Chemie Leipzig zu Gast beim Berliner AK -
Trainer Uluc erinnert sich gern an Leutzsch

Warum BAK-Trainer Uluc das Aufeinandertreffen mit Chemie Leipzig lieber vermieden hätte:
Wenn Chemie Leipzig am Montagabend beim Berliner AK antritt, gibt es ein Widersehen mit
Volkan Uluc. Der neue BAK-Coach war einst ein Hoffnungsträger in Leutzsch.
Und erinnert sich gern an seine grün-weiße Zeit.
Chemie Leipzig ist wieder mal auf Reisen – zu ungewohnter Zeit, aus ungewöhnlichem Anlass.
Denn das Nachholspiel gegen den Berliner AK hätte eigentlich am Wochenende auf dem Plan
gestanden. Doch die Berliner baten um Verlegung, weil sie zugunsten der Erdbebenopfer
in der Türkei und Syrien ein Benefizspiel gegen Hertha BSC spielen – am Freitagabend.
Chemie stimmte zu, der Grund liegt mehr als nahe. Und so wird nun am Montagabend gekickt
(19 Uhr, Poststadion).
Ein weiterer Hingucker ist der neue Trainer bei den Berlinern, ein alter Bekannter
in Leutzsch: Volkan Uluc (53) hat zum dritten Mal den BAK als Coach übernommen,
nachdem sich das zuletzt arg enttäuschende Spitzenteam der Liga von Trainer Benjamin Duda
getrennt hatte. Beim FC Sachsen rutschte der eigentlich für die A-Jugend geholte Uluc im
Jahr 2000 auf den Posten des Co-Trainers, als der machtbewusste Manager Gerd Achterberg
nach der Trennung von Edi Stöhr das Traineramt für die beiden letzten Spiele selbst übernahm.
Danach wurde der damals gerade mal 30-jährige Türke befördert und sollte die Mannschaft
in der Regionalliga halten. Ein zukunftsträchtiges Projekt, so schien es.
Leutzsch war optimistisch und spätestens nach dem 2:0 gegen Celtic Glasgow (mit Thomas
Hitzlsperger und Henrik Larsson) euphorisiert. Doch dann lief es aus dem Ruder.
Trotz Top-Verpflichtungen (u.a. Härtel, Klee, Lünsmann, Eckstein, Hagen Schmidt) und
nach schlappen fünf Spielen und gerade mal zwei Punkten waren die Granden beim „Schnellboot“
FC Sachsen mit ihrer Geduld am Ende. Uluc wurde beurlaubt, der einstige Weltklasse-Spieler
Hristo Bonev mutierte zum Weltklasse-Verdiener und die Dinge nahmen ihren (unerfreulichen) Lauf.
So viel zur Vorgeschichte.
Trotz allem denke er gern an seine Zeit in Leipzig zurück, so Uluc. „Ich habe die Chance
bekommen, am oberklassigen Fußball zu schnuppern als noch sehr junger Trainer. Die Ansprüche
waren sehr hoch, die Euphorie riesig. Das war die Realität, und ich weiß ja, wie das dann läuft.“
Dass es nicht optimal gepasst hat, habe man im späteren Saisonverlauf ja gesehen. Erst am
letzten Spieltag sicherte sich der FC Sachsen den Klassenerhalt, den er dann aufgrund der nicht
erteilten Lizenz nicht schaffte. Dass sich die völlig überteuerten Spieler durch grobe
Undiszipliniertheiten und daraus resultierenden Rotsperren teils wochenlang selbst aus dem
Verkehr zogen, dass planlos noch weitere Spieler im Saisonverlauf gekauft wurden, dass Bonew
später gegen Jürgen Raab getauscht wurde – geschenkt. Uluc tingelte seither durch 15 (!) Vereine,
darunter BFC Dynamo, Stendal, Jena und Nordhausen. Und ist nun wieder beim BAK gelandet.
Volkan Uluc hat Chemie erst in Jena gesehen, am heimischen Fernsehgerät.
„Wenn ich es mir hätte wünschen können, hätte ich niemals gegen Chemie gespielt als erstes“, sagt er.
„Die haben schon eine hohe Qualität, schnelle Spitzen, eine robuste Abwehr, ein ausgewogenes
Mittelfeld. Tolle Arbeit von Miro.“ Lesen Sie auch Chemie-Coach Jagatic kennt er aus ihrer
gemeinsamen Zeit in Spandau. Wo Trainer Uluc auf Spieler Jagatic traf. Man schätzt sich.
Am Montag aber ist es vorbei mit den Nettigkeiten. „Natürlich will jeder gewinnen, ist doch normal.
Für uns geht es erstmal darum, für Stabilität und Ordnung zu sorgen und aufzupassen, dass wir
keinen der gefährlichen Standards fressen, für die Chemie bekannt ist.“ Der Respekt sei groß,
Angst aber habe man nicht. Nach 13 Spielen mit nur einem Sieg soll nun zurück in die Erfolgsspur
gefunden werden.
Uluc verweist auf die vielen jungen Spieler in seinem Kader, der erfahrenste, Jürgen Gjasula,
ist gegen die BSG mit Rot gesperrt. „Dennoch werden wir alles abrufen, keine Frage. Es wird nur
mit harter Arbeit gehen, das wissen wir.“ Für Chemie geht es vor dem Ortsderby am darauffolgenden
Sonntag darum, keine Verletzten oder Sperren zu riskieren und trotzdem etwas mitzunehmen aus Berlin.
Der ominöse 40. Punkt, der gemeinhin vor dem Abstieg schützt, soll unbedingt mit nach Leutzsch
genommen werden. Nach dem engagierten, aber glücklosen Auftritt in Jena will sich die Mannschaft
wieder belohnen und das avisierte Saisonziel auf formell erreichen.
(lvz)