die heutige LVZ ungewohnt kritisch:
Finanznot
Lok wird immer mehr zum Problembären
Leipzig. Die unendliche Geschichte zwischen dem 1. FC Lok und Stefan Lindner wächst um ein neues Kapitel an. Der Mann, der die russische Tri Holding in Leipzig vertritt und Geld bei den Blau-Gelben investieren wollte, wird die avisierten 25000 Euro zur Erweckung der Stadion-GmbH nicht einzahlen. Das hört sich nicht gut an, stößt aber bei Lok-Verhandlungsführer Steffen Kubald auf Verständnis. "Wenn kein Stadion gebaut beziehungsweise umgebaut wird, brauchen wir auch keine Stadion-GmbH."
Hintergrund: Entgegen früherer Absicht will Lindner die von den Russen gewünschte Eishockey-Arena nicht ins Bruno-Plache-Gelände, sondern auf der Alten Messe pflanzen. Womit die angedachte parallele Sanierung des Plache-Stadions hinten runter fällt. Lindner hat dem Club allerdings versprochen, die bisher pünktlich geleisteten Sponsor-Leistungen von 5000 Euro im Monat fortzusetzen und eingedenk akuter Lok-Engpässe sogar im Vorgriff aufs Saisonende komplett zu überweisen. Wären geschmeidige 30000 Euro.
Weil aber bis zum 30. Juni noch eine Unterdeckung von über 200000 Euro besteht und die Fußballer bibbernd auf ihre Dezember-Gehälter warten, ist kurzfristig nur eine Lösung denkbar: Präsident Michael Notzon muss noch mal in seinen Sparstrumpf illern.
Der 1. FC Lok ist im Januar 2013 ein Problembär. Die winterlichen Trainingsbedingungen sind eines Regionalligisten unwürdig, die Verletztenliste wird wegen der Belastung auf knochenharten Plätzen länger. Der Not gehorchend, verhandelt Lok jetzt mit dem sächsischen Verband über die Nutzung des modernen LFC-Kunstrasens am Gontardweg (Frauen-Leistungszentrum). Apropos holde Weiblichkeit: Die hauseigenen Zweitliga-Fußballerinnen kann sich der Club nicht leisten, hat sie aber am Bein.
Die Strukturen im Club sind gelinde gesagt amateurhaft, das Tagesgeschäft hängt am einsamen Geschäftsstellenleiter Martin Scholz - und an Lok-Gründungsvater Steffen Kubald. Marketing? Sponsoren-Akquise und Sponsoren-Pflege? Nahezu Fehlanzeige. Geradezu irrwitzig: Kubald führt Verhandlungen mit Spielern, Investoren, dem Fußball-Verband oder aber der Stadt Leipzig, hat aber gar kein offizielles Mandat. Kubald sagt: "Die Lage ist ernst, es ist finanziell eng. Jetzt müssen alle aus dem Knick kommen und an einem Strang ziehen."
Fast schon zur Randnotiz wird da der Sonnabend-Test in Delitzsch gegen die U23 des Halleschen FC. Für die Lok-Rumpfelf setzte es ein derbes 1:5 (0:3). "Man kann gegen einen Oberligisten verlieren, aber nicht 1:5. Da gibt es keine Ausrede", sagte Trainer Marco Rose. "Halle musste auf demselben Boden spielen." Wegen der Verletzungsmisere musste Rose mit einem Elf-Mann-Kader anreisen und die Partie nach einer Blessur von Alexis Theodosiadis auch noch zu zehnt beenden. Zu den finanziellen und strukturellen Problemen seines Clubs sagt Rose: "Ich beeinflusse das, was ich momentan beeinflussen kann. Und das ist die Bereitschaft und Leistung meiner Mannschaft. Die Jungs ziehen mit, das 1:5 war ein Ausrutscher, der Gesamteindruck der Vorbereitung bleibt gut. Guido Schäfer/Norbert Töpfer