung einer eingleisigen Dritten Liga. Um sich für diese Liga zu qualifizieren, muss der FC Sachsen 2006/07 unbedingt aufsteigen. Also gewährt M.Kölmel dem Verein wieder seine finanzielle Unterstützung. Mit Eduard Geyer wird ein prominenter Trainer zurückgeholt, er soll in Leipzig sein Cottbusser Erfolgsmodell wiederholen. Doch der Versuch mit teuren Stars geht gründlich schief. Der FC Sachsen kommt nur auf Platz 4 und steht wieder einmal vor der Insolvenz. Die Saison 2007/08 beginnt genauso schlecht, wie die vorige endete. Erst nach der Entlassung des Leutzscher Urgesteins und Cheftrainers Leitzke gelingt die Wende. Mit einem fulminanten Schlussspurt wird noch der 4.Platz erreicht. Dieser berechtigt zu Relegationsspielen mit dem Nord-Vierten Greifswalder SV. Hier bezwingt Sachsen den GSV mit 4:2 und 2:2 und qualifiziert sich im letzten Augenblick für die Regionalliga. Diese ist aber durch die neue Dritte Liga inzwischen auch nur noch viertklassig.
    Zu diesem Zeitpunkt hat sich aber schon der wichtigste Teil der Fanszene vom FC Sachsen verabschiedet. Diese unsäglichen Heimspiele im überdimensionierten Zentralstadion, ein vom Stadionbetreiber eingesetzter -und nicht von den Mitgliedern gewählter- Präsident sowie die von diesem tolerierten und vorangestriebenen Represalien gegen die eigenen Ultras durch Loklastige Ordner und Stadionverbote gegen die eigenen Fans brachten das Faß zum überlaufen und zwangen einen Großteil der Alten Fans sowie fast der gesamten Ultraszene dazu , in Zusammenarbeit mit der BallSG Chemie Leipzig E.V. unter dem alten Namen BSG Chemie Leipzig mit dem Chemielogo auf der Brust ganz unten neu anzufangen da man beim FC Sachsen so wie dieser sich entwickelt hat ,seine ganze Tradition verleugnet und die eigenen Fans und Mitglieder bevormundet keinerlei Zukunftsperspektive mehr sah.
    Schwerwiegende Fehleinschätzungen der Stärke der eigenen Mannschaft und finanzielle Probleme überschatten die erste Halbserie. Der FC Sachsen befindet sich von Anfang an im Abstiegskampf und liegt schon zur Halbserie fast aussichtslos zurück. Im Februar 2009 stellt das Finanzamt einen Insolvenzantrag gegen den FC Sachsen, der Vorstand meldet daraufhin selbst Insolvenz an. Der FC Sachsen steht als erster Absteiger fest.
    Durch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens im Juni 2009 kann der FCS in der Saison 2009/10 wenigstens in der nun fünftklassigen Oberliga starten. Der Insolvenzverwalter sichert die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs. Gegen den mittlerweile in Leipzig aktiven , von Österreich aus installierten und gesteuerten RedBull-Verein RB Leipzig ist jedoch in dieser Saison nichts zu holen, selbst wenn die Leutzscher den zu diesem Zeitpunkt schon feststehenden Aufsteiger am letzten Spieltag vor über 10.000 Zuschauern mit 2:1 besiegen. Der FCS beendet die Saison auf einem vor dem Hintergrund der Finanzschwierigkeiten sehr respektablen sechsten Platz. In der Saison 2010/2011 kommt der FC Sachsen trotz chronischer Finanzsorgen gut in die Saison. Die Mannschaft etabliert sich in der Hinrunde im oberen Drittel der Tabelle. Mehr und mehr wendet sich die Aufmerksamkeit jedoch von sportlichen zu finanziellen Aspekten des Vereins. Das Insolvenzverfahren dauert bereits fast zwei Jahre und zehrt an den Kräften der Verantwortlichen. Die Mannschaft kann in der Rückrunde nicht mehr an die Leistungen aus der ersten Halbserie anknüpfen. Dirk Heyne muss nach ausbleibenden Erfolgen seinen Hut nehmen. Zuschauer bleiben aus. Eine offizielle Kooperation mit dem Rivalen RB Leipzig verstimmt einen weiteren Teil der Fans. Die Spiele des FC Sachsen wollen mittlerweile nur noch rund 800 Zuschauer sehen. Und selbst jetzt wird eine Annäherung oder gar ein Zusammengehen mit der BSG Chemie vom Restpräsidium und von den verbliebenen FC Sachsen Mitgliedern abgelehnt. Am 18.05.2011 wird das endgültige Aus des FC Sachsen vom Insolvenzverwalter Heiko Kratz verkündigt. Ausbleibende Sponsorengelder, fehlende Mitgliedsbeiträge und sinkende Zuschauereinnahmen würden einen weiteren Spielbetrieb unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten unmöglich machen. Der Spielbetrieb wird zum 30.06.2011 eingestellt.

