Und Tschüß MTV!

  • lvz vom 30.12.2010


    Flucht ins Bezahl-TV


    Alles begann mit "Video Killed The Radio Star" von den "Buggles". Das war Programm. Das war jene Zeit, als MTV zwar nur 168 Musikvideos besaß, aber ein Trend deutlich sichtbar war: Musik ist auch Bild. Das war am 1. August 1981. Damit begann eine neue Ära des Fernsehens. Das ist nun 30 Jahre her.
    Am 1. Januar beginnt eine neue Zeit für MTV. Der Clipkanal, der schon geraume Zeit dabei ist, seine einstigen Stammseher mit nervigen US-Dokusoaps zu vertreiben, wechselt ins Bezahlfernsehen, zu Sky Welt Extra. Das ist wie eine Rückkehr in jene Jahre, da Viva (gestartet am 1. Dezember 1993) MTV Germany zwang, ab 1999 unverschlüsselt zu senden. Damals hatte MTV das erfolgreichen Aufkommen der deutschen Rockmusik verschlafen. Erst als Viva rasant immer mehr Marktanteile dazugewann, wachte MTV auf, ging ins Free-TV und spielte auch deutsche Songs.
    Mittlerweile ist der Marktanteil von MTV in der Kerngruppe der 14- bis 29-Jährigen auf 1,8 Prozent zusammen geschmolzen. Eine Folge der Videoflut auf YouTube, die sich jeder selbst zusammen stellen kann, und einer verfehlten Programmpolitik. Wer als Musiksender nur noch nachts und vormittags Musik sendet, darf sich nicht wundern, wenn die Musikfans weg bleiben. Oder zu Viva wechseln. Das gewinnt seit 2004 wieder regelmäßig Marktanteile dazu.
    Das Unternehmen MTV Networks, das (wie auch Viva) zum US-Medienkonzern Viacom gehört, argumentiert, dass das Bezahl-Fernsehen MTV von schwer kalkulierbaren Werbeeinnahmen befreie. Offenbar kennt man in New York nicht den Stellenwert des Bezahlfernsehens in Deutschland. Das dürfte von MTV Deutschland-Chef Dan Ligtvoet herrühren. Der behauptet allen Ernstes: "In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird die Pay-TV-Landschaft in Deutschland stark wachsen."
    Wer solche hellsichtigen Chefs hat, braucht sich um die Zukunft keine Sorgen zu machen. Die ist ohnehin bald vorbei. Zwar versucht MTV auf Sky nun auch wieder zur Musik zurück zu kehren, doch dürfte ihnen zu Sky kaum einer der bisherigen jungen Zuschauer folgen. So bleibt wohl letztlich nur ein Sieger übrig: Viva.
    Norbert Wehrstedt


    Kann man so unterschreiben. Erst weit nach der Wende in den Genuß von MTV gekommen hatte auch ich in den 90ern den Eindruck MTV hat sich zu sehr auf London konzentriert und den schlafenden Musikriesen Deutschland mit seinen aufstrebenden deutschsprachigen Bands (Seelig, Prinzen, Wir sind Helden, Pur , Säg hier nei Du, Fanta4 etc) einfach ignoriert. Erst mit dem Programmstart von VIVA wurde der deutsche Markt richtig bedient und junge unverbrauchte und (noch!) unbekannte Moderatoren : Stefan Raab, Oliver Pocher, Mola, Heike Makatsch, Aleks Bechtel, Matthias Opdenhövel, Minh-Khai Phan-Thi, Enie van de Meiklokjes, Daisy Dee um nur einige zu nennen welche es selbst bis heute zum großen Teil im Film und Musikgeschäft geschafft haben eine bekannte Größe zu sein.
    Selbst VIVA2 fesselte Ende der 90er mit Rockigen Titeln mehr als die Londener MTV Duddelsongs.
    Am besten sagt das wohl dieser Artikel, der sich auch mit dem gescheiterten Ersten Pay TV Versuch von MTV beschäftigt:


    Um die höheren Kosten aufzufangen, wurde der MTV-Empfang in Europa ab 1. Juli 1995 erstmals kostenpflichtig. Argumentiert wurde seitens MTV damit, dass man so "schneller digital senden" könne. Zwar war die Jahresgebühr für den Satellitenempfang mit umgerechnet etwa 25 Euro jährlich relativ günstig, allerdings musste dazu auch ein Decoder (Videocrypt I oder II) gekauft werden. Die Vermarktung erwies sich als wenig geglückt, da die technische Reichweite über Satellit fast völlig einbrach.
    Zu diesem Zeitpunkt war auch bereits Dieter Gorny mit Unterstützung von einigen Plattenlabels mit dem deutschsprachigen Konkurrenzprodukt VIVA am Markt etabliert, wenn auch nicht auf der populären Astra-Satellitenposition. Nachdem man MTV Europe nur noch verschlüsselt empfangen konnte, hatte der Konkurrenzsender VIVA in Deutschland leichtes Spiel und konnte das Segment von MTV übernehmen, da auch viele Kabelbetreiber statt MTV nun VIVA aufschalteten.
    Durch den Erfolg von VIVA erkannte man in der Chefetage von MTV Europe, dass die Strategie eine zentral von London auszusendenen Fernsehstation falsch gewesen war. So begann 1997 eine Regionalisierung des MTV-Programms und in Deutschland konnte man in diesem Jahr nun drei Stunden MTV-Programm auf Deutsch empfangen. Der kostenpflichtige Empfang wurde wieder eingestellt und MTV wurde wieder ein Free-TV-Sender. In der Folge begannen die MTV Networks Europe, lokale Sender zu starten. Die regionalen MTV-Sender wurden seitdem immer weiter ausgebaut, so dass es 18 regionale MTV-Sender in Europa gibt, die ihr Programm an die entsprechende Musikkultur des jeweiligen Landes anpassen konnten.


    Meiner Meinung nach war es das jetzt mit diesem erneuten PAY TV versuch mit MTV in Deutschland. Nochmal wird man sich nicht die Blösse geben einen Fehler zuzugeben und Deutschland wird sich Musik TV mäßig halt wieder auf Viva konzentrieren welches nach dem Verkauf an die MTV Group ein Schattendasein mit SMS Sprüchen im laufenden Programm für 14-17 jährige führte. Oder man geht halt ins Net wenn man Musikvideos sehen will :thumbsup: