Lvz von heute:
Chemie Leipzig
BSG-Vorstände lassen Ämter ruhen
Turbulenzen beim Traditions-Verein: Zwei Vorstandsmitglieder der BSG Chemie Leipzig lassen bis zum Ende der Saison ihre Ämter ruhen. Wie der stellvertretende Vorsitzende Wolf-Peter Hoffmann und Schatzmeister Uwe Walther während der Mitgliederversammlung der Fußballer am Montag verkündeten, ziehen sie sich bis zum 30. Juni von ihren Aufgaben zurück. Aber keine Angst - beide werden weiter arbeiten, die Pläne waren mit dem Vorstand abgesprochen.
Warum dann die Aktion? "Um ein Zeichen zu setzen", erklärt Vorsitzender Thomas Heier die Entscheidung seiner Mitstreiter. "Ein Signal in Richtung Fans." Denn außerhalb des Fußballs seien Dinge passiert, mit denen die Vereinsführung nicht einverstanden sei und die sich negativ auf die BSG auswirken würden. Die Vorfälle, wie zum Beispiel das Sprühen bestimmter Namen im Stadtgebiet, können vier, fünf Leuten aus der Fan-Gemeinde zugerechnet werden, so Heier. Diese wurden laut Vorsitzendem zwar mittlerweile aussortiert, "aber die Szene hält sich bedeckt".
"Eigentlich wollte der gesamte Vorstand geschlossen zurücktreten", betont Heier, das habe die Satzung aber nicht hergegeben. Wolf-Peter Herrmann relativiert, Grund sei auch die hohe Belastung für die Ehrenamtlichen gewesen. "Neben Beruf und Familie sind die Verpflichtungen relativ groß. Wir wollen uns jetzt Zeit dafür nehmen, ein zukunfts- und tragfähiges Konzept für den Verein zu entwickeln."
Nach zwei Aufstiegen in Folge (jetzt 1. Kreisklasse) strebe man nun in die Stadtklasse. Da dort andere Anforderungen - unter anderem eine eigene A- und B-Jugend - existieren, bräuchte der Verein eine bessere Organisation. "Das soll gemeinsam mit der Fanbasis geschehen", so Herrmann. Es werde mehr Mithilfe benötigt, mehr Kommunikation, weil die BSG vorerst ohne Sponsoren auskommen müsse. "Da kann man nicht nur das eigene Fanleben gestalten."
Bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Sommer überlegen sich die zwei Chemiker, ob sie sich wieder zur Wahl stellen. Ihre Arbeit für den Verein werden sie sowieso nicht ruhen lassen. "Nach 40 Jahren Chemie lässt man den Verein nicht einfach im Stich", sagt Herrmann.
Thomas Düll