Schwere Ausschreitungen im Athen-Derby

  • Schwere Ausschreitungen im Athen-Derby
    19.03.2012 | 09:59 | Quelle: www.DiePresse.com


    Nachdem Hooligans Molotow-Cocktails auf Tribünen und Spielfeld geworfen hatten, wurde das Spiel elf Minuten vor Schluss abgebrochen. Die Bilanz: 20 verletzte Polizisten und 57 Festnahmen.
    Unrühmliche Szenen spielten sich am Sonntagabend beim Derby zwischen Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus ab. Das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenersten und Zweiten musste elf Minuten vor Schluss beim Stand von 1:0 für Olympiakos wegen schweren Zusammenstößen zwischen Hooligans und der Polizei abgebrochen werden.
    Das Resultat waren 20 verletzte Polizisten sowie 57 vorübergehende Festnahmen und Entsetzen auf allen Seiten. "Wir fühlen uns verpflichtet, uns bei den Zehntausenden vernünftigen Fans zu bedanken und gleichzeitig um Entschuldigung zu bitten für einen der beschämendsten Momente in der Geschichte unseres Vereins", hieß es in einer Erklärung von Panathinaikos am frühen Montagmorgen.
    Auch die Regierung reagierte scharf. Der Generalsekretär im für Sport zuständigen Kulturministerium, Panagiotis Bitzaxis, schloss eine Absage der nächsten Runde nicht aus und erklärte: "Wenn einige Fans von Panathinaikos ihre Mannschaft zur Katastrophe führen wollen, dann können wir nichts machen."
    Denn die Polizei sprach von einem organisierten und geplanten Vorgehen. Eigentlich waren aus Sicherheitsgründen im Stadion nur Fans von Panathinaikos zugelassen. Um die Kontrollen zu behindern, hätten Hooligans vor Spielbeginn die Polizei mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Kontrolleure verließen in Panik ihre Positionen. Dabei sei es einer anderen Gruppe von Fans gelungen, Brandflaschen ins Stadion zu tragen, woraufhin die Situation außer Kontrolle geriet.
    Tumulte vor dem Stadion
    Während der Pause versuchten schließlich Hunderte Hooligans, ohne Tickets ins Stadion zu gelangen. Sie warfen Brandflaschen auf die Polizei, diese setzte massiv Tränengas ein. Die zweite Halbzeit begann mit knapp einstündiger Verspätung, da stickige Tränengaswolken ins Stadion gelangt waren. Schiedsrichter Anastasios Kakos rief alle Spieler zu sich und bat sie um Mithilfe, damit das Spiel zu Ende gebracht werden könne.
    Nach dem 1:0 von Olympiakos durch Djamel Abdoun eskalierte die Situation jedoch erneut. Molotow-Cocktails flogen auf Tribünen und dann auch auf das Spielfeld. An über 30 Stellen im Stadion brannte es. Schiedsrichter, Spieler und Betreuer flüchteten in die Kabine. Mehrere Feuerwehrwagen fuhren in die Arena, um die Brände zu löschen. Rund um das Olympiastadion gingen die Zusammenstöße weiter, es waren Detonationen zu hören.
    "Eine Katastrophe"
    "Ich bin sprachlos. Es ist kein Tag, an dem man glücklich sein kann", sagte sichtlich schockiert Olympiakos-Trainer Ernesto Valverde im griechischen Fernsehen. Der Spanier vermutete, dass die Ausschreitungen, die er zum ersten Mal in diesem Umfang in seiner Karriere erlebte, mit der schweren Finanzkrise in Griechenland verbunden sein könnten.
    "Es ist eine Katastrophe für dieses Schmuckstück, die Schäden sind im Moment unschätzbar. Sie sind aber sehr hoch", erklärte Stadiondirektor Lazaris Grykis. Panathinaikos-Trainer Jesualdo Ferreira verstand nicht, warum das alles passiert ist. "Niemand von uns hat es verdient, solche Angst zu erleben. Ich will mich bei allen entschuldigen. Es tut mir leid", sagte der Portugiese.


    (ag)