Red Bull beeinträchtigt Blutversorgung des Gehirns

  • Der große Red-Bull-Bluff




    In 11FREUNDE #148 berichteten wir ausführlich über den Retortenklub RB Leipzig. Wie jetzt bekannt wurde, hat die DFL dem Verein drei Forderungen gestellt, die mit der Lizenzvergabe für die 2. Bundesliga verknüpft sind. Zeit für uns, erstmalig die Reportage von Philipp Köster online zu veröffentlichen.
    »Für die Fußballkultur ist der Klub eine schallende Ohrfeige«, eröffnete 11FREUNDE-Herausgeber Philipp Köster im März diesen Jahres seine Reportage über RB Leipzig. Der Text hat viele Reaktionen ausgelöst, erst jüngst verbat RB seinen Fans eine Choreo, in der auch 11FREUNDE auf die Hörner genommen werden sollte.


    ller Voraussicht nach wird RB in dieser Saison den Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse schaffen. Wenn die Leipziger ihr Spiel gegen Darmstadt an diesem Spieltag gewinnen, ist ihnen der zweite Platz in der 2. Bundesliga nicht mehr zu nehmen. Wie jüngst bekannt wurde, hat die DFL dem Leipziger Drittligisten drei Forderungen gestellt, um eine Lizenz für die 2. Bundesliga zu erhalten. So soll der Verein sowohl sein Logo ändern, als auch die Mitgliedsbeiträge senken. Zudem muss die Besetzung des Führungsgremiuns geändert werden. Sie widerspricht gegenwärtig dem zentralen Grundgedanken der 50+1-Regelung, die den Einfluss von Dritten auf sportliche Entscheidungen eines Klubs verbietet.


    Auf www.11freunde.de veröffentlichen wir deshalb aus aktuellen Anlass erstmals die komplette Reportage aus unserer Ausgabe 148. Nochmals der Hinweis: Dieser Text erschien in dieser Form im März 2014 und wurde seitdem nicht aktualisiert.


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    Wer in Leipzig den vollen Namen des größten örtlichen Fußballvereins sucht, muss lange suchen. Im Stadion ist er nicht zu finden, selbst im Impressum der Webseite wird er abgekürzt, nur wer tatsächlich in der Geschäftsstelle am Neumarkt vorbeischaut, findet ihn auf einer Wegetafel. Dritter Stock: Rasenballsport Leipzig e.V.


    Dass der Verein seinen Geburtsnamen gerne unter den Tisch fallen lässt, hat nachvollziehbare Gründe. Schließlich dient das Wortungetüm stets nur dazu, das Kürzel »RB« herzustellen. RB für Red Bull, den Finanzier des 100-Millionen-Euro-Projekts in der größten Stadt Sachsens. 2009 ritt der Getränkehersteller aus dem österreichischen Fuschl am See in Leipzig ein und entwarf am Reißbrett einen Klub der neuen Generation. Spitzenfußball und familienfreundliches Entertainment nach amerikanischem Vorbild, alles immer im Dienste der Marke Red Bull.


    Ein viel zu hoher Mitgliedsbeitrag


    Im sechsten Jahr seines Bestehens gerät nun das unscheinbare Kürzel »e.V.« für »eingetragener Verein« ins Zentrum einer Debatte um den Klub und seine Zukunft im deutschen Profifußball. Weil sich RB, obwohl vollständig von einem Konzern gesteuert, mühsam ins Korsett des deutschen Vereinsrecht gezwängt hat, um so geschickt die 50 + 1-Regel zu umkurven, wird derzeit über marginal anmutende Passagen der Klubstatuten gestritten. Formell könnten ein derzeit noch viel zu hoher Mitgliedsbeitrag und die ebenfalls unüblichen Hürden für einen Vereinsbeitritt zur Lizenzverweigerung für RB Leipzig führen.


    Hinter dem juristischen Hickhack verbergen sich zwei grundsätzlichere Fragen. Die erste betrifft das Verhältnis des sächsischen Kunstvereins zu seinen Mitbewerbern in den Bundesligen. Verstößt das Red-Bull-Modell in neuer Qualität gegen Schrift und Geist der 50 + 1-Regel oder ist RB Leipzig nur die konsequente Weiterentwicklung konzerngelenkter Klubs, wie sie in Wolfsburg und Leverkusen ohnehin schon existieren? Die zweite Frage ist noch fundamentaler: Was bedeutet es für die Kultur des Fußballs, wenn sich Klubs im Profifußball tummeln, deren zentrales Anliegen die Profitmaximierung ist? Ist inzwischen ohnehin alles egal, weil der Profifußball bereits heute vom Kommerz bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden ist? Oder gibt es einen kulturellen Konsens jenseits der Geldmacherei, für den es sich zu kämpfen lohnt?


    Schon im Februar: Schwierigkeiten mit der Lizenzvergabe


    Ob es dieses richtige Fanleben im falschen gibt, wird sich jeder Anhänger schon einmal gefragt haben, dessen Herz an einem Verein hängt, der telefonbuchdicke Fankataloge veröffentlicht oder seine Trikotbrust an einen skrupellosen Hähnchenschlachter verhökert. Dass diese Frage nun am Beispiel von RB Leipzig diskutiert wird, hat mit dem nachweisbaren Erfolg des Projekts zu tun. Mittlerweile ist der Klub aus der Oberliga zweimal aufgestiegen und klopft als Tabellenzweiter der Dritten Liga an die Tür zur zweiten Bundesliga. Was der Debatte über RB und seine Rolle im deutschen Fußball eine plötzliche, gleichwohl durchaus vorhersehbare Dynamik gegeben hat. Den Startschuss gab DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig im Februar auf dem Berliner Fankongress, als er Schwierigkeiten bei der Lizenzvergabe andeutete und dabei insbesondere auf die Vereinsstrukturen bei RB Leipzig abhob. Ein nachvollziehbarer Hinweis, denn die Lizenzierungsordnung der DFL verpflichtet in Paragraf 4 die Klubs ausdrücklich, die Rechte der Mitglieder bei der Berufung des Vereinsvorstandes sicherzustellen.


    Schon ein flüchtiger Blick auf die Satzung von RB macht jedoch klar, dass in Leipzig nichts weniger gewünscht ist als ein aktives Vereinsleben. Der Rasenballsport e.V. ist eine einzige Farce. Der Ehrenrat: ein Trio aus alteingesessenen Red-Bull-Prokuristen aus Fuschl. Der Vorstand: ebenfalls ein Trio aus langjährigen Gefolgsleuten des Firmengründers Mateschitz. Der Verein: hatte früher sieben und inzwischen elf stimmberechtigte Mitglieder, alle sind mit Red Bull verbandelt. Der Mitgliedsbeitrag: 800 Euro pro Jahr plus 100 Euro Aufnahmegebühr. Kaum verwunderlich, dass es seit der Gründung 2009 keinen einzigen Beitrittsantrag gab.


    »Gute Verbindungen sind nie abträglich«


    So offensichtlich hier österreichische Kulissenschieber am Werk waren, so unproblematisch gestalteten sich in der Vergangenheit die Lizenzvergaben des Deutschen Fußball-Bundes und des sächsischen Landesverbandes. Das mochte daran liegen, dass der DFB dem Klub in den letzten Jahren stets wohlgesonnen war. Das muss bei den vielfältigen Verbindungen zwischen RB Leipzig und Verband nicht verwundern. DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock war zuvor Geschäftsführer bei Red Bull Salzburg. Ulrich Wolter wiederum, der aktuelle Geschäftsführer des Klubs, kam von der Otto-Fleck-Schneise nach Leipzig. Als er bei seinem Amtsantritt gefragt wurde, ob der Verein mit ihm auch ein Netzwerk hin zum Verband eingekauft habe, antwortete Wolter: »Gute Verbindungen sind nie abträglich.«


    Die Geschichte der TSG Hoffenheim


    Wobei zunächst nicht einmal gute Beziehungen notwendig waren, so willfährig erwies sich 2009 der Sächsische Fußballverband gegenüber RB Leipzig. Es bleibt bis heute ein veritabler Skandal, dass der Klub damals nicht gezwungen wurde, das Wappen den Regularien des Verbandes anzupassen, in denen es unmissverständlich heißt: »Die Neugebung (...) von Vereinszeichen zum Zwecke der Werbung sind unzulässig.« Das Emblem des Klubs enthält das zentrale Erkennungsmerkmal des Konzern aus Fuschl, zwei brünftige Stiere. Das konnte nur der nicht erkennen, der gerade einen tiefen Diener vor den neuen Investoren machte. Heute ist das Wappen überhaupt kein Thema mehr, nicht bei der DFL und nicht beim Fußball-Bund.


    In die Karten spielte RB Leipzig zudem die Laxheit im Umgang mit vergleichbaren Klubs. Denn das Thema der Klubstrukturen steht natürlich nicht zum ersten Mal auf der Agenda. Schon die TSG Hoffenheim hatte zunächst Statuten für den Verein und die ausgelagerte Spielbetriebs-GmbH vorgelegt, die nur den Buchstaben nach die Anforderungen erfüllten, in der Praxis aber den Einfluss des Geldgebers Dietmar Hopp zementierten. Letztlich wurden sie aber durchgewinkt. »Folgt man dem juristischen Grundsatz der Gleichbehandlung, darf die Messlatte für RB Leipzig nun nicht willkürlich höher gehängt werden als bei anderen Klubs«, sagt Dr. Rainer Koch, für Recht und Satzung zuständiger Vizepräsident des DFB. Der Verband hatte dem Klub nach intensiven Gesprächen signalisiert, durch Satzungsänderungen etwaige Bedenken gegen eine Lizenzerteilung ausräumen zu können. Bis die DFL klarstellte, dass sie sich im Falle eines Aufstiegs eine eigene strenge Prüfung der Vereinsstrukturen vorbehalte. Es offenbarte sich hier erstmals eine Kluft zwischen DFB und DFL, die zuvor, Rainer Koch zufolge, die Gespräche mit Leipzig im Einvernehmen geführt hatten. Die Äußerungen Rettigs auf dem Fankongress machten nun unmissverständlich klar, dass beim Ligaverband die Frage des Einflusses der Mitglieder deutlich schwerer gewichtet wird als beim DFB. »Wir nehmen die 50 + 1-Regel sehr ernst«, sagt Rettig. »Und wenn ein Klub als Verein und nicht als Kapitalgesellschaft auftritt, muss er seinen Mitgliedern die Möglichkeit der Mitbestimmung geben. Das ist der Geist der 50 + 1-Regel und ein hohes Gut!«


    Vor Gericht würde die DFL haushoch verlieren


    Rettigs Ankündigung muss bei RB Leipzig eine gewisse Betriebsamkeit ausgelöst haben. Jedenfalls wurde alsbald nach Frankfurt gekabelt, man habe auf einer Mitgliederversammlung Ende Januar bereits die vom DFB geforderten Satzungsänderungen auf den Weg gebracht. Eine Senkung des horrenden Jahresbeitrags war jedoch dem Vernehmen nach nicht darunter. Das Hin und Her zwischen der DFL und dem Leipziger Klub gleicht derzeit einem Pokerspiel, das beide Seiten mit hohem Einsatz spielen. Klar ist, dass weder Ligaverband noch RB ein gesteigertes Interesse an einer gerichtlichen Auseinandersetzung haben. Auf die würde jedoch eine Lizenzverweigerung für den Klub unweigerlich hinauslaufen. Und vor Gericht würde die DFL haushoch verlieren, das weiß man auch in Frankfurt. Zugleich ist aber auch kaum vorstellbar, dass RB Leipzig sich seine horrenden Mitgliedsbeiträge gerichtlich bestätigen lassen möchte und dafür die DFL vor den Kadi zerrt. Denn es war stets strikte Politik von Red Bull, allein sportliche Schlagzeilen produzieren zu wollen. Ein schlagzeilenträchtiger Rechtsstreit widerspräche dieser Strategie. Ein klassisches Patt also, das beide Seiten zur Bewegung zwingt. Am Ende wird, soviel ist heute schon klar, RB Leipzig an seinen Statuten so weit herumschrauben, dass am Ende die Lizenzerteilung für die zweite Bundesliga steht.

  • Der große Red-Bull-Bluff



    ...Fortsetzung:


    Unverfrorene Funktionäre


    Ein dramatischer Effekt wäre dem Showdown vor Gericht allerdings sicher. Erstens würde noch einmal gerichtsfest dokumentiert, wie unverfroren die Leipziger derzeit das Vereinsrecht dehnen und spreizen. Zweitens würde klar werden, dass die 50 + 1-Regel in ihrer derzeitigen Verfassung ein Höchstmaß an Rechtsunsicherheit birgt und allenfalls noch den Charakter eines Agreements unter Gentlemen trägt. Nur zur Erinnerung: Vor zwei Jahren hatte sich die Liga mit dem langjährigen Präsidenten von Hannover 96, Martin Kind, auf eine Aufweichung der Investorenbremse geeinigt, langjährige Partner dürfen demnächst die Mehrheit an deutschen Profiklubs übernehmen, so sie seit mindestens zwanzig Jahren als Sponsor den Verein unterstützen. Im Falle von Hannover 96 könnte Martin Kind, der seit 1997 als Sponsor aktiv ist, in drei Jahren problemlos die Mehrheit an der Lizenzspieler-KG erwerben.


    Schleichende Übernahme der Klubs durch Investoren ist nicht aufzuhalten


    Die im Herbst 2011 formulierte Regelung ist jedoch derart schwammig und ungenau gefasst, dass sich inzwischen eine Arbeitsgruppe gebildet hat, die bis Ende des Jahres belastbare Paragrafen formulieren wird. Wie hoch das Thema im Ligaverband aufgehängt ist, zeigt die prominente Besetzung des Gremiums. Neben den DFL-Geschäftsführern Rettig und Christian Seifert sind Karl Hopfner vom FC Bayern, Fürth-Präsident Helmut Hack und Stephan Schippers von Borussia Mönchengladbach dabei. Klar ist aber auch: Die schleichende Übernahme der Klubs durch Investoren und Konzerne werden auch die neuen Regelungen nicht aufhalten.


    Derweil tragen die Bemühungen der Verantwortlichen bei RB Leipzig, die Öffentlichkeit vergessen zu lassen, welch knallharte Kalkulation hinter dem Projekt steht, erstaunliche Früchte. Der Unterstützung durch die Lokalpolitik und die ortsansässigen Medien konnte sich der Konzern ohnehin von Anfang an sicher sein. Manch ein Bericht der »Leipziger Volkszeitung« oder des MDR wäre dem RB-Pressesprecher nicht schmeichelnder aus der Feder geflossen. Kein Wunder also, dass Dietrich Mateschitz der »LVZ« auch prompt eines seiner seltenen Interviews gab, bei dem Redakteur Guido Schäfer feststellen durfte, dass die Fans den Klub immer besser annähmen, um dann buckelnd zu fragen: »Ist diese Resonanz eine Abstimmung mit den Füßen, die den Kritikern des Bundesliga-Projekts den Wind aus den Segeln nimmt?« Gerne stimmte Mateschitz dieser Einschätzung zu.


    Beckenbauer unterstützt das Projekt RB


    Daneben tummeln sich in den Reihen der Fußballprominenz zahlreiche Befürworter des Projekts. Franz Beckenbauer etwa, ein alter Duzkumpel von Mateschitz, rühmt sich gerne, den Standort Leipzig erst ins Gespräch gebracht zu haben. Nicht minder wortgewaltig, gleichwohl mit dünnen Argumenten trommelt seit Jahren Dampfplauderer Reiner Calmund für die Red-Bull-Filiale in Leipzig.


    Wer sich in Talkshows und Interviews für das Projekt in die Bresche wirft, bemüht in der Regel drei wiederkehrende Argumente. Gerühmt wird gerne die segensreiche Wirkung des RB-Projekts für den Fußballstandort Leipzig, der Spitzenfußball doch so sehr verdient habe. Und wer sich einmal von Geschäftsführer Wolter das bis 2015 entstehende Leistungszentrum erklären lässt, dessen Skizzen in der Geschäftsstelle an der Wand hängen, kann in dem 30 Millionen Euro teuren Neubau ein überzeugendes Bekenntnis zum Standort Leipzig sehen. Auch ist es das gute Recht ortsansässiger Oberbürgermeister und Landräte im Leipziger Speckgürtel, diese Investitionen zu bejubeln. Aus dem Munde von Fußballfunktionären klingen die Lobeshymnen jedoch merkwürdig, suggerieren sie doch, es gäbe ein natürliches Recht ausgewählter Städte auf Profifußball und die Bundesliga sei letztlich ein verkapptes Konjunkturprogramm für strukturschwache Regionen. Ist dem so, erfahren demnächst sicher auch die Großstadt Essen, immerhin seit der Saison 1976/77 ohne Erstligisten und das bedauernswerte Bundesland Schleswig-Holstein, seit 1963 ohne Spitzenfußball, Aufmunterung und Unterstützung durch die Funktionäre.


    Klub-Identität: Geschäftemacherei


    Die zweite Argumentationslinie hält RB Leipzig nur für eine Spielart ohnehin vorherrschender kommerzieller Strukturen im Profifußball. Was ist in Leipzig anders als in Wolfsburg und Leverkusen, wo keine Entscheidung gegen die Konzerne Volkswagen und Bayer getroffen wird, und in Hoffenheim, wo der ganze Klub vor Geldgeber Dietmar Hopp die Hacken knallen lässt? Und gibt es nicht in jedem Profiklub Funktionäre, die Fans routiniert als Kunden ansprechen und denen gesteigerte Umsätze im Fanshop mehr Wohlbehagen verursachen als ein glücklicher Sieg am letzten Samstag? Ja, lautet die Antwort, all das gibt es, und es macht den Anhängern das Leben oft schwer. Aber wer die Zustände in Leipzig kritisiert, muss die Verhältnisse in Wolfsburg und Leverkusen nicht befürworten. Und er kann sehr wohl unterscheiden zwischen Klubs, in denen die Identität durch allzu viel Geschäftemacherei beschädigt wird und Klubs, deren Identität die Geschäftemacherei ist.


    Was ist eigentlich ein Traditionsklub?


    Das dritte Argument war ursprünglich einmal eines der Gegner und kreist um das Schlagwort »Tradition«. Kaum ein ursprünglich mal positiv besetzter Begriff wird heute in der Debatte so abwertend benutzt wie dieser. Er steht in der öffentlichen Wahrnehmung inzwischen für gewalttätige Ultras, halbseidene Funktionäre und querulatorische Ex-Spieler. Er steht nicht mehr für das, was ein Klub den Menschen bedeutet und was ihn im Innersten zusammenhält, übrigens ganz unabhängig davon, ob er nun 1905 oder 1949 gegründet wurde. Und nur deshalb darf Dietrich Mateschitz sein lächerliches Werbesprüchlein »Unsere Tradition ist die Zukunft« aufsagen, eine Floskel, die vor ihm bezeichnenderweise schon Dietmar Hopp für sein aseptisches Hoffenheimer Projekt bemüht hat.


    Letztlich verdichtet sich die Suche nach einer Position im Fall von Red Bull in der Frage, wie eine lebendige Fußballkultur aussieht und wie sich RB Leipzig dazu verhält. Über die Fußball- und Fankultur ist in den vergangenen Jahren häufig gestritten worden. Wenn es dabei einen Konsens gab, dann den, dass diese Kultur nur aus Leidenschaft, aus tiefer Passion für den Fußball entstehen kann. Diese Leidenschaft lässt 12 000 Frankfurter unter der Woche nach Bordeaux reisen und ebenso viele Gladbacher nach Rom. Sie lässt Fans schon Stunden vor dem Spiel vor den Stadiontoren ungeduldig auf Einlass warten. Und sie lässt Kiebitze bei Wind und Wetter zum Trainingsplatz pilgern, um dem Ersatzkeeper bei Dehnübungen zuzuschauen. Fans tun all das, weil sie sich sicher sind, dass ihr Verein diese Anstrengungen wert ist. Weil sie das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Weil sie glauben, dass es solch einen großartigen Klub wie den eigenen kein zweites Mal gibt, selbst wenn es sich nur um Arminia Bielefeld oder den VfL Bochum handelt. Und weil sie wissen, dass alle Akteure im Klub etwas Grundlegendes zusammenhält.


    Es ist auch bei RB irgendwie fast so wie überall sonst


    RB Leipzig hat von Beginn an mit all dem nichts am Hut gehabt. Kalkül ersetzt hier konsequent Passion. Emotionen stehen hier im Dienste der Marke, was nicht ausschließt, dass die RB-Angestellten ihrem Tagewerk mit Leidenschaft nachgehen. Sportdirektor Ralf Rangnick kann überzeugend von den Perspektiven des Leipziger Standorts schwärmen. Chefcoach Alexander Zorniger ist eines der großen Trainertalente hierzulande. Sie fühlen sich nur offenbar nicht dem verpflichtet, was den Fußball so besonders macht, seiner Kultur.


    Von den herrschenden Verhältnissen bekommt jeder einen Eindruck, der ein Drittligaspiel in der Leipziger Arena besucht. Beim am Ende mit 0:1 verlorenen Kick gegen den Tabellenletzten Wacker Burghausen bevölkern etwas mehr als 7000 Menschen das ehemalige Zentralstadion, was für die Liga und den Gegner eine ordentliche Zahl ist, was gleichwohl angesichts leer gebliebener 35 000 Plätze auch nicht gerade den Eindruck überschwappender Euphorie vermittelt. Im Fanblock fehlt es nicht an Zaunfahnen, Schwenkfahnen, Schals und Gesängen. Draußen fordert gar ein Schild Spenden für die nächste Choreografie ein. Es ist alles fast so wie überall sonst. Aber eben nur fast. Denn letztlich ist das, was sich da alle zwei Wochen in Leipzig abspielt, nur eine leidlich ausgefeilte Simulation von Fankultur. Echte Fankultur ist eine Kultur, die von Teilhabe und Kreativität lebt, von Witz und Spontaneität, und bisweilen auch davon, dass Grenzen ausgetestet werden. Womit ziemlich genau umrissen wäre, was der Klub nicht will. Aktive Fans, Ultrakultur, Mitbestimmung der Fans – all das kann gerne in Halle, Jena, Berlin stattfinden, nicht aber in Leipzig. Der Klub steht stattdessen für fusselfreies, cleanes Entertainment für die ganze Familie, planbar und überraschungsarm wie ein Musicalbesuch. Wer die Atmosphäre in der Arena elektrisierend findet, hält sicher auch beim siebten Besuch von Starlight Express die Spannung kaum aus. Nun argumentieren RB-Gefolgsleute, es könne sich doch auch in Leipzig eine Fankultur entwickeln. Kann sie das wirklich? Gibt es eine authentische Fankultur, deren Referenz ein Klub ist, der seine Existenz ausschließlich der unternehmerischen Entscheidung eines österreichischen Getränkemoguls verdankt? Ein Klub, der sich schon deshalb nicht für einzigartig halten kann, weil es ihn in New York und Salzburg noch ein zweites und ein drittes Mal gibt, wobei der Salzburger Klon bei seiner Gründung obendrein den Traditionsverein Austria Salzburg plattgemacht hat? Ein Klub, dessen Name »Rasenballsport« nicht von ungefähr an die kruden Konstruktionen erinnert, mit denen Quizsender früher den Zuschauern das Geld aus der Tasche zogen? Ein Klub, dessen eigentlicher Vereinszweck ist, Emotionen konsequent zu kapitalisieren?


    Wer all das ignorieren will, kann das tun. Er kann den Gedanken verscheuchen, wie es eigentlich wäre, wenn die ganze Liga nur noch aus Klubs wie RB Lepizig bestehen würde. Er kann behaupten, dass er wegen des schönen Fußballs zu RB Leipzig geht, wobei dessen Spielkultur derzeit gerade ausreicht, um mäßig ambitionierte Drittligisten in Schach zu halten. Er kann auf Lok Leipzig und die BSG Chemie schimpfen, die ja ihre Chance gehabt hätten. Er kann sich einreden, dass RB Leipzig ein Klub wie jeder andere ist. Er kann versuchen, das Vereinsleben aktiv mitzugestalten.


    Als Erstes kann er ja mal versuchen, Mitglied zu werden.


    Quelle: 11Freunde.de


    :daumen:

  • Reichenbach ist als chef eines verbands völlig fehl am platz, möcht nicht wissen wie hoch die zuwendungen an seine stelle waren... :affen:

  • Da will wohl jemand Krieg!!!!!!!!!!!


    http://leipzig.sportbuzzer.de/…en-fussball-liga-ein/3248


    Zu doof eine Satzung zu schreiben aber einen auf e.V. machen wollen. Das Konstrukt widert mich Tag für Tag mehr an.

    Wer Rechtschreibfehler findet, kann sie behalten.


    :fahne8: :devil: :fahne8:

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Kneiper ()

  • @ Kneiper
    Ich hoffe es gibt in deiner Kneipe das Zeug nicht zu trinken, oder kann man sich heutzutage nicht gegen den Trend stellen ? Oder gibt es da auch Verträge ?

    Auch Dummheit sollte man fair beurteilen.
    Der Himmel grau und trist Wo Du jetzt auch bist Das, was war, scheint ewig lange her Das war unser Spiel Unser Vorhang fiel Geschichte bleibt, die nimmt uns keiner mehr Es ist schon lange her.
    Es war schön Einfach schön Endgültig vorbei, aber schön Winde dreh’n, Menschen geh’n Was war, kann uns keiner mehr neh’m Denk an unsre Zeit, sie war schön.

  • Examiner
    Da kannst du aber einen oder auch mehrere drauf lassen. Das Zeug rühre ich nicht an, nich mal zum Scheißhausreinigen würde ich das Zeug nehmen.
    ch bin Brauereifrei und kann verkaufen was ich will nur das Zeug kommt mir nich über die Schwelle.
    Kannst ja mal vorbeikommen zum schwätzen und Biertrinken. Bist gerne eingeladen!!!!!!!!!!!!

  • Das klingt schon mal gut. Und jetzt mal ganz unabhängig von RB Leipzig: Das Zeug schmeckt mir überhaupt nicht !

    Auch Dummheit sollte man fair beurteilen.
    Der Himmel grau und trist Wo Du jetzt auch bist Das, was war, scheint ewig lange her Das war unser Spiel Unser Vorhang fiel Geschichte bleibt, die nimmt uns keiner mehr Es ist schon lange her.
    Es war schön Einfach schön Endgültig vorbei, aber schön Winde dreh’n, Menschen geh’n Was war, kann uns keiner mehr neh’m Denk an unsre Zeit, sie war schön.

