Quelle: Leipziger Volkszeitung
"Mister Markranstädt" wirft hin
Holger Nussbaum geht, weil das SSV-Präsidium Coach Dieter Kühn im Alleingang verpflichtet hat / Mannschaft lässt erstes Training platzen
Markranstädt. 2009 schrieb der kleine SSV Markranstädt Geschichte, wurde zum Steigbügelhalter der Roten Bullen. Oberliga-Spielrecht gegen Geld und jahrelange Planungssicherheit - der Deal beglückte alle. SSV-Fußballchef Holger Nussbaum und Club-Anwalt Andreas Stammkötter fädelten ein, verhandelten, wurden gefeiert. Seit gestern sind beide SSV-Geschichte.
Die Story hinter der Nachricht handelt von nicht eingehaltenen Abmachungen, Eifersüchteleien, Alleingängen, Geheimverhandlungen, einem Vertragsabschluss. Und sie mündet in einem Verhältnis, das keines mehr ist. Nussbaum (auf Dienstreise ein Chicago) erklärte via Kanzlei Stammkötter seinen Rücktritt als Chef der 1. Mannschaft, kündigte sein Engagement als Trikotsponsor, ließ auch seine Werbebanden im Stadion am Bad entfernen.
Grund: Das SSV-Präsidium hat einen neuen Cheftrainer verpflichtet. Der heißt Dieter Kühn, 55, war ein exzellenter Mittelstürmer, coachte jahrelang Kickers Markkleeberg, wollte schon gestern des Training leiten. Doch dazu kam es nicht, die Mannschaft meldete Gesprächsbedarf an.
"Ich habe nichts gegen Herrn Kühn", sagte Nussbaum. "Aber es war abgesprochen, dass während meiner Abwesenheit kein Trainer eingestellt wird." Nussbaum war in Zusammenarbeit mit seinem Freund und Berater Matthias Wentzel seit Wochen auf Trainersuche. Olaf Marschall war Thema, mit Hans Leitzke gab es ein Gespräch, auch Jürgen Raab stand auf der Liste. Jetzt fühlt sich Nussbaum hintergangen, schiebt einen Hals aufs Präsidium. "Mit diesen Herren will ich nichts mehr zu tun haben." Präsident Michael Urlaub wollte sich nicht zur pikanten Angelegenheit äußern. "Oder muss ich das?" Natürlich nicht.
Die Entfremdung zwischen Nussbaum und Präsidium hat mit den verschiedenen Zielen und der Person Wentzel zu tun. Wentzel war mal SSV-Trainer, stieg mit dem Club in die Oberliga auf, benutzte dabei harte Worte und Ellenbogen. Im Präsidium ist Wentzel seither beliebt wie Masern und Mumps in Kombination. Nussbaum ist ähnlich ehrgeizig wie Wentzel, will in die Regionalliga. Den Männern um Club-Chef Urlaub steht da schon eher der Sinn nach Besitzstandswahrung. Dank der Red-Bull-Kohle kann der SSV die Landesliga noch jahrelang finanzieren. Riskierten Urlaub und Co. deshalb den Bruch mit Nussbaum?
Die in Holger Nussbaums Hydraulik-Firma angestellten SSV-Fußballer müssen übrigens keine Angst vor Konsequenzen haben. "Es gibt Arbeitsverträge", sagt der 41-Jährige, "und an die halte ich mich."
Guido Schäfer
Da will ich mal hoffen das wir nie in eine ähnliche Situation kommen weil ein Großsponsor sich übergangen fühlt :zaunwink: