19-jähriges Fußballtalent
„Bambi“ als Spitzname, aber nicht Musiala: So tickt Elias Oke von der BSG Chemie
Im Derby gegen Lok war der 19-Jährige eine halbe Stunde auf dem Rasen,
kann als Joker mehr und mehr überzeugen. Elias Oke will bei Regionalligist
Chemie Leipzig den Schritt in den Männerfußball schaffen – die Veranlagungen bringt er mit.
von Jens Fuge 27.12.2023, 19:00 Uhr
Leipzig. Regionalligist Chemie Leipzig musste notgedrungen frühzetig in die Winterpause.
Dabei hatten sich angesichts einiger verletzter und angeschlagener Spieler zuletzt die
Einsatzchancen für die Gilde der jungen Leutzscher erhöht. Einer von ihnen: Elias Ndukwe Oke,
der nun ab Januar sein Können wieder zeigen will.
Der eben 19 Jahre jung gewordene Stürmer bekam im November seine Einsatzminuten,
im Ortsderby gegen Lok sogar fast eine halbe Stunde. „Da war ich erst fast ein bisschen
erschrocken, als ich meinen Namen gehört habe. So zeitig hatte ich damit nicht gerechnet“,
gibt dert 1,85 Meter große Schlaks zu Protokoll. „Natürlich habe ich mich mega gefreut,
und war dann aber auch sofort im Spiel drin.“ In seinem ersten Männerjahr genoss er bisher
selbstredend jeden einzelnen Einsatz – aber das Derby war noch einmal eine andere Kategorie:
„Da wurde jeder Zweikampf, jeder Pass bejubelt. Irre.“
Beim Halleschen FC und RBL ausgebildet
Auf was es ankommt, wenn er eingewechselt wird, hat er schnell verinnerlicht.
„Man muss sich sofort anpassen und ins Spiel kommen. Das ist aus der Kalten
nicht so einfach, aber ich denke, so ganz schlecht habe ich es bisher nicht gemacht“,
sagt der in Halle an der Saale geborene Offensivspieler mit nigerianischen Wurzeln.
Nach seiner Ausbildung beim Halleschen FC, die bereits mit vier Jahren begann,
wechselte er mit elf Jahren zu RB Leipzig. Nach vier Jahren in Sachsen und im
Internat ging er zurück nach Halle, wo er allerdings zuletzt in der U19 keine echte
Perspektive mehr sah. „Ich habe sogar daran gedacht, mit dem Fußball abzuschließen.
Ich hatte keinen Berater, keine Angebote, und in Halle keine Perspektive“, so Oke.
Ein Scout sah ihn und empfahl ihn weiter, Co-Trainer Christian Sobottka kannte ihn
vom Aufnahmetest in die Sportschule, und so schloss sich der Kreis.
Den Sprung zu den Männern nahm Elias sportlich: „Das kann man gar nicht vergleichen,
da ist U19 Kindergeburtstag dagegen. Eine komplette Umstellung, hier ist alles nicht
nur viel körperlicher, sondern auch die Spielintelligenz ist einfach einige Stufen höher
bei allen Mitspielern“, beschreibt er die Herausforderung. Der körperlich eher
schmächtige Stürmer hat sich mit seinem Spitznamen „Bambi“ arrangiert,
steuert jedoch so gut wie möglich gegen. Noch in Halle arbeitete er viel im Studio,
legte 15 Kilogramm zu und fühlt sich inzwischen widerstandsfähiger.
Er sieht sich sowieso eher über seine Schnelligkeit und nicht über Zweikämpfe
ins Spiel kommen, weiß aber, dass er noch zulegen muss.
Traum nicht aufgeben: „Vielleicht klappt’s ja mit dem Fußball“
Vielleicht hilft ihm dabei sein Nebenjob in einem Supermarkt, wo er Regale einräumt
und manchmal an der Kasse hilft. Perspektivisch will er ein Studium beginnen –
„vielleicht beim Zoll oder im Immobilienbereich“, erzählt er. Einige Praktika
absolvierte er schon auf der Suche nach dem richtigen Beruf, ganz schlüssig
ist er indes noch nicht. „Vielleicht klappt’s ja auch mit dem Fußball“, gibt er
Einblicke in sein Inneres.
Zwei Jahre Vertrag hat er bei der BSG, die dringend auf gute Leistungen
auch von der Bank angewiesen ist – Stichwort Verletzungen und Sperren.
Elias will nichts erzwingen, aber sein Plan steht: „Mehr Minuten sammeln
und schauen, wie es sich entwickelt.“ Jungs wie er träumen von Top-Niveau,
der Weg dahin ist steinig und schwer – das haben Heerscharen veranlagter
Talente erfahren müssen. Sein erstes Pflichtspieltor hat „Bambi“ indes schon
erzielt, dies allerdings in Schöneck im Pokal. In den kommenden Spielen kann
er zeigen, was er drauf hat, und vielleicht kommt er seinem Ziel dann wieder
einen Schritt näher.
LVZ