  • Habe mal den Stammbaum etwas aktuallisiert und präzisiert- jemand noch Vorschläge/Änderungen?
    Ausserdem bin ich bei der Historie an derGründung BallSG 1997 , dem Spielbetrieb 2008, den 3 Jahren Kreisliga ,der Übernahme der 1.Herren von Blau Weiß, der Rückbenennung in Betriebssportgemeinschaft Chemie Leipzig ,den 2 Jahren Landes- bis zur jetzigen Bezirksliga dran. Leider alles Sachen welche man auf der offiziellen Homepage vergeblich sucht .


    Bitte habt Verständniss das ich mich natürlich nur auf alle Mannschaften beziehe welche irgendwann mit der BSG Chemie Leipzig bzw deren Vorgängern in irgendeiner Weise Kreuzung/Fusion eingegangen sind.
    Das sind Hauptsächlich die heutigen Vereine FC Lok Leipzig , die SpVgg 1899 und der SV Leipzig Nordwest.
    Vielleicht kann ja jemand helfen da ich noch einige Fakten und Logos brauche:


    -Suche das alte Vereinslogo des ATV Leipzig-Lindenau
    -suche Vereinslogos von FC Hohenzollern 1905 bzw Hertha 1905 Leipzig sowie deren Spielstätte und Historie vor der Fusion mit Brittania1899.
    -suche alles über die Vereine welche vor der TURA im Sportpark Leutzsch gespielt haben
    -suche Vereinslogos sämtlicher im Stammbaum vorkommender SGs welche nach dem Krieg gegründet wurden (SG Probstheida , SG Leutzsch, SG Lindenau-Aue, SG Lindenau Hafen usw)
    -Vereinslogo der BSG Erich Zeigner
    -wer weiß was über die SG Böhlitz Ehrenberg welche 1949 der ZSG Industrie Leipzig beitrat (Logo , Historie) -was ist aus ihr nach der Auflösung der ZSG geworden?
    -natürlich Vereinslogos der ZSGs wie z.B ZSG Industrie Leipzig , ZSG Industrie Leutzsch, ZSG Industrie Hafen
    -Vereinslogos der SG Hafen Leipzig-Lindenau bzw der BSG Stahl Hafen Leipzig
    -Historie der BSG Motor Lindenau, wie entstanden? (müßten doch eigentlich die SpVggler von heute noch wissen)
    -Logo von Chemie Leipzig West (1954-1956) deren Nachfolger auf Bezirksebene der BSG Chemie Leipzig (1956-1963!!!!) sowie dem Fusionspartner von 1956 der BSG Chemie Südwest. Von der BSG Chemie Südwest aus den 50ern brauche ich eigentlich alles: Wo war Spielort , wer Trägerbetrieb, welches Logo etc?

  • Hallo Defens die SG Leutzsch hatte kein logo,
    2.das letzte spiel der spielzeit 89/90 in Suhl spielte chemie als FC Gruen-weiss
    3.Der Liezenzentzug1993 lag anfehlenden b.z.w zuspaet eingereichten
    Unterlagen was zum ruecktritt von V.Hecht fuerte was wie wir heute wissen ,den Weg frei machte fuer so manchen Selbstdarsteller

  • Schaal67 vollkommen Richtig aber als G/W Leipzig in Suhl spielte sind die Schachspieler als BSG Chemie Leipzig auf Punktejagd gegangen.Mit der Fusion sind dann die anderen Sparten,bis auf Behindertensport die einen eigenen Verein gegründet haben,zum FCS übergetreten. Wir Fans haben Chemie aber beim FCS weiterleben lassen und das war gut so.


