Paris Saint-Germain
Kein Platz mehr für alten Adel
29.12.2012 · Paris Saint-Germain wird von Geld aus Qatar geflutet, ist „chic“ - aber frühere Anhänger wenden sich ab. Frauen in hohen Schuhen, die in der Halbzeit den Eingangsbereich der Damentoiletten blockieren, mag nicht jeder.
Adieu, PSG. Bonjour, PFC. Getreu dem Credo, dass Tradition nichts und Vermarktung alles ist, wagt sich die qatarische Klubführung von Paris Saint-Germain nach der sportlichen Rundumerneuerung an das mediale Feintuning. Um den Verein als Marke mit globalem Wiedererkennungswert zu etablieren, soll der Namenszusatz Saint-Germain auf dem Vereinsemblem getilgt und zum griffigeren Paris FC verschlankt werden.
Auch Lilie und Wiege, als royale Familieninsignien der Bourbonen seit 42 Jahren als Symbol der geographischen Geburtsstätte des Klubs auf dem Wappen abgebildet, sollen weichen. Neben dem Herrscherhaus von Doha ist kein Platz für alten Adel mehr.
Um den Prestigefaktor von PSG zu mehren, ist den Qatarern, die weltweit in Luxusgüter mit hoher Symbolkraft investieren, jedes Mittel recht. Ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen hat sich die Eignergesellschaft Qatar Sports Investment (QSI) den Verein so hemmungslos gründlich einverleibt, dass die eigenen Fans ihn nicht wiedererkennen.
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Wo sich früher rechtsgesinnte Bürgersöhne und Migranten aus der Banlieue grölend gegenüber standen, stehen jetzt Frauen in hohen Schuhen und edlen Jeans, die in der Halbzeit den Eingangsbereich der Damentoiletten blockieren, weil sie sich die Haare richten müssen. In Blocks, in denen einst die Stimmung überkochte, animieren nun professionelle Einheizer das träge Publikum zum Klatschen, während unten auf dem Rasen Cheerleader die Buchstaben des Vereinsnamens tanzen. Die QSI hat den Fußballklub im Schnellverfahren zu einem Lifestylezirkus umgewandelt, der den Fan nur noch als zahlenden Kunden duldet.
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Doch das neue PSG materialisiert sich nicht nur in teuren ausländischen Stars, es visualisiert sich vor allem auf den Tribünen. Mit den „Bobos“, den bourgeoisen Bohemiens, haben die Schönlinge und Erfolgsfans den Fußball für sich entdeckt. In nagelneuen Vereinstrikots bevölkern sie, die dekorative Freundin im Schlepptau, das Stadion. Auf der Strecke geblieben sind der gemeine Fan und die Atmosphäre. Mit der Parole „Der Park ist tot“ rufen frühere Dauerkartenbesitzer seit Saisonbeginn zum Boykott der Heimspiele auf. Die Folge ist eine Stimmungsflaute und die Erkenntnis, dass sich eben nicht alles kaufen lässt. Dabei wurden vergangene Woche bereits neue Finanzmittel akquiriert.....
Quelle und vollständiger Artikel in der FAZ