...oder hat Guido S. doch noch einen Funken Ehre im Leib? Wir wissen es nicht.
Elefantenfüße und Segelohren statt Flügel
Jeder blamiert sich, so gut er kann: Das Bundesliga-Projekt RB Leipzig tritt auf der Stelle und verscheucht Fans und Sympathisanten
Leipzig. Red Bull verleiht in Leipzig keine Flügel, sondern Elefantenfüße und Segelohren. Zweite Pleite im vierten Spiel 2011, der Meisterschaftszug fährt ohne RB Leipzig weiter, langsam wird's peinlich. Auch für die spendable Firmenzentrale in Fuschl am See.
Der Respekt vor den Roten Bullen ist flöten, jetzt werden selbst Minus-Männchen wie jene des 1. FC Magdeburg aufgerichtet. Die wussten gar nicht mehr, wie sich drei Punkte anfühlen, hatten in den ersten 15 Minuten gegen RB mehr Angst als Vaterlandsliebe - und feierten nach dem 2:1-Sieg Auferstehung. Der Weg zum Dreier war kein beschwerlicher, der Gegner biegsam, langsam, fahrig. Zwei Termine, zwei Abschlüsse - die Magdeburger Abschluss-Quote hätte jeden Versicherungsvertreter erfreut.
Die Hoffnung auf Besserung schwindet, belastbare Erklärungen kommen aus Leipziger Reihen keine. Coach Tomas Oral spricht gebetsmühlenartig von fehlender Konstanz, bringt am Mittwoch gegen Braunschweig (RB-Arena, 19 Uhr) wieder neue Männer in Stellung. Geschäftsführer Dieter Gudel überlässt das Reden lieber dem neuen Sportdirektor Thomas Linke, dem die Sonntag-Leistung dummerweise aber fast die Sprache verschlagen hatte. "Dumme Gegentore", sagte er kurz angebunden. Später machte noch ein anderer Begriff die Runde. Linke sei "erschüttert" gewesen. Nicht nur er.
Im Magdeburger Presseraum lästert ein Journalist, der schon dem 74er-EC-Triumph des 1. FCM beigewohnt hatte, über RB: "Die haben ja gar nix drauf, das war Null." Links neben dem Oldie steht Linke, Hände in der Hosentasche. Zur Faust geballt?
Wo bleibt das Signal der Bosse? Doktorspiele (XXL-Trainingslager, neue Spieler et cetera) gab es genug, wo bleibt der saubere Schnitt? Die Bosse arbeiten an einer Bestandsaufnahme, heißt es. Besser spät als nie. Hier einige Zulieferdienste: Seit Saisonbeginn gab es keine durchgängig guten 90 Minuten. Unter Oral hat sich kein Spieler zu seinem Vorteil verändert - im Gegenteil. Der RB-Kader hat sich zu einer Ansammlung von Duckmäusern ausgewachsen. Macht sich auf dem Feld und daneben bemerkbar. Angesprochen auf Gründe fürs 1:5 gegen Kiel und das 1:2 gegen Magdeburg sagte Stürmer Daniel Frahn: "Wir haben selbst keine Erklärungen dafür." Doch haben sie. Sie getrauen sich nur nicht, darüber zu reden. Mannschaft und Trainer haben sich nicht gesucht und gefunden, sie wurden im Sommer aufeinander losgelassen. Heute muss man feststellen: Diese Mannschaft und dieser Trainer passen nicht zusammen!
Statt Punkte ernten die Rasenballer Hohn und Spott. Siehe eine "11Freunde"-Rangliste mit den "50 dämlichsten Ideen der Fußball-Geschichte". Silver-Goal, Olaf Marschalls infantiles Nasenpflaster, der Fußball-Roman des seltsamen Ehepaars Illgner, solche Sachen eben.
Das Bundesliga-Projekt RB Leipzig landet auf Rang sechs. Nicht mal da Tabellenführer ...
Guido Schäfer
P.S die 50 dämlichsten Idee der Fussballgeschichte gibt es wirklich als Sonderausgabe der 11Freunde.