    PS. Chemie hatte in Suhl 2 zu 1 Verloren
    PPS: Reiners hat in der Messehalle 7 wo das Sportstudio Live :NdBSG: stattfand als Rosarotes Schweinchen bezeichnet

  • 1899-1935 Der Beginn des Leutzscher Fussballs


    Man schreibt das Jahr 1919. Der Erste Weltkrieg ist beendet und seit gut 2 Jahrzehnten macht sich eine neue Sportart im bisher eher vom Turnertum geprägten Deutschland breit: der Fußball:
    Seit Anfang des Jahrtausends findet diese im freien betriebene Sportart mehr und mehr Anhänger. Aus den traditionellen Turnvereinen, welche meist schon ein halbes Jahrhundert bestand haben, bildeten sich Ballspielabteilungen in welchen Anfangs hauptsächlich die zu dieser Zeit beliebten Sportarten wie Faustball, Schlagball, Ballhoch, Dreimannhoch gespielt wurden aber die neue aus Britannien stammende Sportart Fußball wird mehr und mehr dominant. Es gründen sich erstmals reine Fußballvereine und auch aus den Ballspielabteilungen der Turnvereine machen sich die Fußballabteilungen in eigenen Vereinen selbständig.Der Westen Leipzigs mit seiner rasent wachsenden Industriealisierung und dicht besiedelten Arbeitervierteln ist davon besonders „betroffen“.
    Vom traditionellen 1848 gegründeten Arbeiterturnverein Lindenau spaltete sich bereits 1903 die 1899 gegründete Spielvereinigung dem ATV Lindenau ab und spielte als Spielvereinigung 1899 in den Ligen des DFB- ab 1911 auf dem neu gebauten Sportplatz Demmeringstrasse. Nichtsdestotrotz spielte auch die Lindenauer Turnerschaft weiterhin in den Ligen der Deutschen Turnerschaft (DT) Fussball, nach einer Großfusion dreier Lindenauer Turnvereine im Jahre 1923 dann ab 1924 auf einen eigenen Sportparkgelände am Charlottenhof. Ebenfalls 1899 wurde der FC Britannia gegründet und fand später ab 1921 an der Merseburger Chaussee (heutige Merseburger Landstrasse) einen eigenen Sportplatz.
    In Leutzsch spielte der 1906 gegründete FC Viktoria 06 oder auch die 1910 gegründete Spielabteilung des Turnverein Jahn Leutzsch .
    Dazu muss man wissen das es im Jahre 1919 im Bezirk Leipzig mit dem bürgerlichen DFB , den traditionellen Turnern des DT und den Arbeitersportlern des ATSB bereits drei konkurrierende Verbände mit jeweils eigenen Ligen und Meisterschaften gab.
    1919: die damals noch eigenständige Gemeinde Leutzsch plante die Errichtung eines Sportareals mit einer Fläche von 36.410 m² in der Burgaue am Bahnhof Leutzsch. Dort sollten u.a der FC Viktoria 06 Leutzsch und der TV Jahn Leutzsch ihre Heimat finden , da der städtische Sportplatz (heutiger TuS Leutzsch Platz) für die immer zahlreich werdenden Sportvereine nicht mehr ausreichte. Die Baumaßnahmen beliefen sich auf ca. ein Jahr, so dass im Sommer 1920 der Spielbetrieb im Leutzscher Sportpark (später TURA Platz, Georg Schwarz Sportpark bzw. Alfred Kunze Sportpark ) aufgenommen wurde.
    In den 20er Jahren verschärft sich die Konkurrenz der einzelnen Verbände untereinander. Bereits 1919 erteilte der Arbeitersportbund seinen Vereinen bei Strafandrohung ein „Spielverbot für alle Mannschaften mit Vereinen aus dem bürgerlichen Sport“. Kurz drauf wurde es den Vereinen der Turnerschaft (DT) in Sachsen von ihrem Verband untersagt gegen Vereine anzutreten, die nicht der DT angehören, es drohte Geldstrafe oder Ausschluss.
    Jahn Leutzsch spielte ebenso wie Viktorie 06 Leutzsch ab 1920 in den neugegründeten Ligen des Arbeiter Turn- und Sportbundes (ATSB).
    Jahn Leutzsch , machte sich an den weiteren Ausbau des Leutzscher Sportparks und konnte die ausgebauten Plätze im September 1924 mit dem Punktspiel gegen Schkeuditz (7:3) und einer feierlichen Platzweihe der Öffentlichkeit vorstellen. Die Sächsische Arbeiterzeitung schrieb dazu : „ Im großem ganzen wurde ein dem Arbeitersport zur Ehre gereichendes Spiel vorgeführt. Die bürgerlichen Fußballer nebenan übertönten mit ihrem Geschrei, dass einer Hottentottenbande gleichkam , mitunter den Pfiff des Schiedsrichters.“ Der Ausbau des Sportparks Leutzsch wurde weiter vorangetrieben und in den Jahren 1925/26 entstand dann auf Initiative des Turnvereins Jahn Leipzig-Leutzsch das noch heute erhaltene zweigeschossige Vereinsgebäude im Art-deco-Baustil. (Geschäftstelle BSG Chemie Leipzig)
