heute in der LVZ:
Mateschitz: "Jetzt droht das Aus"
Die Deutsche Fußball-Liga bleibt hart: Die DFL hat die RB-Beschwerde gegen Lizenz-Auflagen abgelehnt, stellt für das Zweitliga-Ticket weiter Bedingungen. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ist fassungslos.
Frage: 5:1 gegen Saarbrücken, knapp 43000 Zuschauer, Zweitliga-Aufstieg, XXL-Party auf der Festwiese - ein perfektes Wochenende für RB und Sie. Die Deutsche Fußball-Liga feiert nicht mit, verweigert nach wie vor die Lizenz. Was war Ihre erste Reaktion auf die Nachricht aus Frankfurt/Main?
Dietrich Mateschitz: Fassungslosigkeit und Unverständnis. Ich will nicht polemisch werden, aber ich dachte, ich bin im falschen Film.
Sie verfügen über eine von DFB und unter Mitwirkung der DFL erteilte gültige und genehmigte Vereinslizenz. Sie erfüllen demnach vereinsrechtlich alle Bedingungen. Was verlangt die DFL?
Man verlangt von uns vor allem - und zwar schriftlich -, dass wir auf jedwedes Mitspracherecht im Verein verzichten. Das heißt im Klartext, dass wir zwar weiterhin Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe tätigen dürfen, aber gleichzeitig unseren eigenen Entmündigungsantrag unterschreiben sollen.
Käme so etwas für Sie in Frage?
Sicher nicht. Erstens kommt das meiner Meinung nach einem unsittlichen Antrag nahe, zweitens kann so etwas nie und nimmer funktionieren und zu sportlichem Erfolg führen. Ich glaube nicht, dass wir auf diese Art und Weise mit Sebastian Vettel vier Mal F1-Weltmeister geworden wären.
Wie gefährdet ist Ihr Fußball-Standort Leipzig?
Das ist das einzig wirklich Tragische und was mich seit Tagen schlecht schlafen lässt. Es gab niemanden, der uns von einem Engagement in Leipzig nicht abgeraten hätte, aber bei uns war es Liebe auf den ersten Blick: eine wunderbare Stadt mit wunderbaren Menschen, ein Stadion, das seinesgleichen sucht. Und jetzt, wo alles auch sportlich funktioniert, droht das Aus.
Handelt die DFL nur streng nach Vorschriften oder existieren grundsätzliche Abneigungen gegen RB?
Ich habe keine Ahnung. Vielleicht will man ganz einfach nicht, dass wir mit Leipzig an der Bundesliga teilnehmen und will es uns nur nicht direkt sagen.
Die Baugrube für die Fußballakademie am Cottaweg ist ausgehoben, das Profiteam für die zweite Liga muss verstärkt werden. Ruhen die Aktivitäten an diesen Fronten zunächst?
Die Baustelle ist das geringere Problem. Theoretisch können wir die Baugrube wieder auffüllen, Rasen und Bäume pflanzen, oder - so wie es vorher war - für Parkplätze asphaltieren. Schwer lösbar ist das zweite Problem: Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Alex Zorniger müssen den Kader zusammenstellen. Jetzt kommen die Anfragen und Angebote auf sie zu, und da müssen wir reagieren und "Ja, es geht" sagen oder "Nein, es geht nicht". Hier spricht die Zeit eindeutig gegen uns. Ohne Lizenzerteilung können wir nicht weitermachen.
Ein zweites Jahr in der dritten Liga kommt für Sie nicht in Frage?
Nein, das geht vor allem auch sportlich nicht. Die komplette Motivation, die Herausforderung der 2. Liga, das Momentum, die Freude und Begeisterung. Alles wäre mit einem Schlag weg und würde Lethargie und Depression Platz machen. Das würden wir uns sicherlich nicht antun.
Am 28. Mai tagt der finale Lizenzierungsausschuss der DFL.
Ich hoffe immer noch auf einen Konsens, und unser Team versucht nach wie vor, diesen mit der DFL zu finden. Aber gestatten Sie mir ein offenes Wort: Wir wollen auch niemanden zwangsbeglücken, das haben wir ehrlich gesagt auch nicht notwendig.
Interview: Guido Schäfer