  • diese konfrontation klingt sehr interessant, ich denke nicht das sich die DFL jetzt einfach so ergeben wird(kann) und bin gespannt wie es weitergeht...


    scheiß nofv, scheiß dfb :affen:

  • Zäsur für Bundesliga-Fußball: RB Leipzig steht unmittelbar vor Zweitliga-Aufstieg


    ....
    Die Leipziger Traditionsclubs erlebten nach der Wende ein Auf und Nieder. Es ist wie eine Dauerkränkung der Fußballfans, dass es die traditionelle Fußballhochburg aus eigener Kraft heraus nach 1989 nur von 1991 - 1998 mit einem Club in die erste und zweite Liga schaffte. Damals zwar mit viel finanziellem Aufwand. Setzt man allerdings die Kaderinvestitionen von RB Leipzig und dem VfB ins Verhältnis, so zeigt sich, dass der Traditionsclub einstmals zwar viel Geld ausgegeben und auch verbrannt hat, aber deutlich weniger als RB. Der Unterschied ist nur: Beim Getränkekonzern spielt Geld keine Rolle.
    Das Desinteresse der Kommune und die mal mehr, mal weniger vorhandenen Mittel weiter Teile der ortsansässigen Wirtschaft, prallten ab Ende der Neunziger auf Fehler der Führungsetagen. Binnen 24 Jahren gingen Sachsen Leipzig und VfB Leipzig je zwei Mal insolvent, wurden schließlich liquidiert und mussten in der Kreisklasse neu anfangen.
    ...
    Mittlerweile hat die Stadtspitze das Potenzial des weitgehend ohne sie erfolgreichen Fußballs für die eigene Imagepflege erkannt - und rollte Red Bull bei vielen Entscheidungen den Roten Teppich aus, die Marketingprofis warfen das Geld darauf. Beim 1. FC Lokomotive hingegen freut man sich schon darüber, wenn ihnen jemand seitens der Stadt überhaupt zuhört, während die Probstheidaer weiterhin Sport veranstalten. Und sich nahezu frei von Zuschüssen um so manche Angelegenheit kümmern, die eher nach Sozialarbeit riecht. Der Zeitraffer im Zentralstadion hat man auch aus diesen Gründen wenig entgegenzusetzen gehabt. Hier ist alles so rein, der Fanblock hüpft noch artig im abgesprochenen Gleichtakt und singt nur abgesprochene Lieder.


    Dabei sind nahezu alle Leipziger Sportstätten - wie sämtliche im Fußball-Breitensport - dringend sanierungsbedürftig. Ein Zustand, den es in der hochmodernen Arena am Elsterflutbecken, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch Kriegsheimkehrer aufgeschüttet und Anfang der 2000er für Olympiabewerbung und Fußball-WM mit Steuergeldern fit gemacht wurde, nicht gibt.


    RB Leipzig fungiert als Schutzschild für die Kommune, die stolz zeigen kann, dass Leipzig bald Bundesliga-Fußball hat. Dass Kabinen und Duschen der vielen anderen Sportstätten teils noch DDR-Standard haben, die Rasenpflege in den Vereinen mittlerweile zu einem Großteil ehrenamtlich geschieht und grundlegende Investitionen in den Breitensport notwendig sind, ist längst zur Seite geschoben. Wie gut sich dabei das Dezernat von Innen- und Sportbürgermeister und offensichtlichem RB-Fan Heiko Rosenthal (Die Linke) mit der eigentlichen Situation im Leipziger Fußball auskennt, konnte man vor nun fast drei Jahren bei der Neuvergabe des Stadion-Betriebes in Leutzsch an die heutige SG Sachsen Leipzig sehen. Die bereits damals an Fans und Zukunft breiter aufgestellte BSG Chemie ging leer aus - Dauerstreit, die ständige Krisensituation bei den Finanzen und zuletzt der Austausch des gesamten Vorstandes bei der SG Sachsen Leipzig waren nur die offensichtlichsten Folgen kommunaler Kompetenz. Der Alfred-Kunze-Sportpark ist seitdem in immer schlechterem Zustand, da der Pächter kein Konzept hat, die Anlage in Schuss zu bringen und sich der Leutzscher Kiez längst mehrheitlich der BSG Chemie zugewandt hat.
    ...
    Die großen Titel sollen folglich irgendwann in Leipzig gewonnen werden. Mateschitz' Investment in der Messestadt ist rein strategischer Natur. RB Leipzig ist nichts anderes als eine groß angelegte Marketing-Aktion. Das vielfach kommunizierte Anliegen, dem lokalen Fußball wieder den Stellenwert zu geben, der diesem gebührt, ist reine Makulatur. Dafür spricht, dass der Verein wie ein abgeschottetes Gebilde agiert. Zum Ärger der DFL, die den Club jetzt im Rahmen der Lizenzierungsverfahrens aufgefordert hat, sich für interessierte Neumitglieder zu öffnen und die hohen Eintrittsbarrieren zu beseitigen. Damit würde sich auch RB Leipzig mit der eigentlichen ökonomischen und sozialen Struktur in der Region befassen müssen - statt lenkbarer Fanclubs an der kurzen Leine, Vereinsmitglieder mit Stimmrecht. Eine Vereinssituation, die auch sicherstellen soll, dass Fußball neben den Einnahmen in Deutschland auch die meist nicht ohne Kosten zu habende soziale Anbindung von Menschen aus der Region berücksichtigt, bis hin zu Diskussionen über Eintrittsgelder und Vereinspolitik


    Sollte der Verband auf seinem juristisch angreifbaren Standpunkt beharren können, werden sich die Rasenballer, die bislang nicht der "klassische Mitgliederverein" sein wollen, zähneknirschend nachgeben. Wohl auch, weil sich die Red-Bull-Manager einer breiten Zustimmung der Fans, die in den Verein strömen könnten, gewiss sein können. Wo Erfolg ist, möchten viele schnell dabei sein. Reporter des MDR befragten auf der Auswärtsfahrt nach Rostock vereinzelte Fans zur aktuellen Situation. Tenor: "Wir wollen Fußball sehen, der Rest ist uns egal." Auch das könnte sich zukünftig ändern, die ersten Stadionverbote gab es nun auch bei RB Leipzig.
    ...
    RB Leipzig wird eines Tages in der Bundesliga mitspielen. Das ist nach menschlichem Ermessen so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Gläubigen werden weiterhin zu Zehntausenden ins Zentralstadion pilgern. Als Kenner des Leipziger Fußballs möchte man ihnen während des Fußball-Gottesdienstes zuflüstern, ab und an auch den 1. FC Lok oder die BSG Chemie zu unterstützen. Die Rot-Weißen hätten sicher nichts dagegen. Es sei denn einer der beiden Clubs schafft es, irgendwann einmal nachzuziehen. Das wäre dann jedoch auch der Beweis für eine gewachsene Leipziger Regionalwirtschaft, welche Kraft genug hätte, einen echten Leipziger Kiezclub ins Rennen zu schicken


    Quelle und Ganzer Artikel: http://www.l-iz.de/Sport/Fu%C3…sliga-Fussball-55050.html


    :daumen:

  • „Ganz ohne Chemie. Eine geheime Formel braucht es nicht”, stichelt Red Bull in Richtung Konkurrent Coca-Cola, der seine Limonade nach ...