    Nachdem der ATSB Sanktionen gegen Mitglieder der KPD ausspricht ,findet im Jahre 1929 dann auch im Arbeitersport eine entgültige Spaltung in sozialdemokratischen ATSB und kommunistischen KG Rote Sporteinheit statt.
    Die Politik bzw. die Politischen Parteien halten mehr und mehr Einzug in die Sportvereine und die unterschiedlichen Verbände sind inzwischen auch Ausdruck unterschiedlicher politischer Richtungen und Lebensanschauungen geworden.
    So weißt der ATSB z.b am 9 November 1930 an , dass sämtliche Vereine die gemeinsame Demonstration SPD und des ATSB zu unterstützen haben und ein Spielverbot für diesen Tag besteht. ATSB Vereine die Freundschaftsspiele gegen Vereine der KG RotSport absolvieren ,werden vom ATSB gnadenlos gesperrt oder disqualifiziert.
    So hatten auch im Jahre 1931 alle Leipziger ATSB Vereine zum SPD-Parteitag in Leipzig aufzumarschieren.
    Im Jahre 1933 dann die bisher Einschneidenste Veränderung im Leipziger Fußball : der Wahlsieg und die Machtübernahme durch die NSDAP.
    Als Erstes werden sämtliche „marxistische Turn- und Sportvereine“ –das sind in den Augen der Nationalsozialisten alle Vereine des Arbeitersportes also sämtliche Vereine des ATSB und der KG Rote Sporteinheit verboten und deren Besitz enteignet.
    Der Sportreferent der NSDAP in Leipzig und Umland, Fritz Otto, wird ermächtigt die sogenannte Gleichschaltung im Sport zu überwachen und ggf. durchzusetzen.
    Somit sind im Jahre 1933 mit einem Schlag die traditionellen ATSB Vereine FC Viktoria 06 Leutzsch sowie der TV Jahn Leutzsch ausgelöscht und enteignet.
    Die bürgerlichen Vereine des DFB und der Turnerschaft (DT) betrifft dieses Verbot nicht. Der TV Leutzsch (nicht zu verwechseln mit TV Jahn Leutzsch!) spielte ab 1933/34 ebenso wie TURA 1932 und der SV Sturm 1910 in der Kreisklasse des DFB/LFV weiter. Erst im Spieljahr 1942/43 musst zog sich der TV Leutzsch wegen Spielermangels aufgrund des Fortschreitenden Krieges (über 80% der Sportler sind zur Wehrmacht einberufen oder schon im Krieg gefallen) ebenso wie z.B Lindenau 1848 vom Spielbetrieb zurück . )
    Allerdings musste auf Druck der NSDAP sowohl der DT als auch der DFB ein Aufnahmeverbot von ehemaligen Spielern der Vereine des Arbeitersportes beschließen.
    Ab Mitte 1933 betrifft das Verbot auch „Mitglieder jüdischen Blutes“ . Die Fussball spielenden Vereine der Deutschen Turnerschaft mussten sich ab dem Spieljahr 1933/34 ausserdem den Ligen des DFB anschliessen so das keine eigenen DT Ligen mehr existierten.
    Ab 1934 wird das Verbot gegen Spieler des Arbeitersportes gelockert . DFB und DT Vereine dürfen allerdings nicht mehr als sechs Spieler „aus marxistischen Vereinen“ in die Mannschaft einreihen. Des weiteren ist auf Anweisung der NSDAP eine Neuaufnahme von Jugendlichen zwischen 10 bis 16 Jahren in die Vereine von der Mitgliedschaft in der Hitlerjugend abhängig.
    Schließlich wird am 27. Oktober 1935 der Sportpark am Bahnhof in Leipzig-Leutzsch (früher Viktoria 06 und TV Jahn Leutzsch) von der SA offiziell an den SV TURA 1932 übergeben.
    Auffallend ist die Tatsache, daß dieser Sportverein 'Tura' zu jedem Spiel große Zuschauermengen hat, die sich vorwiegend aus alten SPD-Angehörigen zusammensetzen. Zu erklären ist dieser Umstand dadurch, daß der Trainer dieses Vereins -Riedel- bei SPD-Kreisen große Popularität besitzt, und daß im Verein selbst ein großer Teil der Mitglieder ehemalige Arbeitersportler waren." Spiele gegen "bürgerliche" Mannschaften, wie z.B. den VfB Leipzig, als dessen Sponsor der Besitzer der "Leipziger Neuesten Nachrichten" galt, waren begleitet von "regelrechten Protestkundgebungen, die einen marxistischen Charakter nicht verleugnen konnten.

