FVSL: Aus Protest gegen Abbau von Förderstellen ist Absage eines kompletten Spieltages geplant

  • Quelle: LVZ von heute


    Abbau von Förderstellen / Absage eines kompletten Spieltages geplant


    Im Leipziger Fußball soll mit dem Boykott eines kompletten Spieltages gegen den Abbau von "Bürgerarbeit" protestiert werden. Auf einem außerordentlichen Verbandstag des Fußballverbandes der Stadt Leipzig (FVSL) am 27. Januar ist eine solche Maßnahme wichtiger Tagesordnungspunkt. Gibt es unter den Vereinen breiten Rückhalt für die Aktion, würde der Ball voraussichtlich am 25./26. Februar ruhen.
    Von Torsten Teichert
    FVSL-Präsident Heiko Sander sieht wegen der Kürzungen ohnehin den Spielbetrieb in Gefahr, nannte dies ein "Schreckensszenario". Auf das Problem soll nun spektakulär aufmerksam gemacht werden. FVSL-Geschäftsführer Uwe Schlieder: "Ich kann mir einen solchen Protest vorstellen - wir werden uns darüber unterhalten und sehen, wie der Rückhalt der Vereine dafür ist."
    An der Basis herrscht Ratlosigkeit. Die Situation ist aufgrund der auslaufenden und von der Arbeitsagentur laut Vorgabe aus der Politik nicht mehr angebotenen Jobs auf dem zweiten Arbeitsmarkt zur Unterstützung der ehrenamtlichen Vereinsarbeit prekär. Der FVSL sammelte unter Federführung von Schlieder und Kassenprüfer Thomas Schleif, zudem Vereinskoordinator bei TuS Leutzsch, die Informationen über gefördertes Personal in den Vereinen. "Es trifft viele Vereine ganz schlimm", so der 66-jährige Funktionärsfuchs Schleif. Ein Boykott könne vielleicht aufrütteln.
    In einer ersten Statistik sind 33 Vereine erfasst. Demnach konnten diese Vereine im Oktober insgesamt 85 Personen über Fördermaßnahmen (ABM/AGH, Kommunalkombi oder Ein-Euro-Jobs) für die Vereinsarbeit einsetzen. Im Januar 2012 werden es in diesen Vereinen noch 36 Personen sein, im April sind dann voraussichtlich nur 8 geförderte Helfer im Einsatz.
    Eine verheerende Bilanz. Noch dazu wenn man weiß, dass die Zahl der Festangestellten (10 im Oktober - 11 im Januar - 11 im April) und sonstigen Mitarbeiter (14 - 11 - 12) in diesen Klubs zwar konstant bleibt, aber vergleichsweise sehr klein ist.
    Beim SSV Markranstädt und Motor Gohlis-Nord fallen bereits ab Januar alle 8 und 10 geförderten Stellen weg. Beim SV Ost und dem SV Liebertwolkwitz geht es von 3 und 2 auf "Null". Beim LSC 1901 sind es zwar im Januar noch die derzeitigen 4 Stellen - im April ist auch dort komplett Schluss.
    Die vergleichsweise "Großen" wie MoGoNo oder der SSV haben dann wenigstens noch ihre "Festen". Überhaupt kein Personal gibt es dann dagegen beispielsweise bei Einheit Lindenthal, der SG Räpitz, Liebertwolkwitz, Eintracht Süd, West 03, dem VfB Zwenkau, Eintracht Wiederitzsch oder Grün-Weiß Miltitz.
    Im Schreiben von Miltitzer Manfred Laske an den Verband heißt es: "Man muss den Abgeordneten sehr eindringlich deutlich machen, dass die Entwicklung zur flächendeckenden Einstellung des Sportbetriebes führt." Geschäftsstellenleiter Michael Unverricht vom SSV Markranstädt findet es "eine Unverschämtheit", die ohnehin stark eingespannten Ehrenamtlichen für die anfallenden Aufgaben ins Spiel zu bringen: "Wir sind gespannt, was Wirtschaftsminister Morlok für Alternativ-Vorschläge bringt."
    Der FVSL suchte die Unterstützung in der Politik, beispielsweise mit Briefen an die Bundestagsabgeordneten Thomas Feist (CDU) oder Monika Lazar (Grüne). Immerhin gab es die Information, dass ab 2013 entsprechende Fördergelder wohl direkt über die Kommunen verteilt werden sollen - im Moment hilft das freilich nicht.
    Einen Beschwerdebrief an den Petitionsausschuss des Bundestages will der FVSL laut Schlieder noch in dieser Woche abschicken. Auch wurde gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Mamzed vom Stadtsportbund ein Termin bei der Arbeitsagentur für Ende November vereinbart.
    "Im Prinzip ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, die Entscheidung über das Gesetz im Bundestag durch - der zweite Arbeitsmarkt soll auf ein Minimum reduziert werden", sagte Schlieder: "Vielleicht lässt sich das über die Politik für die regionale Arbeitsagentur aufweichen." Claus Anke, langjähriger Macher vom SV Brehmer, mahnt eine vernünftige Lösung für alle Vereine an: "Sonst können wir ein Vorhängeschloss um die Eingangstür machen."


    Manfred Laske: Man muss den Abgeordneten eindringlich deutlich machen, dass die Entwicklung zur flächendeckenden Einstellung des Sportbetriebes führt.