Unwahrheiten verbreitet höchstens der Großmufti in der Zeitung. Von wegen, der BSG Angebote für Spielgemeinschaften
im Nachwuchs gemacht zu haben. Sehnsüchtig gewartet hat die Bande, das die BSG zwangsabsteigen muß wegen
Nichterfüllung der Nachwuchssolls. Aber egal, früher oder später wird die Heckenschützen von Lok Leutzsch
die gerechte Strafe ereilen. Schämen war für diese Leute schon immer ein Fremdwort.
LVZ:
Grün-Weiß verhärtet und unzufrieden
Situation im Alfred-Kunze-Sportpark festgefahren / Leutzscher Kontrahenten in Sachsenliga bestenfalls Mittelmaß
Ziemlich große Vergangenheit, aber kleine Gegenwart - und die Zukunft? In Fußball-Leutzsch hält sich die Zuversicht nach einem knappen Viertel der Sachsenliga-Saison in Grenzen, und zwar bei beiden zerstrittenen Nachfolgern des FC Sachsen.
Von Frank Müller
Nach sechs Spielen liegen die Chemiker um Trainer Steffen Hammermüller nur auf Rang 14, können morgen im Nachholspiel gegen Rasenballsport Leipzig II (Anstoß 14 Uhr in Grimma) aber Boden gutmachen. Die SGL ist nach sieben Partien immerhin Sechster. Aber allzu zufrieden ist Coach Dirk Havel damit auch nicht. "Gerade das 1:2 bei Borea Dresden vorige Woche liegt mir schwer im Magen, das war ganz schlecht von uns. Auch, weil es unsere vorherige leichte Euphorie etwas kaputt gemacht hat", analysiert Havel trotz des Sonntags-3:2 gegen Hohenstein-Ernstthal und grantelt: "Man kann in Neugersdorf verlieren, aber doch nicht in Dresden gegen diese Borea-Elf."
Andy Müller, Sachsenliga-Fußballer des Jahres, gibt seinem Übungsleiter recht: "Dort hätten wir gewinnen müssen", und blickt voraus: "Der Aufstieg ist diese Saison wohl noch nicht möglich." Womit der torgefährliche Routinier die Frage nach den generellen Perspektiven der beiden zerstrittenen Leutzscher Vereine anreißt. "Die gegenwärtige Situation ist schwierig, schwächt eigentlich beide Vereine, finanziell wie sportlich", sagt Müller.
Dirk Havel hält eine Fusion der SGL mit Chemie für sinnvoll, ja notwendig. "Aber momentan sehe ich sie nicht", schränkt er sofort ein. Und erweist sich damit offenbar einfach nur als Realist. Chemies sportlicher Leiter Frank Kühne ist da prinzipiell auf der Linie des SGL-Trainers: "Obwohl sich derzeit kein Lösungsweg dahin abzeichnet, muss es perspektivisch im Alfred-Kunze-Sportpark wieder e i n e n Verein geben."
Kurz- und mittelfristig hat Chemie aber andere Probleme. "Wir können nur kleine Schritte gehen, müssen unsere Strukturen weiter verbessern", weiß Kühne. So konnten die Chemiker im Sommer den Zwangsabstieg wegen fehlender Nachwuchsmannschaften nur um Haaresbreite verhindern. Für einen Landesligisten fordert der Sächsische Fußball-Verband (SFV) vier Juniorenteams. Das haben die Grün-Weißen über Spielgemeinschaften mit TuS Leutzsch gerade so hinbekommen. Selbst Steffen Hammermüller, der Trainer der ersten Mannschaft, war dafür in der Spur, genügend junge Kicker zusammen zu bekommen.
Unterdessen drücken ihn auch noch sportliche Sorgen. Wenn die BSG-Elf weiter so spielt, wie im ersten Meisterschafts-Viertel, landet sie nicht wegen fehlenden Nachwuchses, sondern wegen mangelnder Punkte eine Etage tiefer. "Dabei waren wir gar nicht immer so schlecht", resümiert "Hammer", doch mitunter fehlen ihm ein paar Typen im Team, die in kritischen Phasen auch mal "die Brust rausstrecken und den anderen die Richtung vorgeben".
Erik Bader, ein gestandener Chemiker im BSG-Team, hält die Gesamtsituation in Leutzsch zumindest für "gewöhnungsbedürftig", will sich aber ansonsten nur zum bisherigen Abschneiden äußern: ""Wir sind schlecht gestartet, haben einige Spielerabgänge noch nicht verkraftet. Außerdem kennen uns in der Liga jetzt alle, was es nicht einfacher macht."
Der Druck auf die Mannschaft sei von Spiel zu Spiel gewachsen, hat Frank Kühne beobachtet und bescheinigt seinen Chemikern: "Es geben sich alle Mühe. Auf einigen Positionen fehlt es uns aber an fußballerischer Qualität, an spielerischem Potenzial. Deshalb sehe ich unsere Möglichkeiten momentan nur im Mittelfeld der Liga. Und selbst das geht nur über viel Kampf", glaubt der sportliche Leiter. Natürlich müsse die Oberliga das nächste Ziel sein. Aber zeitlich wolle er sich da nicht festlegen.
Kühne weiß auch, dass in der nächsthöheren Liga fünf Nachwuchsmannschaften gefordert werden. Und zwar möglichst ohne Spielgemeinschaften bemühen zu müssen. Das wäre schon wieder ein Problem. "Wir dürfen nicht vergessen, dass das hier jetzt alles Freizeitsport ist, den wir organisieren", wirbt er um Verständnis und vor allem um Geduld.
Seinem Pendant von der SG Leutzsch geht es kaum anders. Auch die anderen Grün-Weißen leiden im Nachwuchs unter geburtenschwachen Jahrgängen. "Das ist für keinen Verein einfach", weiß Jamal Engel. Immerhin hat die SG fünf Jungstruppen im Spielbetrieb, "und zwar alles eigene" wie Engel betont. Was schon wieder ein wenig wie ein Pfeil in Richtung des ungeliebten Sportpark-Untermieters wirkt. "Dabei gab es von uns vor der Saison das Angebot an Chemie, in drei Altersklassen Spielgemeinschaften zu bilden", erklärt der SGL-Chef, "aber es wurde leider abgelehnt."
Engel ist von nicht wenigen BSG-Fans zum Feindbild erkoren worden. Ob damit auch der wiederholte Angriff auf sein Auto im Zusammenhang steht, ist nicht bewiesen, wenngleich der Verdacht nahe liegt. Die Polizei ermittelt. Dass so etwas überhaupt nötig ist, konterkariert allerdings den Sportsgeist, der die Grün-Weißen einst auszeichnete. Nämlich große Kampfkraft gepaart mit festem Zusammenhalt. Davon ist man heute Lichtjahre entfernt. Manfred Walter, legendärer Stopper der 64er Meistermannschaft, stellte deshalb jüngst in der LVZ resignierend fest: "Das ist nicht mehr mein Leutzsch." Offenbar empfinden im Alfred-Kunze-Sportpark nicht alle so - und machen irgendwie weiter.
(Quelle: LVZ)