  • Hier nun der völlig aktuallisierte Stammbaum aller Mannschaften welche irgendwann/irgendwie in irgendeiner Weise mit Chemie bzw dessen Vorgängern liiert waren. Dies betrifft die heutigen Mannschaften vom 1.FC Lok, der SGSL, der BSG Chemie, des SV Nordwest, der SpVgg1899, des SV Lindenau1848 und des TSV Böhlitz Ehrenberg.
    Viele Sachen- vorallem vor 1945- sind aus Aufzeichnungen des SFV zusammengereimt. Viele Fragen sind noch offen. Wer z.B genauere Statistiken und Hintergründe über den TV Leutzsch, TV Jahn Leutzsch, SV Sturm 1910 Leutzsch, SV Hohenzollern1905-SV Hertha 1905 oder die BSG Chemie Südwest weiß kann dies gerne kundtun, auch per PN.
    Für Hilfe wäre ich dankbar. Ausserdem fehlen noch alle Logos/Vereinszeichen die nicht im Stammbaum zu sehen sind.


    Hier nun der große Stammbaum den ich schon 2 Wochen fertig hatte aber leider das Trara um den Forumsumzug dazwischenkam.:


  • 1892-1933 Turnverein Jahn Leutzsch


    Quellen: „40 Jahre Jahn Leutzsch“ und „100 Jahre Fussball in Leutzsch-Jens Fuge“-Sportmuseum Leipzig


