Legalisierung von Pyrotechnik?

  • "Das Versprechen war eindeutig: Verzichten Fans und Ultras an den ersten drei Spieltagen der aktuellen Bundesliga-Spielzeit auf Pyrotechnik im Stadion, werde man Schritte zur Legalisierung von bengalischen Feuern einleiten. Abgegeben wurde das Versprechen im Frühjahr von Vertretern der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Deutschen Fußball Bundes (DFB) gegenüber einer Initiative von rund 150 Ultra-Gruppen.


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    Der dritte Spieltag steht nun am Wochenende bevor. Bislang hielten sich die Ultras an ihr gegebenes Wort. Die beiden Verbände hingegen suchen offenbar nach Möglichkeiten, ihre Zusage zu umgehen.


    Explizit darüber wollen sich nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen am Freitag hochrangige Vertreter von DFL und DFB während einer DFB-Versammlung in Frankfurt am Main unterhalten. Dort soll auf der Agenda stehen, wie man die Beibehaltung des Pyrotechnikverbots kommunizieren kann, ohne die Ultra-Gruppen vollauf gegen sich aufzubringen.


    Brisanz hat das Treffen auch dadurch, dass keine der Ultra-Vertretungen als Gesprächspartner eingeladen oder über dieses Treffen informiert wurde. Auch sitzen die Personen, die damals den Ultras das Versprechen gaben, jetzt nicht am Tisch. Der DFB-Sicherheitschef Helmut Spahn ist zum neugegründeten Sicherheitskomitee nach Katar gewechselt, der DFL-Fanbeauftragte Thomas Schneider weilt im Urlaub.


    Vereinbarung wird auch vom DFB bestätigt


    Dem Wort von Spahn und Schneider haben die Ultras bislang vertraut, nun werden sie aber mit neuen Informationen versorgt: "Inoffiziell haben wir gehört, dass die DFL am Freitag gegen eine Legalisierung stimmen wird. Offiziell hat uns dies aber noch niemand gesagt", sagt der Sprecher der Initiative "Pyrotechnik Legalisieren", Jannis Busse, SPIEGEL ONLINE.


    Dass es nach wie vor triftige Gründe für eine Beibehaltung des Verbots gibt, ist auch Busse bewusst: Schließlich sind die Feuer eine potentielle Gefahr für andere Zuschauer. In der Debatte geht es denn auch lediglich um die Lockerung des bundesweiten Pyrotechnikverbots, erlassen durch den DFB. "Wir wollen, dass der DFB sein Pyro-Verbot so lockert, dass wir die Technik lokal, in Rücksprache mit den einzelnen Vereinen und Sicherheitskräften, umsetzen können", sagt Busse. Dies sei auch der Kern des Versprechens der beiden Verbände gewesen: "Ihr zeigt uns, dass ihr euch disziplinieren könnt, und wir gewähren euch Pilotprojekte, bei denen ihr in Stadien kontrolliert eure Pyros abbrennen könnt", zitiert Busse die Vereinbarung, die in dieser Form auch von Seiten des DFB bestätigt wurde.


    Zur Umsetzung solcher Pilotprojekte gehört allerdings ein erheblicher Aufwand. Es müsste zusätzliches Sicherheitspersonal, eventuell sogar Sprengstoffexperten, zu den einzelnen Fußballspielen geladen werden. Die Sicherheitsbehörden und die Feuerwehr der jeweiligen Stadt müssten mit dem Abbrennen der Leuchtelemente einverstanden sein. Zudem wäre es notwendig, einen separaten Bereich in den Stadien einzurichten, in dem sicher und kontrolliert gezündelt wird. Als Letztes müsste die Schuldfrage bei einem etwaigen Unfall durch den Einsatz von Pyrotechnik juristisch völlig neu geregelt werden.


    "Erwartungshaltung der Ultras ist groß"


    Eine einheitliche Lockerung des Pyrotechnikverbotes sei gar nicht möglich, weil jedes Bundesland eigene polizeiliche Regelungen habe, sagen Sicherheitsexperten. Zudem gibt es massive Bedenken, ob es in deutschen Stadien überhaupt Tribünen gebe, wo man die Feuer gefahrlos entzünden kann.


    Jannis Busse hat für viele dieser Vorwürfe Gegenargumente parat. Er arbeitet mit seiner Initiative "Pyrotechnik Legalisieren" seit längerem an dem Thema. Auch er war seinerzeit überrascht, dass die beiden deutschen Fußballverbände überhaupt so schnell einem solchen Pakt zustimmten. "Die Erwartungshaltung in der Ultras-Szene ist jetzt natürlich groß. Wir haben unseren Teil der Abmachung eingehalten, jetzt hoffen wir, dass die uns gegebenen Versprechen ebenfalls eingehalten werden."


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    Falls dies nicht passiere, sagt Busse, könne man nicht voraussagen, wie die Szene reagieren wird. "Wir werden weiterhin dazu aufrufen, keine Böller oder Leuchtspuren im Stadion abzubrennen. Aber die Bengalos gehören dazu. Sie erzeugen Stimmung und Atmosphäre. Ich gehe davon aus, dass sie nach Ablauf unseres Versprechens auch wieder eingesetzt werden", sagt Busse.


    DFB-Vize Rainer Koch wollte "erst die Sitzung am Freitag abwarten", bevor er einen Kommentar abgebe. Die DFL sagte, sie stehe "nach wie vor in regen Gesprächen mit den Vereinen". Dort herrsche aber ein "differenziertes Meinungsbild zum Thema Pyrotechnik". Von einer schnellen Aufhebung des Verbots ist jedenfalls nichts zu hören. Stattdessen soll es eine erneute Prüfung durch Sicherheitsexperten geben.


    Für die Ultras wird dies wohl nur ein schwacher Trost sein."


    Quelle: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,780925,00.html


    Man braucht sich also keine großen Hoffnungen zu machen, hätt mich auch gewundert.