Stellungnahme zum Polizeieinsatz beim Auswärtsspiel in Heidenau

  • Hier nochmal der ganze Text fürs spätetere Archiv:
    Stellungnahme zum Polizeieinsatz beim Auswärtsspiel in Heidenau

    Erneut muss sich die BSG Chemie Leipzig nach einem Auswärtsspiel mit den Schattenseiten von Polizeieinsätzen auseinandersetzen und erneut müssen wir klare, sogar noch klarere Worte finden um dies zu verurteilen.


    Schon auf der Hinreise wurden unsere Fans unverhältnismäßig von allen anderen Reisenden separiert und z.B. alte Frauen dazu gezwungen sich auf dem Bahnsteig neue Sitzplätze zu suchen. Dabei wurden sowohl den Fußballfans als auch den „normalen Reisenden“ suggeriert, dass jeder der einen grünen Schal mit sich führt, eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Bei der Begleitung im Zug und zum Stadion liefen vereinzelt Polizisten mit einem geöffneten Pistolenhalfter umher. Dies stellt nicht nur eine nicht zu verstehende Geste gegenüber den Fans dar sondern ist ein Sicherheitsrisiko, bei dem mit Gewissheit davon auszugehen ist, dass dies nicht mit den Vorschriften für die Beamten abgedeckt ist. Ist es Ziel der Polizei mit dem schnellen Ziehen einer Pistole auf unsere Fans zu reagieren?


    Bei der Ankunft in Heidenau wurden von der zuständigen Bundespolizei die Personalien aller mitgereisten Zugfahrer notiert. Begründet wurde diese Maßnahme mit Vorkommnissen bei den ersten Auswärtsspielen in dieser Saison. Welche das sein sollten, war den Betroffenen und unseren Vereinsvertretern ein Rätsel. Alle bisherigen Gastgeber können bestätigen, dass das Auftreten der Fans bei den letzten Spielen lautstark, aber friedlich war. Es gibt für dieses derart repressive Auftreten im Vorfeld eines Fußballspiels keinerlei Rechtfertigung oder Grundlage – entsprechend groß ist unsere Empörung über die Diffamierung unseres Anhangs und damit unseres Vereins.


    Das Spiel selbst verlief vollkommen vorfallsfrei. Die im Vorfeld erfolgte Kommunikation mit dem Leiter des Ordnungsdienstes und dem Heimverein bewährte sich erneut und sorgte für einen reibungslosen Ablauf des Spiels an dessen Ende unsere Mannschaft ein 1:1 erkämpfen konnte.


    Nach dem Spiel warteten vor dem Stadion zahlreiche Anhänger des in der Nähe beheimateten Vereins Dynamo Dresden. Auch hier kam es trotz Drohgebärden dieser Personen maximal zu fußballtypischen Wortgefechten, aber nicht mal im Ansatz zu Auseinandersetzungen.
    Angekommen auf dem Bahnhof Heidenaus, warteten unsere Fans auf den Zug in Richtung Dresden. Beim Einsteigen in diesen, schubsten die eingesetzten Beamten die Chemie-Fans und drängten diese mit Gewalt in die Waggons. Dabei setzten die Polizisten ihren Mehrzweckeinsatzstock ein, verletzten damit mehrere Fans um anschließend Pfefferspray in die geschlossenen Abteile zu sprühen. Zu dieser Zeit waren etliche Personen im Zug anwesend, die mit dem Fußballspiel nichts zu tun hatten und von diesem ungerechtfertigten Einsatz in Mitleidenschaft gezogen wurden. Kinder und alte Menschen mussten unter Tränen den Zug verlassen.
    Auch beim Umstieg in Dresden war von einer deeskalierenden Begleitung keine Spur, so wurden unsere Fans unter gewalttätigen Druck auf den Bahnsteig gedrängt und von den Einsatzkräften beleidigt: „Bewegt euch ihr Penner!“. Beschwerden über diesen Umgangston wurden mit dem Ziehen von Teleskopschlagstöcken beantwortet. Das Geräusch beim Ausfahren dieser Waffe schafft eher Angst, als zur Befriedung einer ohnehin angespannten Situation beizutragen.
    Im Folgenden wurden unsere Fans geschlagen und getreten und dabei ein kleiner Junge durch einen Tritt am Knie verletzt und daraufhin durch eine bei unseren Fans befindliche Krankenschwester versorgt. Die darauf angesprochenen Einsatzkräfte kommentierten den Vorfall nicht mit einer Entschuldigung, sondern mit dem Hinweis, dass ja der Vater selbst an diesem Zustand schuld sei, da er seinen jungen Sohn mit zum Fußball nimmt. Dies zeigt eindeutig, dass den Polizisten ihr Verhalten zwar bewusst war, sie dies aber nicht als Fehlverhalten werten, sondern sich dabei noch im Recht sehen. Wir hoffen eindringlich darauf, dass sich sowohl das betroffene Kind, als auch sein Vater davon nicht beeindrucken lassen und der BSG Chemie weiterhin folgen werden. Es kann nicht Ziel der Polizei sein, kleinen Jungen ihr großes Hobby zu verbieten oder durch solch ein Verhalten das Generationenerlebnis Fußball zu zerstören. Ein sogenannter Szenekundiger Beamte aus Dresden setzte dem noch die Krone auf, in dem er auf eine Nachfrage wie folgt antwortete: „Im Stadion ward ihr noch so klein mit Hut und jetzt spielt ihr euch so auf...“. Auf diese rhetorische Missinterpretation aufmerksam gemacht, verließ er sofort und wortlos das Szenario. Es schien als wäre der Beamte enttäuscht darüber, dass das Spiel wenige Stunden zuvor noch problemlos ablief und sich unsere Fans selbstregulierend nicht von Störern provozieren ließen.


    Diese gesammelten Respektlosigkeiten sind in der Form und Masse nicht zu dulden.
    Solche Tage helfen nicht ein sich festigendes „Feindbild Polizei“ abzubauen oder auf eine deeskalierende Zukunft zu setzen. Darum verurteilen wir diesen Auftritt aufs schärfste. Die gesammelte Präsenz solcher Vorkommnisse in den letzten Wochen, lassen den Schluss zu, dass dieses repressive Vorgehen methodisch erfolgt um unsere Fans einzuschüchtern und ihnen strukturell zu schaden. Dies zeigt auch wie wichtig es ist, sich endlich der Problematik des fehlenden Fanprojektes anzunehmen und dies mit einem neuen, kritischen und unabhängigen Partner zu besetzen.


    Natürlich wissen wir, dass wir auch mit dieser Stellungnahme in der Praxis wenig ändern werden, aber es ist für uns eine Selbstverständlichkeit uns schützend vor unsere Fans zu stellen und unverhältnismäßiges Verhalten anzuprangern. Dies werden wir tun, bis endlich mehr Sensibilität bei den leitenden, ordnungspolitischen Stellen vorherrscht und auch dort Fehler eingestanden werden. Außerdem raten wir den Betroffenen Anzeigen zu erstatten. Die entsprechenden Namen der Einsatzleiter und diensthabenden Beamten liegen dem Verein vor und werden bei Bedarf weitergegeben. Generell werden wir uns als Verein mit unseren Fans intern beraten, ob und an welcher Stelle in Zukunft bei Spielen eine anwaltliche Begleitung gestellt werden kann, um entsprechend und nachdrücklich gegen polizeiliche Willkür vorzugehen.


    BSG Chemie Leipzig e.V.



    Respekt für das Eintreten des Vereines für seine Fans und das öffentliche Kritisieren der Polizeiwillkür vorallem zu unseren Auswärtsspielen. :respekt:
    Diese Erklärung sollte als Presseerklärung auch an die Regionalen Medien versendet/gemailt werden -ob die es dann drucken ist etwas anderes.
    Ebenfalls sollte von den geschädigten bzw evt. vom Verein die Maßnahme einer kostenlosen Dienstaufsichtsbeschwerde in Erwägung gezogen werden! Wird am Ende keine Verurteilung oder so bringen, aber bei Einheiten mit häufigen Diesntaufsichtsbeschwerden werden auch die übergeordneten Stellen wach.
    Die Einsatzkräfte des Freistaates machten vorallem in diesem Jahr des öfteren nicht den Eindruck sich an die freihetlichen demokratischen Spielregeln unseres Staates zu halten. Nicht nur bei den eigenen Bürgern sondern bundesweit gab die sächsiche Einsatzpolizei des öfteren eine peinliche Figur ab und sorgte für Entrüstung über die Landesgrenzen hinaus. Egal ob (illegales?) Überfallkomando im benachbarten Freistaat Thüringen, (illegale?) Millionenwache Funkzellenüberwachung in Dresden oder peinliches Machogehabe in Hamburg-das Dresdener Innenministerium läßt scheinbar Bundesweit kein Fettnäpfchen aus um seine Einsatzkräfte in Verruf zu bringen-ja selbst Vergleiche mit der SA des Dritten Reiches sind im Zusammenhang mit dem "Demokratieverständniss" der Sächsischen Einsatzpolizei zu hören . :thumbdown:

  • "Das Problem der heutigen Polizei im Zusammenhang mit Fußball, ist die Tatsache das sie in ihrem martialischem und dem teilweise auch unterirdischem Auftreten von einigen meist jungen Beamten, die schiere Angst verbreitet anstatt Sicherheit zu vermitteln. Und Angst führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu Gewalt und Gewalt führt zu großem Leid. Sagte nicht schon Meister Joda..."


    Schönes und absolut treffendes Zitat von einem Bekannten, wie ich finde. Das "Feindbild Polizei" wurde errichtet, und sie haben sich dabei sehr viel Mühe gegeben.

  • Hab mir vor der Saison schon gedacht, dass es schon mal hier un da Stress gibt. Aber bei 4 auswärtsspielen schon 4 x Einheiten voller vollpfosten übertrifft alles und die nächsten Spiele wird's wohl Ni anders! Ich frag mich nur wer die eigentlich immer einlädt...

  • Meine Meinung dazu, Strafanzeige, Strafanzeige, Strafanzeige stellen!


    Nette weitere Hilfestellungen wie immer per PN, dabei werde ich natürlich nur Menschen, die mir bekannt sind, berücksichtigen.


    Zwei Dinge noch, All Christians Are Brothers und Bullen sind keine Kühe.