    Nachdem das Sozialistengesetz aufgehoben war und bei der Reichstagswahl 1890 im Wahlkreis Leipzig-Land der Sozialdemokrat Fr.Geyer über seinen Gegenkandidaten F.Götz (Vorsitzender der Deutschen Turnerschaft ) gesiegt hatte, setzte eine Agitation zur Gründung eines Arbeitervereines ein. Am 24.Januar 1892 fand die Gründungsversammlung des Leutzscher Arbeitervereines statt.
    Der Grundstein war gelegt und es folgte ein Baustein auf den anderen.
    Am 16.März 1892 wurde eine Sängerabteilung und am 17.Mai gleichen Jahres eine Turnerabteilung gegründet. Dem ATB/ATSB trat der Verein 1893 bei.
    Zur Zeit der Vereinsgründung war Leutzsch noch eine Selbstständige Gemeinde mit etwa 2500 Einwohnern. Industrie war erst in den Anfängen vorhanden .Später aber siedelte sich ein Fabrikunternehmen nach dem anderen an und schufen so die Grundlage zur Weiterentwicklung der Gemeinde.
    Leutzsch war noch nach allen Seiten abgeschlossen. Zum Beispiel waren nach der Stadt zu ,an der Lehde, die Häuser zu Ende und an der Albertinerstrasse kam man erst in den Ortsteil Leipzig-Lindenau der im Jahre 1890 nach Leipzig einverleibt wurde. Was dazwischen lag war eine wüste Gegend. Zu beiden Seiten der Verbindungstrassen befanden sich Sandgruben mit großen Teichen und Wasserpfützen. Nach der anderen Seite war an der sogenannten „Liebesinsel“ die Welt zu Ende.
    Bis zur Jahrhundertwende hatte sich der Ort vollständig verändert. Eine Bauwut hatte eingesetzt und Leutzsch erhielt auch zu dieser Zeit eine Strassenbahnverbindung. Am 27.Januar 1899 fuhr die Erste Strassenbahn bis zur Schule –ein Viertel Jahr später wurde der Betreib bis zum Bahnhof ausgeweitet.
    Es folgten eine Reihe schwerer und arbeitsreicher Jahre.
    Im Jahre 1903 hatte man die Wiese an der Leipziger Strasse als „Spielplatz“ des Vereines gepachtet. Im Jahre 1906 zählte der Arbeiterverein 331 Mitglieder. Im gleichen Jahr nahm die Partei eine Reorganisation vor. Der Arbeiterverein Leutzsch trat als Ortsgruppe dem Sozialdemokratischen Verein des 13.Kreises bei. Die einzelnen Abteilungen des Arbeitervereines hatten sich im Vorfeld dieser Änderung nach und nach zu selbständigen Vereinen gemacht. So auch die Turnerabteilung am 1.Januar 1906 die fortan unter dem Namen „Turnverein Jahn Leutzsch “ weitermachte .
    1907 gab es Vereinigungsverhandlungen mit der Freien Turnerschaft Leipzig-Lindenau. Mit Hilfe einer Baugenossenschaft sollten große Ziel erreicht werden, doch es wurde nichts mit der Vereinigung.
    Im Jahre 1908 wurde am Ritterschlösschen schließlich ein „Spielplatz“ gepachtet.
    Im Jahre 1909 scheiterte ein Zusammenschluß mit den Turnern von Böhlitz Ehrenberg .
    Am 15.Januar 1911 wurde auf der Generalversammlung der Antrag einen Trommler- und Pfeiferchor zu gründen angenommen. Eine weiter Ausbreitung fanden die Bewegungsspiele. Neben dem Platz am Ritterschlösschen wurde das Gelände hinter der Schule mitbenutzt.
    .


    Die Einführung des Fussballspieles im Verein beschloß die Jahreshauptversammlung am 19.Januar 1912. Das Erste Spiel wurde zu Pfingsten 1912 ausgetragen.
    Durch die Entwicklung des Vereines wurde die Platz- und Turnhallenfrage immer brennender zumal der Platz am Ritterschlösschen infolge Bebauung wegfiel.
    Die darauffolgenden Verhandlungen mit Grundbesitzern scheiterten weil dem Verein die notwendigen Mittel fehlten. Im Frühjahr 1914 war man dann endlich soweit ein eigenes Arbeiterheim mit Turnhalle und Platz anzugehen- doch dann brach der Erste Weltkrieg aus und machte alle Pläne zunichte.
    Es waren in den Kriegsjahren vor allem die Alten Genossen die wo sich eine Lücke auftat einsprangen und die Geschäfte weiterführten während ein Mitglied nach dem anderen für den Kriegsdienst eingezogen wurde. Durch diese Opferwilligkeit war es möglich den Verein durch diese schwere Zeit durchzubringen. Nach dem Krieg musste zunächst wieder Aufbauarbeit geleistet werden.
    Im Jahre 1922 schließlich befürwortet der Ausschuß des „Amtes für körperliche Erziehung“ einen Antrag des Vereines auf Überlassung von städtischen Gelände.
    Schließlich gibt es kurz darauf die Entscheidung dass der Turnverein Jahn den rechten Teil des öffentlichen Sportplatzes in der Burgaue am Bahnhof Leutzsch pachten kann. Der entprechende Vertrag wird am 1.10.1923 mit der Stadt Leipzig abgeschlossen. Die „Nachbarn“ vom TV Jahn sind einerseits auf dem mittleren der drei Plätze der SV Viktoria 06, welcher ebenso wie der TV Jahn im Arbeitersport spielt und andererseits etwas später der auf dem linken Platz spielende SV Sturm 1910 , welcher sich als Spielabteilung vom konserativen Turnverein zu Leutzsch im Jahre 1923 losgelöst, sich selbständig macht und umbenennt .
    Damit wird mit dem Sportplatz am Leutzscher Bahnhof erstmals in der Stadt Leipzig ein Beispiel geschaffen , einerseits der Öffentlichkeit die städtischen Sportplätze zu erhalten, anderenfalls aber einem Verein ein bestimmtes Spielfeld zur alleinigen Nutzung und Pflege zu überlassen weil man davon ausgeht dass auf diese Weise die Plätze besser erhalten und gepflegt werden.
    Im Jahre 1924 unterhält der Turnverein Jahn auf seinem Platz Abteilungen für Männer-, Frauen- , Kinder- und Altersturnen , für Fussball, Sport- und Turnspiele sowie einen Spielmannszug. Seit Pachtbeginn hatte der Verein bereits das Spielfeld erneuert und mit Genehmigung des „Ausschuss für körperliche Erziehung“ Laufbahnen von 100 und 360 Metern Länge geschaffen .
    Nun stellt der Verein im Mai 1924 in einem Aufruf „An die werktätige Bevölkerung von Leipzig-Leutzsch“ seinen Plan vor den Sportplatz auszubauen und vor allem sein eigenes Vereinshaus mit Turnhalle zu schaffen. Dafür bittet er die Bevölkerung um Hilfe- in Form von Vereinsmitgliedschaft, freiwilligen Spenden und Unterstützung.
    Am 8.Juli 1925 wird der Bauplan für ein unterkellertes zweigeschossiges Gebäude vom Amt genehmigt und so entsteht in den Jahren 1925/26 das Gebäude im Art-deco-Baustil welches in unveränderter Bauform noch heute im AKS steht und u.a. die Geschäftsstelle unseres Vereines beherbergt.

    Am 27.07.1928 erfolgt die Umbenennung in Turn- und Sportverein (TSV) Jahn Leipzig Leutzsch.
    Mit der Machtergreifung der NSDAP im Jahre 1933 nahm der Alptraum seinen Anfang.
    Als Erstes werden sämtliche „marxistische Turn- und Sportvereine“ –das sind in den Augen der Nationalsozialisten alle Vereine des Arbeitersportes also sämtliche Vereine des ATSB und der KG Rote Sporteinheit verboten und deren Besitz enteignet. Die Schließung der Arbeitersportvereine Leipzigs erfolgte in zwei Wellen: am 1.April 1933 die kommunistischen und am 28.April 1933 die sozialdemokratischen Vereine
    Am 28.04.1933 werden sowohl Platz und Vereinshaus des TSV Jahn als auch die des benachbarten SV Viktoria 06 nach amtlicher Durchsuchung durch die Polizei mit allem Inventar beschlagnahmt und versiegelt. SS Sturm und ein Polizist übernehmen Besetzung und Wache. Entsprechend dem Gesetz über die "Einziehung kommunistischen Vermögens vom 26.05.1933 erlöschen damit alle bestehenden Rechte am eingezogenen Gut.
    Die Arbeitersportvereine sind damit jeglicher materiallen Möglichkeit beraubt ihren Sport auf der von ihnen geschaffenen Stätte zubetreiben
    Das Polizeipräsidium verfügt anschließend über die Auflösung des TSV Jahn und des SV Viktoria 06. Den juristischen Abschluss bildet die Löschung der Vereine aus dem Vereinsregister. Über 40 Jahre Arbeitersporttradition wurden damit von den Nazis ausgelöscht.