    Auch Dummheit sollte man fair beurteilen.
    Der Himmel grau und trist Wo Du jetzt auch bist Das, was war, scheint ewig lange her Das war unser Spiel Unser Vorhang fiel Geschichte bleibt, die nimmt uns keiner mehr Es ist schon lange her.
    Es war schön Einfach schön Endgültig vorbei, aber schön Winde dreh’n, Menschen geh’n Was war, kann uns keiner mehr neh’m Denk an unsre Zeit, sie war schön.




  • Bild Leipzig von heute:


    Schock nach Aufstieg
    Prügel-Attacke auf RB-Trommler „Mocke“!



    Von JULIA KYNAST


    Leipzig – Was hat DAS noch mit Fußball zu tun?
    Während sich Zehntausende RB-Fans nach dem Heimsieg gegen Saarbrücken am Samstag noch über Aufstieg ihrer Mannschaft freuten, kam es zu einer blutigen Prügel-Attacke. Das Opfer: RB-Trommler „Mocke“!
    TATORT LEIBNIZSTRASSE IN LEIPZIG, 19.36 UHR.
    Mocke ist mit sechs weiteren RB-Fans auf dem Heimweg von der Aufstiegsfeier auf der Festwiese. Sie sind gerade auf dem Weg zur Straßenbahn, als sich ihnen eine Gruppe in den Weg stellt.
    Es kommt zum Gerangel. Plötzlich schlägt einer der Männer dem RB-Trommler ins Gesicht. Der geht blutend zu Boden.
    Seine Begleiter stellen sich schützend vor ihn, verhindern so wohl Schlimmeres. Die Krawallos klauen den Bullen-Anhängern noch zwei Fan-Schals und eine RB-Fahne. Dann ziehen sie weiter. Informationen, wonach es sich bei den Angreifern um Lok-Fans gehandelt haben soll, wurden nicht bestätigt.
    Mocke erstattete nach der Attacke Anzeige gegen Unbekannt wegen Körperverletzung und Raub. Polizeisprecher Andreas Loebki: „Vermutlich die gleiche Gruppe überfiel auch noch einen weiteren RB-Fan. Ihm wurde sein Plakat geraubt.“

    Quelle: BILD Leipzig




    Aber Leute , ihr müßt doch nicht gleich SO reagieren, der arme Kerl kann doch nichts für seine Minderbemitteltheit. :whistling: 
    Und eines frag ich mich -wie auch die BILD- immer wenn ich "Mocke" sehe : Was hat DAS noch mit Fußball zu tun? :streichel:

  • heute in der BILD:



    Beschwerde gegen Lizenz-Auflagen abgelehnt! Darf RB nicht aufsteigen?Red Bull-Boss Mateschitz schießt gegen DFL


    Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz (69): „Ich dachte, ich bin im falschen Film“


    Leipzig – Klatsche für die Bullen im Kampf um die Zweitliga-Lizenz : Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat die Beschwerde des Klubs gegen die knallharten Auflagen in allen Punkten abgelehnt!


    Damit pocht die DFL weiter auf die geforderten Nachbesserungen wie ein neues Vereinslogo, eine von Geldgeber Red Bull unabhängigere Besetzung der Führungsgremien sowie geringere Hürden für neue Mitglieder.
    Heißt für die Bullen: Das Klublogo – das aus Sicht der DFL zu stark dem der Red Bull-Marke ähnelt – muss höchstwahrscheinlich geändert werden! Auch die Führungsriege des Brause-Klubs bedarf dann einer neuer Struktur, denn alle höheren Positionen sind momentan von Red Bull-Leuten besetzt.


    In einem Interview mit der LVZ äußert sich erstmals auch Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz (69) zum Lizenz-Zoff: „Das heißt im Klartext, dass wir zwar weiterhin Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe tätigen dürfen, aber gleichzeitig unseren Entmündigungsantrag unterschreiben sollen. Ich dachte, ich bin im falschen Film.“
    Die geforderten Änderungen in der RB-Führungsriege können „so nie und nimmer funktionieren und zu sportlichem Erfolg führen“, sagte er dem Blatt.
    Dennoch hofft Mateschitz weiter auf eine Einigung mit der DFL, macht aber klar: „Wir wollen niemanden zwangsbeglücken, das haben wir ehrlich gesagt auch nicht notwendig“
    Gegen die Entscheidung der DFL kann nun innerhalb von fünf Tagen Beschwerde eingelegt werden. Die endgültige Entscheidung fällt der Lizenzierungs-Ausschuss am 28. Mai.

  • heute in der LVZ:


    Mateschitz: "Jetzt droht das Aus"
    Die Deutsche Fußball-Liga bleibt hart: Die DFL hat die RB-Beschwerde gegen Lizenz-Auflagen abgelehnt, stellt für das Zweitliga-Ticket weiter Bedingungen. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ist fassungslos.


    Frage: 5:1 gegen Saarbrücken, knapp 43000 Zuschauer, Zweitliga-Aufstieg, XXL-Party auf der Festwiese - ein perfektes Wochenende für RB und Sie. Die Deutsche Fußball-Liga feiert nicht mit, verweigert nach wie vor die Lizenz. Was war Ihre erste Reaktion auf die Nachricht aus Frankfurt/Main?
    Dietrich Mateschitz: Fassungslosigkeit und Unverständnis. Ich will nicht polemisch werden, aber ich dachte, ich bin im falschen Film.
    Sie verfügen über eine von DFB und unter Mitwirkung der DFL erteilte gültige und genehmigte Vereinslizenz. Sie erfüllen demnach vereinsrechtlich alle Bedingungen. Was verlangt die DFL?
    Man verlangt von uns vor allem - und zwar schriftlich -, dass wir auf jedwedes Mitspracherecht im Verein verzichten. Das heißt im Klartext, dass wir zwar weiterhin Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe tätigen dürfen, aber gleichzeitig unseren eigenen Entmündigungsantrag unterschreiben sollen.
    Käme so etwas für Sie in Frage?
    Sicher nicht. Erstens kommt das meiner Meinung nach einem unsittlichen Antrag nahe, zweitens kann so etwas nie und nimmer funktionieren und zu sportlichem Erfolg führen. Ich glaube nicht, dass wir auf diese Art und Weise mit Sebastian Vettel vier Mal F1-Weltmeister geworden wären.
    Wie gefährdet ist Ihr Fußball-Standort Leipzig?
    Das ist das einzig wirklich Tragische und was mich seit Tagen schlecht schlafen lässt. Es gab niemanden, der uns von einem Engagement in Leipzig nicht abgeraten hätte, aber bei uns war es Liebe auf den ersten Blick: eine wunderbare Stadt mit wunderbaren Menschen, ein Stadion, das seinesgleichen sucht. Und jetzt, wo alles auch sportlich funktioniert, droht das Aus.
    Handelt die DFL nur streng nach Vorschriften oder existieren grundsätzliche Abneigungen gegen RB?
    Ich habe keine Ahnung. Vielleicht will man ganz einfach nicht, dass wir mit Leipzig an der Bundesliga teilnehmen und will es uns nur nicht direkt sagen.
    Die Baugrube für die Fußballakademie am Cottaweg ist ausgehoben, das Profiteam für die zweite Liga muss verstärkt werden. Ruhen die Aktivitäten an diesen Fronten zunächst?
    Die Baustelle ist das geringere Problem. Theoretisch können wir die Baugrube wieder auffüllen, Rasen und Bäume pflanzen, oder - so wie es vorher war - für Parkplätze asphaltieren. Schwer lösbar ist das zweite Problem: Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Alex Zorniger müssen den Kader zusammenstellen. Jetzt kommen die Anfragen und Angebote auf sie zu, und da müssen wir reagieren und "Ja, es geht" sagen oder "Nein, es geht nicht". Hier spricht die Zeit eindeutig gegen uns. Ohne Lizenzerteilung können wir nicht weitermachen.
    Ein zweites Jahr in der dritten Liga kommt für Sie nicht in Frage?
    Nein, das geht vor allem auch sportlich nicht. Die komplette Motivation, die Herausforderung der 2. Liga, das Momentum, die Freude und Begeisterung. Alles wäre mit einem Schlag weg und würde Lethargie und Depression Platz machen. Das würden wir uns sicherlich nicht antun.
    Am 28. Mai tagt der finale Lizenzierungsausschuss der DFL.
    Ich hoffe immer noch auf einen Konsens, und unser Team versucht nach wie vor, diesen mit der DFL zu finden. Aber gestatten Sie mir ein offenes Wort: Wir wollen auch niemanden zwangsbeglücken, das haben wir ehrlich gesagt auch nicht notwendig.
    Interview: Guido Schäfer

  • “Mateschitz sind der Verein und die Fans scheißegal!”


    Armin Lortz ist Fan von Darmstadt 98 und hatte mit Protestbewegungen bisher wenig am Hut. Das Auswärtsspiel seiner “Lilien” bei RB Leipzig jedoch hat ihn aufgerüttelt. Weil er sich fühlte wie im Shopping-Kanal, wollte er etwas unternehmen gegen den rasant aufstrebenden Verein, der eigentlich immer noch ganz offen im Schilde führt, baldmöglich um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen. Aus einem Facebook-Chat wurde so eine Petition, aus anfangs angepeilten 500 Unterschriften inzwischen über 20.000!


    Dabei ist Lortz, dessen Verein immerhin ein direkter Konkurrent der “Roten Bullen” ist, wichtig zu betonen, dass er nichts gegen Leipzig hat, nicht mal gegen Red Bull. Das Gebräu, das Mateschitz derzeit aber in Leipzig köchelt, schmeckt ihm gar nicht. Wir sprachen mit dem Mann an der Spitze der Protestbewegung über Drohmails, die DFL und Glücksräder mit zwei Feldern.



    Sie haben 21.538 Stimmen gegen einen Aufstieg von RB Leipzig gesammelt. Warum eigentlich?


    Die Motivation entstand für mich, als wir zum Spitzenspiel dort waren. Vorher war das für mich einfach ein Konkurrent mit mehr Kohle und fertig. Aber als wir dort waren, ist mir klar geworden, dass das mit einem Fußballspiel kaum mehr etwas zu tun hat, sondern eine plastikartige Werbeveranstaltung ist. Da wurde auf einer Leinwand gesagt, was die Fans machen sollen und vorgegeben, wann sie zu klatschen haben. Alles ganz komisch. Der Stadionmoderator hampelt da rum wie einer, der einem auf dem Shoppingkanal eine Küche verkauft. Ich habe auch erfahren, dass der Herr Mateschitz bei diesem Spiel zum ersten Mal da war, obwohl ihm der Laden schon seit fünf Jahren gehört. Das allein zeigt ja, welche Motivation für ihn dahinter steckt. Er will dieses Konstrukt einfach als Werbeplattform nutzen. Für uns normale Fußballjungs war das alles nur zum Fremdschämen. Ich habe mich dann etwas in die Materie eingelesen und von Darmstädter Seite ist überall die Diskussion hochgekocht, wie peinlich das alles war. Wir waren wirklich schon überall, zwischenzeitlich sogar in der fünften Liga, aber wenn man in Leipzig war, fährt man gerne wieder in unsere alte baufällige Bude zurück, wo Fußball regiert und sonst gar nichts. Dann kam irgendwann die Frage auf, ob wir eine Petition starten wollen und die Leute haben gesagt: Ja, dann mach doch. Ich habe gegooglet, wie sowas geht und einfach mal eine gestartet. Man musste eingeben, wie lange sie läuft und was das Ziel ist. Da habe ich irgendeine Zahl eingegeben und 500 gesagt. Ich dachte mir: Geil, wenn das klappt. Am nächsten Tag waren es nach zwei Stunden 1.000 und irgendwann bin ich gar nicht mehr hinterher gekommen. Das hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Plötzlich haben mich Petitionsgesellschafter angerufen und mir vorgeschlagen, dass man noch dies und das machen könnte. Kurz gesagt: Das Ding ist explodiert. Über 20.000 Leute! Das ist schon viel… Danach merkte man aber auch, dass jetzt jeder unterschrieben hat, den man erreichen kann. Jetzt bin ich plötzlich überall gefragt: Bei Lok Leipzig, Chemie Leipzig, alle schreiben mich an, das ist ganz brutal. Mein Facebook-Account explodiert!



    “Ich bin da so reingeschlittert, aber jetzt sehe ich mich in der Pflicht”



    Inzwischen ist die Petition aber zumindest abgeschlossen. Das Schreiben ist an den DFL-Präsidenten Dr. Reinhard Rauball adressiert. Was passiert nun mit den Unterschriften?


    Jetzt wo ich es angefangen habe, werde ich die Unterschriften natürlich auch überreichen. Ich habe Kontakt zu einem Journalisten, der an dem Tag mitfährt und Bilder macht. Gleichzeitig soll nun an diesem Tag in Leipzig auch eine Demonstration für Tradition und gegen Kommerz stattfinden. Ich warte aber noch darauf, dass ich einen Termin kriege. Das ist eigentlich überhaupt nicht meine Art. Ich bin da so reingeschlittert, aber jetzt sehe ich mich irgendwo auch in der Pflicht. Ich kann nicht einfach sagen, es ist okay, danke für die Unterschriften und jetzt lösche ich das alles.



    Das Feedback war aber sich nicht nur einseitig positiv, oder?


