"Wovon Leipziger träumen: Sarah Köhler - Das neue Fanprojekt legt los"

  • Liest sich auf den Ersten Blick zumindest nicht verkehrt-schau mer mal.
    *Klugscheißmodus AN* Ein kleiner Fauxpas ist im Übereifer der Geschlechtsübergreifenden Formulierung dann doch zu lesen: "Rechtsberatung für Fans durch AnwältInnen,.." ?( ? Sollten die rechtsberatenden Anwälte alle weiblichen Geschlechts sein dann muss man das "I" auch klein schreiben. Sollte aber die Mehrzahl eines Anwaltes und einer Anwältin gemeint sein , dann muß man einfach "Anwälte" verwenden. Das Anhängen von "Innen" zum Zwecke einer vermeintlich geschlechtsneutralen Beschreibung der Mehrzahl eines Berufbegriffes dessen Vokal sich bei eben dieser Mehrzahl durch eine Doppelpunktierung über diesen Vokal genauso wie bei der ausschließlich weiblichen Bezeichnung dieses Berufes artikuliert .... ist völlig sinnfrei. ( wie z.B auch "KöchInnen" ) *Klugscheißmodus AUS*


    Ansonsten um beim Thema Anwälte und Fussbalfansl zu bleiben ein interresanter Artikel in der heutigen LVZ:
    Fans in schwarzen Roben
    Zusammenschluss von Rechtsanwälten berät Anhänger im Umgang mit der Justiz
    Berlin. Das Runde, das ins Eckige muss - Fußball ist die Welt des Berliners René Lau. Er ist aber nicht nur ein Fan, der jede Woche ins Stadion geht. Der 46-Jährige ist einer der Juristen aus der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Fananwälte. "Wir setzen uns dafür ein, dass Fußballfans nicht generell auf Gewalttäter reduziert werden", sagt Lau. Der Fan als Sicherheitsrisiko - das oft heraufbeschworene Bild sei einseitig.
    Mehr als zehn Rechtsanwälte aus ganz Deutschland mit ähnlichen Erfahrungen haben sich vor rund einem Jahr zusammen­geschlossen. Die Fans in scharzen Roben aus Karls­ruhe, Rostock, Frankfurt, Berlin, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart fanden sich über das Internet, treffen sich aber regelmäßig. "Wir sind Fußballfans, die Anwälte sind", sagt Lau, dessen Berliner Lieblingsmannschaft in der fünften Liga spielt. Er kenne die Probleme von Fußballfans. "Ich weiß, wie es ist, einen Stehplatz zu haben."
    Die Vertretung in einem Strafprozess sei nur ein Teil der Arbeit, sagt der Anwalt. Verunsicherte Fans kämen vielmehr, wenn die Polizei Melde-Auflagen oder Verbots-Verfügungen verhängt habe. Dann werde beraten, ob bei Gericht Rechtsschutz beantragt wird. Bei Fanclubs in mehreren Bundesländern informiere er auch über die Rechte von Fußballanhängern.
    Gründerin der AG Fananwälte ist Angela Furmaniak aus Lörrach in Baden-Württemberg. "Auslöser war für mich, dass Fußballfans in besonderem Maß von polizeilichen Überwachungs- und Verfolgungsmaßnahmen betroffen sind, aber kaum eine Lobby haben", betont sie. Lau ergänzt: Dass bei Polizeieinsätzen Fans auch durch Beamte Verletzungen davon tragen, werde oft verschwiegen.
    Doch in den letzten Monaten gab es immer wieder erschreckende Ausschreitungen auf Rängen und außerhalb von Stadien. In der Konsequenz wurde Zweitligist Dynamo Dresden aus dem Pokal-Wettbewerb 2012/13 ausgeschlossen, Ligakonkurrent Hansa Rostock wurde ein Spiel vor leeren Rängen auferlegt. Anwalt Lau befürchtet zudem, dass die Polizei zur Fußball-Europameisterschaft massenhaft Ausreiseverbote verhängt - alles unter der großen Überschrift Prävention.
    Das Thema ist längst in der Politik angekommen. Der Sportausschuss des Bundestags wird am 8. Februar öffentlich über Strategien gegen Gewalt im deutschen Fußball diskutieren. Bei einem Spitzentreffen von Deutschem Fußball-Bund (DFB), Deutscher Fußball Liga (DFL) und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wurde im November eine Task Force gegen Fußball-Gewalt vereinbart. Dialog statt Verbot ist die neue Devise.
    Doch der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), hat jetzt andere Vorschläge parat: Mit personifizierten Eintrittskarten und Kameras zur Gesichtserkennung will er notorische Randalierer vor den Stadien abfangen.
    Anwalt Lau plädiert indes dafür, Fußball-Gewalttäter zu behandeln wie andere Straftäter auch. Doch hier bekämen schon jugendliche Ersttäter Haftstrafen, Bagatelldelikte würden hart verfolgt, Stadionverbote trotz unbewiesenen Verdachts aufrechterhalten. Ihn regt auch auf, dass die Behörden nicht darüber informierten, wer in die bundesweite Datei für Sport-Gewalttäter aufgenommen wird. Die Löschung von personenbezogenen Daten zu erreichen, sei ein Kampf, sagt Lau.
    "Zu mir kommen Handwerker, Beamte, Azubis, die meisten zwischen 20 und 30 Jahren", berichtet Lau über die Fans, die anwaltliche Hilfe suchen. Die wenigsten seien arbeitslos - "die haben ein geregeltes, ordentliches Leben". Er kenne auch viele, die deeskalierend auf Jüngere einwirkten.
    Lau wünscht sich wie seine Kollegen mehr Gespräch zwischen allen, die mit Fußball zu tun haben. Die AG Fananwälte hat die Fußballverbände aufgefordert, nicht nur mit Staatsan­wälten und Innenministerien zu sprechen, sondern auch mit dialogbereiten Fans.
    Jutta Schütz

  • Quelle: Leipziger Volkszeitung 19.Jan 2012


    Fußball-Fanprojekt
    Anlaufpunkt, Lobby und Vermittler
    Leipzig. Noch ist das Domizil in der Brandvorwerkstraße 37 eine Baustelle. Aber Mitte Februar wird hier das neue Fußball-Fanprojekt Leipzig einziehen: Begegnungsraum, drei Büros, kleine Küche.
    Leiterin Sarah Köhler, 31, gelernte Pädagogin, stellte gestern bei einem Pressegespräch ihr Team vor, dessen Aufgabenverteilung die heterogene Vereins-Landschaft widerspiegelt. Benjamin Görges (Sozialpädagoge) wird sich besonders um die Fans der BSG Chemie kümmern, Mario Opitz (Gymnasiallehrer) um die SG Leipzig-Leutzsch, Ulrike Fabich (Politologin) um Roter Stern. Ein fünfter Mitarbeiter mit Schwerpunkt 1. FC Lok wird demnächst eingestellt. "RB Leipzig liegt noch auf meinem Schreibtisch", sagte Köhler, die zuvor 18 Monate das Fan-Projekt Lübeck leitete: "Möglicherweise schaffen wir eine weitere Stelle - wenn wir sie bewilligt bekommen."
    Der Jahresetat beträgt 240000 Euro, die Finanzierung teilen sich DFB, Stadt und Freistaat Sachsen. Als neuer Träger hat die Outlaw Kinder- und Jugendhilfe (850 Mitarbeiter in elf Bundesländern, 78 in Leipzig, verantwortlich auch für das Fanprojekt in Münster) die Sportjugend Leipzig abgelöst. Die Stadt hatte auf den Wechsel gedrängt, stieß beim Land Sachsen zunächst auf Ablehnung, das Projekt ruhte ein halbes Jahr. "Bei einem Gipfeltreffen in Dresden haben wir alle Differenzen ausgeräumt", erklärte Siegfried Haller. Leipzigs Jugendamts-Leiter kündigte zudem ein Gespräch mit dem alten Fanprojekt-Chef Udo Ueberschär an: "Wir möchten seine Kompetenz gern weiterhin einbinden." Haller erwartet vom neuen Projekt-Team neben sozialpädagogischer Arbeit, Gewaltprävention und besserer Kommunikation auch professionelles Krisenmanagement.
    "In Leipzig wird eine wichtige Lücke geschlossen", betonte Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle der 51 deutschen Fanprojekte. Die säßen stets zwischen allen Stühlen, seien "klassische Vermittlungsinstanz" zwischen Kommerz-Interessen der Vereine, Sicherheits-Bedürfnissen von Verwaltung und Polizei und den Selbstverwirklichungs-Ansprüchen der Jugendlichen: "Wir müssen ihnen Raum geben, eigenverantwortlich zu handeln."
    So wird auch Sahra Köhler vielfältige Netzwerke aufbauen. Sie will Anlaufpunkt und Lobby sein für die Fans, sich in ihrem Interesse einmischen in öffentliche Debatten. Es gehe nicht nur um vorausschauende Problemvermeidung: "Wir müssen weg vom oft gemalten Bild besoffener, randalierender Chaoten, hin zu positiven Potenzialen wie Kreativität, Solidarität, Anerkennung und vernünftiger Streitkultur."
    Das Fanprojekt wird Bildungsangebote machen, mit Uni, Zeitgeschichtlichem Forum und Runder Ecke kooperieren, Lebenshilfe aller Art offerieren. Dazu gehört auch eine kostenlose Rechtsberatung.
    Steffen Enigk

  • Wovon Leipziger träumen: Sarah Köhler - Die Fans müssen auch gehört werden
    Sarah Köhler
    29.12.2012

    Das Jahr 2012 war für Fußballfans sportpolitisch kein Gutes. Schlagwörter wie „vom Dach fallende Bengalos“ oder die „Taliban der Kurve“ prägten die eigentlich sensibel zu führende Debatte um die Sicherheit in deutschen Stadien. Sarah Köhler vom Fanprojekt Leipzig hat sich in 20 Jahren Fußball nie unsicher gefühlt. Doch trotzdem muss sich etwas ändern – zum Guten der Fans …
    Es kommt mir vor, als sei 2012 wie im Flug vergangen. Viel Arbeit steckt im Fanprojekt Leipzig: Viele Stunden an Gesprächen in Netzwerken und mit Behörden, Tage im Aufbau der Geschäftsstelle und der Fanräume, Wochen in der Planung und Durchführung von Fanturnieren, Veranstaltungen und Lesungen und viele Monate im Kontakt- und Vertrauensaufbau zu den Fanszenen. Am Ende dieses erlebnisreichen Jahres kann ich sagen, dass wir eine solide Basis geschaffen haben, auf der sich aufbauen lässt. Verschweigen möchte ich dennoch nicht, dass mancherorts noch viel Weg vor uns liegt – wir sind bereit ihn zu gehen!
    Das nicht nur die Fans in den oberen Ligen beschäftigende Thema des Jahres war zweifelsohne die „Sicherheitsdebatte“. Ob „Taliban der Kurve“, „Sogenannte Fans“, „Problemfans“ oder „Chaoten und Gewalttäter“ – die Etikettierungen waren so vielfältig wie oftmals hanebüchen.
    Ich selbst gehe seit nunmehr nahezu 20 Jahren privat und beruflich zum Fußball. Auch nach längerem Überlegen fällt mir keine Situation ein, in der ich mich nicht sicher gefühlt hätte. Kostenübernahme der Einsatzkosten der Polizei durch die Vereine, Reduzierung der Kartenkontingente für Gästefans, Abbau der Stehplätze – Abbau der Vorurteile, möchte ich den Forderungen, die nahezu täglich durch die Presse geistern, entgegnen. Denn: Wenn wir über Sicherheit reden, findet die Stimme der Fans und Ultras in den Kurven oftmals wenig Gehör........
    ....

    Den ganzen Artikel gibt es in der LIZ


    :respekt:

  • von hier aus mal ein längst fälliges lob an das aktuelle fanprojekt. vor fünf jahren hat mich kein fanprojekt informiert wo ich parken kann, wie ich anreise, welche unannehmlichkeiten mich erwarten... endlich profis an dieser stelle, danke outlaw...