    Von RB-Seite kriege ich schon ein paar Nachrichten, in denen ich bedroht werde. Aber das sind alles keine Argumente, alles heiße Luft. Sobald man dann mal eine Frage stellt, sind die schon mit ihrem Latein am Ende. Die haben überhaupt keine Ahnung. Ich weiß nicht, wo die vorher waren, aber da ist einfach kein Fachwissen dahinter. Aber der ganze Rest ist wie die allgemeine Stimmung: 90 Prozent schreiben mir, dass das eine super Sache sei. Die restlichen zehn sehen es kritisch oder sind halt beleidigend. Aber man sieht ja jetzt schon bei der Diskussion um die Zweitliga-Lizenz, was passiert, wenn Mateschitz keine Lust mehr auf den Verein hat: Alles wird wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Inzwischen glaube ich fast, dass es darauf hinausläuft.



    Hat Sie überrascht, dass die DFL bei der Lizenzvergabe so eine klare Kante zeigt?


    Eigentlich nicht. Vielleicht haben sie gemerkt, wie das in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, vielleicht haben sie auch von der Petition gehört. Aber die bestehenden Regeln sind ja auch völlig in Ordnung, daher geht es mir nur darum, dass die DFL sie auch durchsetzt. Ich weiß nicht, wie sich dieser Konflikt jetzt lösen soll. Irgendwie muss man ja sein Gesicht bewahren. Jetzt hat sich aber jeder auf seinen Standpunkt versteift. Ich weiß nicht, wer da nachgeben soll. Momentan läuft das meines Erachtens alles zu ungunsten von Red Bull. Die DFL kann jetzt nicht mehr klein beigeben. Zunächst habe ich gedacht, dass RB eben ein paar kleine Anpassungen vornimmt. Aber nach dem, wie sich Mateschitz jetzt geäußert hat, dass er auf seinem Standpunkt beharrt, müsste eigentlich der blindeste RB-Leipzig-Fan erkennen, dass ihm die Mannschaft, der Verein und die Fans scheißegal sind. Entweder er verliert jetzt sein Gesicht oder die DFL. Aber die müssten ja dermaßen einknicken, das kann ich mir nicht vorstellen. Selbst Hoffenheim hält sich an die 50+1-Regel und Dietmar Hopp hält sich aus dem Sportlichen grob raus. Wenn der Mateschitz aber sagt: Der oder der spielt nicht, dann spielt der am Samstag nicht. So funktioniert ein Verein in Deutschland nicht. Dann muss er nach England oder Frankreich gehen. Die bestehenden Regeln in Deutschland sind ja okay, aber die sollte man konsequent nutzen – und der hat damals schon bei der Gründung von RB weggeschaut. 2009 hat der Verein mit Markranstädt fusioniert, um die Spielrechte zu erben. Aber Markranstädt spielt immer noch in der fünften Liga. Da hat der DFB alle Augen zugedrückt. Im Nachhinein ist das alles schon sehr illegal. Das wird auch jetzt nicht mehr passieren. Die Leute, die das damals gemacht haben, die müssten sich eigentlich auch noch mal erklären, wie das überhaupt zustande kommen konnte.



    “Dann spielt irgendwann Gard gegen Wella in der Bundesliga…”



    Sollte es doch glatt gehen mit der Zweitliga-Lizenz: Könnten Sie sich vorstellen, dass das Beispiel von Red Bull Schule macht?


    Für mich ist der Hauptbeweggrund, dass da eine Riesengefahr besteht. Es gibt vielleicht fünf, sechs Firmen weltweit, vielleicht Samsung oder wer auch immer. Die sagen sich dann: Wenn der Mateschitz das kann, dann weiß ich, wie es geht und was ich beachten muss. Die könnten das Modell dann einfach nachbauen, weil durch Red Bull ein Präzedenzfall geschaffen würde. Dann spielt irgendwann Wella gegen Gard in der Bundesliga. Dann gehe ich aber nicht mehr ins Stadion!



    Gretchenfrage: Was wäre denn, wenn Mateschitz in Darmstadt investieren würde. Würden Sie dann auch nicht mehr ins Stadion gehen?


    Das würde bei uns niemals funktionieren. Erstens haben wir mehr als neun Mitglieder und da würde keiner mehr hingehen. Der kann uns gerne 100 Millionen geben, aber er darf nicht mitreden. Das würde aber nicht nur in Darmstadt nicht funktionieren, auch in St. Pauli nicht oder in Offenbach. Aber es bestünde natürlich die Gefahr, dass einer wie Mateschitz deshalb zu einem kleinen Verein im selben Ort geht und mit unfassbar viel Geld alles andere überflügelt, wie es in Leipzig ja auch geschehen ist.



    Anders als das vielleicht in Hoffenheim der Fall ist, kann man Leipzig aber nicht absprechen, eine Fußballstadt zu sein. Das Zuschauerpotenzial ist jedenfalls enorm.


    Wenn da 40.000 Fans sind, haben doch gerade 10.000 bezahlt. Du bekommst doch an jeder Ecke Freikarten: Wenn du an der Tankstelle für über 20 Euro getankt hast, bekommst du ein Ticket, also bei 120 Euro sechs Freikarten. In der Einkaufspassage haben sie sich mit einem Glücksrad hingestellt. Darauf war ein grünes und ein rotes Feld. Bei Rot hast du verloren, durftest aber noch mal drehen, in Kindergärten haben sie tausende Karten verteilt, damit die Eltern dort hingehen. Auswärts steht dann aber nur ein Häufchen. Das ist ja keine Fankultur! Da sind alle gesponsert und vorher war da nix. Daher ist das in meinen Augen auch eine Blase, die irgendwann platzen wird. Oder schauen Sie sich die Reaktionen nach dem Aufstieg an. Haben Sie schon mal Fans gesehen, die nach einem Aufstieg alle auf ihren Sitzen bleiben und brav klatschen, nicht aufs Spielfeld stürmen, um mir ihrer Mannschaft zu feiern? Es ist wirklich ein geiles Stadion in Leipzig, mit einer super Infrastruktur, man muss nirgends anstehen. Aber was sich darin abspielt, ist in meinen Augen eine reine Werbeveranstaltung. Der Red-Bull Ultra-Klub hat übrigens auch eine Petition gestartet. Die wollten, dass ihr Logo so bleibt wie es ist, aber die haben es wegen Erfolglosigkeit eingestellt. Das sagt ja schon alles. Was mir allerdings noch wichtig zu sagen ist: dass es mir nicht in irgendeiner Weise um Leipzig geht und auch nicht um Red Bull, sondern nur um das Gesamtkonstrukt! Ich bin kein Leipzig-Hasser, aber ganz im Gegenteil. Ich würde mir einen Verein aus der Stadt sogar in der Bundesliga wünschen. Aber eben nicht RB, sondern Lok oder Chemie.


    Quelle: Fanzeit.de